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Kommentar

Kommentar zur Iowa-Vorwahl
Die Republikaner unterwerfen sich endgültig ihrem Guru Trump

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Lesezeit 3 Minuten
Donald Trump bei einer Wahlparty in Des Moines, Iowa

Donald Trump bei einer Wahlparty in Des Moines, Iowa

Der Caucus in Iowa zeigt: Die innerparteiliche Opposition bei den Republikanern liegt abgeschlagen und zersplittert zurück.

Die Vorwahlen der US-Republikaner für die Präsidentschaftswahl haben gerade erst begonnen - da sind sie praktisch schon vorbei. Wenn in der kommenden Woche bei der Abstimmung in New Hampshire nicht noch ein Wunder geschieht, dann steht der Kandidat der Partei für das Weiße Haus im November 2024 fest. Es ist derselbe wie 2016 und 2020: Donald Trump.

Seit seiner Niederlage gegen Joe Biden vor vier Jahren hat Trump einen Putschversuch angezettelt. Er muss sich in vier Strafverfahren wegen insgesamt 90 Gesetzesverstößen verantworten. Seine Rhetorik bedient sich inzwischen offen faschistischer Stereotypen. Trotzdem ist seine innerparteiliche Zustimmungsrate im Bundesstaat Iowa binnen eines Jahres von 40 auf deutlich über 50 Prozent gestiegen. Trump punktet bei Frauen und Männern, bei Menschen mit College-Abschluss und ohne, auf dem Land und selbst in den Vorstädten. Seine beiden Herausforderer hat er mit einem Abstand von jeweils rund 30 Punkten angehängt.

Vorwahlen in Iowa: Ron DeSantis auf zweitem Platz

Das Resultat hätte für Trump gar nicht besser ausfallen können: Der Ex-Präsident geht mit der Unterstützung von über der Hälfte der Partei in die nächste Primary-Runde, während sich die Stimmen der leisen Kritiker zu ziemlich gleichen Teilen auf zwei sehr unterschiedlich Personen zersplittern.

Mit der Unterstützung der christlichen Rechten und 900.000 Haustürbesuchen durch seine Helfer hat der seit Monaten schwächelnde Ex-Hoffnungsträger Ron DeSantis zwar seinen endgültigen Absturz vorerst verhindert und den zweiten Platz errungen. Doch der uncharismatische Gouverneur von Florida, der sich als Kulturkämpfer noch rechts von Trump zu positionieren versucht, hat keine realistische Chance, die Mehrheit der Delegiertenstimmen zu gewinnen.

Aufstieg von Nikki Haley jäh abgebremst

Der in den vergangenen Wochen vielbeachtete Aufstieg seiner Konkurrentin, der Ex-UN-Botschafterin Nikki Haley, wurde derweil jäh abgebremst. Ein Ergebnis von unter 20 Prozent und ein dritter Platz dürfte ihren Sponsoren kaum reichen, um sie dauerhaft zu unterstützen. Haley kann nun nur hoffen, dass ihr in einer Woche in dem liberaleren Bundesstaat New Hampshire ein Sensationserfolg gelingt.

Doch fürchten muss Trump auch das nicht: Schon bei den nächsten Primaries in South Carolina und erst recht am sogenannten Super Tuesday Anfang März, wo unter anderem die bevölkerungsreichen Bundesstaaten Texas und Kalifornien abstimmen, sind ihm die Mehrheiten sicher.

Ron DeSantis und Nikki Haley neutralisieren sich gegenseitig

Seine beiden Konkurrenten dürften sich derweil beharken und zerfleischen. DeSantis und Haley vertreten inhaltlich und stilistisch so unterschiedliche Lager, dass kaum der oder die eine zugunsten des oder der anderen aussteigen dürfte. So triumphiert Trump, und die Opposition marginalisiert sich selbst.

Nach der Wahlnacht von Iowa muss man nüchtern feststellen: Die republikanische Partei hat sich Trump komplett unterworfen. Er ist ihr König, ihr Guru und ihr diabolischer Verführer. Noch schockierender als das Abstimmungsresultat vom Montag selbst ist das Ergebnis einer Nachwahl-Umfrage: Zwei Drittel der Republikaner in Iowa glauben inzwischen, dass Joe Biden nicht der legitime Präsident der USA ist.

Nur kurz gab sich Trump in seiner Siegesrede denn auch staatsmännisch und forderte das Land zur Einheit auf. Minuten später hetzte er wieder gegen Biden, diffamierte Migranten als „Terroristen“ und verbreitete die Lüge vom Wahlbetrug.

Er wolle ein „Land von Recht und Ordnung“ herstellen, sagte der Mann, der hundertfach das Gesetz gebrochen hat, die Verfassung verachtet und einen Sturm auf das Kapitol entfachte. Schon in zwölf Monaten könnte dieser komplett enthemmte Möchtegern-Autokrat im Oval Office sitzen. „Moderate Republikaner“, die ihn einhegen, wird es dann nicht mehr geben.