Die Tatsache, dass es Gespräche zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation gibt, stimmt hoffnungsvoll, findet unser Autor.
Kommentar zu Gaza-KriegMöglicher Deal in Nahost – Endlich Bewegung, endlich Hoffnung
Noch sind die Details eines möglichen Deals zur Freilassung von israelischen Geiseln durch die Hamas unklar. Unklar ist sogar, ob es überhaupt zu solch einem Deal kommt. Aber allein die Tatsache, dass es Gespräche zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation unter Beteiligung der USA und des Emirats Katar gibt, stimmt hoffnungsvoll.
Es kann also etwas anderes geben als eine andauernde Verschärfung der Lage in Gaza, etwas anderes als Hoffnungslosigkeit für die Familien der Geiseln, etwas anderes als den Kampf bis zum Tod und zur vollständigen Zerstörung für die Hamas.
Die Treibstofflieferungen in den Gazastreifen sind ein erster Hinweis, dass der internationale Druck auf die Regierung Netanjahu wirkt, humanitäre Hilfe für die 2,3 Millionen Bewohner stärker als bisher zuzulassen. Der israelische Regierungschef räumt das in einer Rede vor Angehörigen der Geiseln und ihrer Unterstützer auch direkt ein: Damit die internationale Solidarität mit Israel bestehen bleibt, sei humanitäre Hilfe ein zentraler Punkt.
Netanjahu steht von zwei Seiten unter ständig wachsendem Druck: Innenpolitisch drängt ihn eine Bewegung um die Angehörigen der nach Gaza entführten Geiseln immer stärker, einem Abkommen zuzustimmen, um israelische Leben zu retten, auch wenn dadurch die Militäroperation der israelischen Armee vor taktische und strategische Probleme gestellt werde. Die Hardliner wiederum warnen davor, erpressbar zu wirken. Der Kampf gegen die Hamas (bis zu deren Vernichtung) habe Vorrang.
USA spielen zentrale Rolle bei Verhandlungen in Katar
Außenpolitisch haben mehr als 100 Staaten Israel zu einem sofortigen humanitären Waffenstillstand aufgerufen. Die USA gehören nicht dazu, aber die Biden-Administration scheint nun eine zentrale Rolle bei den äußerst delikaten Verhandlungen in Katar zu spielen.
Die Hamas wiederum scheint sich verkalkuliert zu haben: Der Terrorangriff vom 7. Oktober sollte ein Befreiungsschlag sein, nachdem ihr die Felle weggeschwommen sind. Ihr Chef Yahya Sinwar habe lange auf eine Verhandlungslösung mit Israel gesetzt, sagt der Politologe Khalil Shikaki im „Spiegel“, sei aber immer wieder in strategische Sackgassen gelaufen – und geriet durch die Annäherungen Israels an die Golfstaaten immer stärker unter Druck.
Auf den Terror aber kann eigentlich nur noch ein Szenario für die Hamas folgen – der Kampf bis zum Tod – ihre Führungsschicht, aber auch Tausender Zivilistinnen und Zivilisten in Gaza, die im Endeffekt ebenso wie die gekidnappten Israelis Geiseln der Terroristen sind.
Jegliche Fortschritte am Verhandlungstisch können binnen kürzester Zeit wieder zunichtegemacht werden, immerhin spricht man hier mit Terroristen. Dennoch: So düster die Lage im Nahen Osten ist, ein Deal gibt Hoffnung. Er gibt den Geiseln und ihren Angehörigen Hoffnung, der Zivilbevölkerung in Gaza und der Menschlichkeit generell.