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Diplomaten im KremlNiemand klatscht – Skurrile Zeremonie mit Putin und neuen Botschaftern

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Dieses von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichte Foto zeigt Wladimir Putin (r.), während er an einer Zeremonie zur Entgegennahme der Begl

Dieses von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichte Foto zeigt Wladimir Putin (r.), während er an einer Zeremonie zur Entgegennahme der Beglaubigungsschreiben neu ernannter ausländischer Botschafter teilnimmt.

Wladimir Putin hat die neuen Botschafter empfangen. Das Treffen vor prunkvoller Kulisse endete anders als vom Diktator erwartet.

Öffentliche Auftritte sind für Wladimir Putin normalerweise ein Selbstläufer: Zustimmung ist dem Kreml-Herrscher sicher, da alles sorgfältig inszeniert ist.

Ohnehin werden offenbar nur noch hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft zu ihm vorgelassen, die linientreu sind. Abweichende Meinungen dringen nicht mehr in Putins Blase vor, wie es jüngst auch ein ehemaliger Putin-Mitarbeiter berichtete, der ins Ausland geflohen ist. Putin lebe sogar in einer Art von „Informationsvakuum“, andere Meinungen dringen nicht mehr zu ihm vor.

Wladimir Putin wartet nach Rede vergeblich auf Applaus

Eine Veranstaltung, die am Mittwoch im Kreml stattfand, fiel dafür umso mehr aus dem üblichen Rahmen. Putin empfing die neuen ausländischen Botschafter, darunter auch die der EU und der USA. Dies ist ein gängiger Vorgang, jedoch lief er diesmal anders als üblich ab.

Zu sehen ist eine gewohnt prunkvolle Umgebung. In einem goldgeschmückten Saal sind stehend die Botschafter zu sehen, mit einem riesigen Abstand von ihnen Wladimir Putin an einem Rednerpult. Putin hat offenbar noch immer Angst, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Allerdings hatte der 70-Jährige zuletzt Staatsgäste umarmt oder ihnen lange die Hand geschüttelt.

Zeremonie mit Botschaftern im Kreml: Wladimir Putin übt harte Kritik am Westen

Die Botschafter bekamen keine warmen Worte oder einen Händedruck mit auf den Weg, sondern sahen sich harter Kritik ausgesetzt. Putin warf dem Westen eine geopolitische Konfrontation mit Russland vor. Die EU habe diese Konfrontation inszeniert und ihre Mission einer „Entwicklung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Integration auf dem Europäischen Kontinent“ hinter sich gelassen, sagte Putin bei der Amtseinführung.

Den USA warf Putin vor, den Konflikt in der Ukraine durch eine Revolution entfacht zu haben. Zugleich sprach er von einer grundsätzlichen Bereitschaft Russlands zum Dialog mit allen Staaten und zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe.

US-Botschafterin Lynne Tracy mit starrem Blick zu Putins Vorwürfen

Die neue US-Botschafterin in Moskau ist Lynne Tracy, die Putins Ausführungen mit starrem Blick folgte. „Die Beziehungen Russlands und der USA, von denen direkt die globale Sicherheit und Stabilität abhängen, durchleben leider eine tiefe Krise“, sagte Putin vor den 17 Diplomaten, darunter auch der neue EU-Botschafter Roland Galharague aus Frankreich.

In seiner Rede äußerte Putin einmal mehr auch die Hoffnung, dass Dänemark dem russischen Vorschlag zustimmen werde, eine internationale Kommission zur Untersuchung der Anschläge gegen die Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 zu bilden.

Im Anschluss an die Rede applaudierte keiner der Botschafter. Putin hatte dies offenbar erwartet, seinen Blicken nach zu urteilen. Dies vermutet zumindest Anton Geraschenko, früherer Vize-Minister der Ukraine und jetziger Berater der ukrainischen Regierung, der bei Twitter ein Video der Szene teilt.

Die Botschafter stehen jedoch unbeweglich und machen keinerlei Anstalten zu klatschen, obwohl Putin sich für die Aufmerksamkeit bedankt und mit „All the best for you“ endet. (cme, mit dpa)