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„Zug voller männlicher Fußballfans“Linken-Politikerin rassistisch angegriffen und am Kopf verletzt

Lesezeit 3 Minuten
Gökay Akbulut postete im Anschluss Fotos auf ihrem Instagram-Kanal, die ihre Verletzung zeigen.

Gökay Akbulut postete im Anschluss Fotos auf ihrem Instagram-Kanal, die ihre Verletzung zeigen.

Die Politikerin machte die „aufgeheizte gesellschaftliche Stimmung“ verantwortlich.

Die Linken-Abgeordnete Gökay Akbulut ist eigenen Angaben zufolge in einem Zug angegriffen und verletzt worden. Das meldete die Politikerin am Sonntagabend (26. Januar) in den sozialen Netzwerken. Sie erstattete Anzeige bei der Polizei. Fotos zeigen ihre Kopfverletzung. Akbulut machte die ihrer Sicht zufolge „aufgeheizte gesellschaftliche Stimmung“ für den Angriff verantwortlich.

Gökay Akbulut, die seit 2017 für den Wahlkreis Mannheim im Deutschen Bundestag sitzt, ist demnach am Samstagabend (25. Januar) in einem Zug von Heidelberg nach Stuttgart zunächst rassistisch beleidigt und sexuell belästigt worden. Als sie sich über das Verhalten der Gruppe beschwerte, sei sie mit einer Bierflasche angegriffen und verletzt worden, so Akbulut.

Gökay Akbulut schildert verstörende Situation auf Instagram

Die 42-Jährige postete am späten Sonntagabend ein Statement auf ihrem Instagram-Kanal. Der Beitrag enthielt auch zwei Fotos von Gökay Akbulut. Die Aufnahmen zeigen nicht nur die Verletzung über ihrem linken Auge, sondern auch einen unkenntlich gemachten Mann mit erhobenem Mittelfinger.

Die Linken-Politikerin befand sich ihren Angaben zufolge auf dem Rückweg von einer Veranstaltung in Heidelberg, als sie in einem Zug nach Stuttgart angegriffen und beleidigt wurde.

Linken-Politikerin: „Hinter mir saß eine Gruppe Männer, die ständig AfD-Parolen riefen“

„Der Zug war voll von männlichen Fußballfans“, so Gökay Akbulut. „Ich musste mich mit meinem Rucksack und Koffer durch die überfüllten Wagen drängen.“ Dabei sei sie wiederholt sexuell belästigt und rassistisch beleidigt worden.

Sie sei zunächst erleichtert gewesen, als sie einen Sitzplatz fand. Doch die Stimmung in dem Abteil kippte schnell. „Hinter mir saß eine Gruppe Männer, die ständig AfD-Parolen riefen, sangen und grölten“, berichtet Akbulut weiter. Als die Rufe immer lauter geworden seien, habe sie begonnen, die Gruppe zu fotografieren und Aufnahmen zu machen. Daraufhin habe ihr ein Mann mit Brille eine Bierflasche gegen den Kopf geworfen.

Gökay Akbulut: „Ich stand unter Schock“

Gökay Akbulut: „Als der Zug in den Stuttgarter Bahnhof einfuhr, wollte ich nur noch schnell raus. Ich stand unter Schock, schrie und rief nach der Polizei. Im Krankenhaus wurde ich behandelt. Zum Glück sind die Verletzungen nicht schwerwiegend.“

Die Abgeordnete Gökay Akbulut spricht während einer Plenarsitzung im Deutschen Bundestag. (Archivfoto)

Die Abgeordnete Gökay Akbulut spricht während einer Plenarsitzung im Deutschen Bundestag. (Archivfoto)

Die Linken-Abgeordnete forderte Politikerinnen und Politiker der demokratischen Parteien auf, ihren „Tonfall zu mäßigen und nach sachlichen Antworten auf die Herausforderung unserer Zeit“ zu suchen. Anstatt Forderungen der politischen Rechten zu übernehmen, brauche man jetzt eine klare Kante gegen Rassismus und Rechtsextremismus.

Gökay Akbulut macht „aufgeheizte gesellschaftliche Stimmung“ verantwortlich

„Eine aufgeheizte gesellschaftliche Stimmung, in der Migration als das Übel aller Dinge dargestellt wird, macht solche Angriffe auf Menschen mit Migrationsgeschichte erst möglich“, so Akbulut.

Auch an den VfB Stuttgart richtete die 42-Jährige die Forderung, zu klären, wie er mit „rechtsextremen Fans“ umgehen möchte. Der Fußball-Bundesligist reagierte inzwischen auf den Post und verurteilte den Angriff durch mutmaßliche VfB-Anhänger „aufs Schärfste“.

„Wir distanzieren uns klar und deutlich davon“, wurde Vorstandschef Alexander Wehrle in einer Mitteilung der Schwaben zitiert: „Weder im Fußball, in unserer VfB-Familie noch irgendwo sonst in unserer Gesellschaft ist dafür Platz.“