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„Deutschland lässt sich vorführen“Kölner Menschenrechtlerin bleibt im Iran in Haft – Tochter appelliert an Berlin

Lesezeit 2 Minuten
Nahid Taghavi steht nach ihrer temporären Haftentlassung im Sommer 2022 vor dem Evin-Gefängnis in Teheran

Nahid Taghavi nach ihrer temporären Haftentlassung im Sommer 2022 vor dem Evin-Gefängnis in Teheran

Der Kölnerin Nahid Taghavi geht es im Gefängnis in Teheran sehr schlecht. Ihre Tochter fordert mehr Engagement der Bundesregierung.

Der Gesundheitszustand der Kölner Menschenrechtlerin Nahid Taghavi, mit Unterbrechungen seit Oktober 2020 im Teheraner Evin-Gefängnis inhaftiert, hat sich dramatisch verschlechtert. „Meine Mutter leidet infolge eines schweren Bandscheibenvorfalls an starken Schmerzen, sie hat Taubheitsgefühle in den Fingern, fühlt sich komplett steif und ist sehr verzweifelt“, sagt Taghavis Tochter Mariam Claren, die am Dienstagabend zuletzt mit ihrer Mutter sprach.

Mariam Claren mit einem Plakat mit der Aufschrift „Free Mama“

Mariam Claren protestiert für die Freilassung ihrer Mutter.

Bekannt geworden war der schlechte Gesundheitszustand der 68-jährigen Taghavi über einen aus dem Gefängnis geschmuggelten Brief ihrer Zellengenossin Narges Mohammadi, einer mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichneten Menschenrechtlerin.

Die Architektin und Frauenrechtlerin Nahid Taghavi, die im Ruhestand zwischen Köln und Teheran pendelte, war nach ihrer Festnahme im Oktober 2020 über viele Monate in Isolationshaft. Sie soll Tage und Nächte lang verhört und gefoltert worden sein.

In einem Gerichtsverfahren war sie wegen angeblicher Beteiligung an einer „illegalen Gruppe“ und wegen „Propaganda gegen den Staat“ zu zehn Jahren und acht Monaten Haft verurteilt worden. Im August 2022 war die gesundheitlich stark angeschlagene Kölnerin in einen medizinischen Hafturlaub entlassen worden. Am 13. November 2022 musste sie erneut ins Gefängnis, nachdem die deutsche Bundesregierung weitere Sanktionen gegen die iranische Regierung angekündigt hatte. Ihre medizinische Behandlung war seinerzeit noch nicht abgeschlossen.

In den vergangenen Wochen sind mehrere Europäer – darunter ein Däne, zwei Österreicher, zwei Franzosen und ein Belgier – aus iranischer Haft entlassen worden. Der Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd war von einem Revolutionsgericht zum Tode verurteilt worden.

„Deutschland wird mit dem Fall Sharmahds und dem meiner Mutter vom Iran vorgeführt – mir wäre das peinlich“, sagt Claren, die glaubt, dass nur entschiedene Diplomatie aus Berlin ihrer Mutter aus der Haft helfen könne. „Wenn es einen Moment für eine humanitäre Lösung gibt, dann jetzt“, sagt sie. „Wie grausam kann man sein, eine schwer kranke 68-jährige Frau ohne rechtsstaatliches Verfahren in Haft zu lassen und ihr nicht die medizinische Versorgung zukommen zu lassen, die sie dringend braucht?“

Ihre Mutter sei schwer krank, gebrochen sei sie nicht, sagt die Tochter. Am Dienstagabend habe sie ihr am Telefon gesagt, was sie immer wieder sage: „Ich akzeptiere nichts anderes als meine Freiheit.“