Kommentar zu Corona-Tests für SchülerArmin Laschet lässt keinen roten Faden erkennen
- Virologen rechnen damit, dass es nach dem Ende der Sommerferien neue regionale Ausbrüche in NRW geben wird.
- NRW-Ministerpräsident Armin Laschet verzichtet darauf, Lehrer und Schüler nach den Ferien landesweit zu testen.
- Damit aber stellt er die Glaubwürdigkeit einer Lockdown-Politik in Frage, Schulen und Kitas immer zuerst zu schließen.
- Ein Kommentar.
Maskenpflicht und Abstandregeln werden in NRW wohl auch über den 15. Juli hinaus verlängert. Das hat NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) in Düsseldorf angekündigt. Während man in den Niederlanden beipielsweise beim Einkauf auf den Mund- und Nasenschutz verzichtet, bleibt Laschet eisern. Das wird vor allem in den Regionen, in denen es keine Corona-Infektionen mehr gibt, auf wenig Gegenliebe stoßen. Wenn man Lockdowns für einzelne Kreise verhängen kann, sollte man dann nicht im Umkehrschluss auch mit den Lockerungen regional unterschiedlich umgehen?
Nein, denn das wäre ein falsches Signal. Die Maske ist ein Symbol dafür, achtsam zu bleiben und ein Zeichen der Solidarität mit den Hauptrisikogruppen. Leider gehen ausgerechnet die Älteren, die besonders vor einer Infektion geschützt werden müssen, oft erschreckend leichtfertig mit der Maskenpflicht um. Vielen junge Menschen scheren sich nicht mehr um die Abstandsregeln. An den vergangenen Wochenenden musste die Polizei in mehreren Städten einschreiten, um überfüllte Plätze zu räumen. Sie verhalten sich, als wäre die Corona-Gefahr beendet.
Das ist sie allerdings nicht. Virologen rechnen damit, dass es nach dem Ende Sommerferien neue regionale Ausbrüche in NRW geben wird. Anders als im „Fall Tönnies“, bei dem die Infektion von einem Hotspot ausgeht und regional begrenzt ist, werden die zurückkehrenden Urlauber das Virus in Orte tragen, die bislang ohne Erkrankungen davon gekommen sind. In der bislang coronafreien Provinz machen Maskenpflicht und die Einhaltung von Abstandsregeln dann unbedingt Sinn. Ein besonderes Risiko für die Auslösung einer zweiten Welle stellt der Schulbeginn dar. Nach den Ferien will die Landesregierung den Regelbetrieb an allen Schulformen wieder aufnehmen. Es ist absehbar, dass es in den Pausen und in den Fluren zu Gedränge kommt. Deswegen wäre es wichtig, vor dem Schulstart umfassende Corona-Tests für Schüler und Lehrer durchzuführen. Das Geld wäre gut investiert.
Umso erstaunlicher ist es, dass Laschet von einem solchen Schultest nichts wissen will. Immerhin wurden im Kreis Gütersloh als erste Maßnahme zur Eindämmung des Infektionsgeschehens Kitas und Schulen geschlossen. Wenn man die Bildungseinrichtungen nun aber bei der Prävention einer zweiten Coronawelle nach den Ferien außen vor lässt, entsteht der Eindruck, dass es sich bei den Schulschließungen um einen reflexhaften Aktionismus handelte. Das birgt eine große Gefahr. Die Akzeptanz für möglicherweise noch bevorstehende Beschränkungen hängt davon ab, dass der Staat einen roten Faden verfolgt. Der ist nicht zu erkennen, wenn jetzt auf die Testungen von Schülern und Lehrern verzichtet wird.