Nach SchwangerschaftsabbruchErmittlungen gegen Abtreibungsärztin einer Zehnjährigen
Washington – Im aufsehenerregenden Fall eines zehnjährigen Mädchens, das nach einer Vergewaltigung für einen Schwangerschaftsabbruch in einen anderen US-Bundesstaat reisen musste, ermitteln die Behörden jetzt gegen die Abtreibungsärztin. Es werde untersucht, ob die Medizinerin die Abtreibung und den vorausgegangenen „Missbrauch“ des Mädchens ordnungsgemäß gemeldet habe, erklärte der Generalstaatsanwalt des US-Bundesstaates Indiana. Wenn nicht, drohe der Ärztin der Entzug der Lizenz.
Generalstaatsanwalt Todd Rokita sagte zu den Ermittlungen gegen die Medizinerin Caitlin Bernard und den Vorwürfen, dass sie die Behörden nicht informiert habe: „Dies nicht zu tun ist in Indiana ein Verbrechen, und ihr Verhalten könnte sich auch auf ihre Lizenz auswirken.“ Zuvor hatte der konservative Generalstaatsanwalt dem Nachrichtensender Fox News gesagt, Bernard sei eine „Abtreibungsaktivistin, die wie eine Ärztin auftritt“.
27-Jähriger wegen der Vergewaltigung angeklagt
Die US-Behörden hatten zuvor den Fall des zehnjährigen Vergewaltigungsopfers bestätigt, das für eine Abtreibung in einen anderen Bundesstaat reisen musste.
Im Bundesstaat Ohio wurde am Mittwoch ein 27-Jähriger wegen der Vergewaltigung einer Minderjährigen unter 13 Jahren angeklagt. Bei einem Gerichtstermin bestätigte der Polizist Jeffrey Huhn laut der Zeitung „Columbus Dispatch“, dass das vergewaltigte zehnjährige Mädchen Ende Juni im Nachbarstaat Indiana eine Abtreibung vornehmen ließ.
Mann gestand Vergewaltigung
Der festgenommene Mann habe die Vergewaltigung gestanden. Außerdem würden DNA-Proben des abgetriebenen Embryos untersucht, um die Täterschaft zu beweisen. Der Fall hatte in den USA nach der Abschaffung des landesweiten Grundrechts auf Abtreibungen durch den Supreme Court für Empörung gesorgt.
Ohio hatte sofort nach der Entscheidung des Obersten US-Gerichtshofs vom 24. Juni Abtreibungen nach der sechsten Schwangerschaftswoche verboten. Das Vergewaltigungsopfer musste deswegen für die Abtreibung nach Indiana reisen.
Biden sprach über Fall des Mädchens
Präsident Joe Biden sprach vergangene Woche über den Fall des Mädchens, als er Maßnahmen zum Schutz des Rechts auf Schwangerschaftsabbrüche vorstellte. „Stellen Sie sich vor, wie es ist, dieses kleine Mädchen zu sein.“ Rechte Politiker und Medien zogen aber in Zweifel, dass sich der Fall tatsächlich zugetragen habe - zumal es zunächst nur eine Quelle gab, die Abtreibungsärztin in Indiana.
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So sagte der Generalstaatsanwalt von Ohio, Dave Yost, die Geschichte erscheine ihm wie eine „Erfindung“. Das „Wall Street Journal“ kritisierte Biden noch am Dienstag dafür, einer „unwahrscheinlichen Geschichte einer voreingenommenen Quelle“ das „präsidentielle Bestätigungssiegel“ verliehen zu haben.
Generalstaatsanwalt Yost dankte am Mittwoch der Polizei für die Festnahme „des Vergewaltigers, der ein zehn Jahre altes Opfer geschwängert hat“. Er ging in seiner kurzen Stellungnahme aber mit keinem Wort darauf ein, dass das Mädchen tatsächlich für eine Abtreibung nach Indiana gereist war.
Aufhebung der Abtreibungsrechte
Der Supreme Court hatte am 24. Juni das Grundsatzurteil „Roe v. Wade“ aus dem Jahr 1973 aufgehoben, das ein landesweites Grundrecht auf Abtreibungen verankert hatte. Die Entscheidung sorgte für ein politisches Erdbeben und gilt als historische Zäsur. Weil es kein Bundesgesetz zu Abtreibungen gibt, können Bundesstaaten jetzt Schwangerschaftsabbrüche weitgehend oder komplett verbieten.
Zahlreiche konservativ regierte Bundesstaaten haben dies bereits getan. Das neue Gesetz in Ohio sieht Ausnahmen des Verbots einer Abtreibung nach sechs Wochen nur bei Gefahr für das Leben der Mutter vor, nicht aber in Fällen von Vergewaltigung und Inzest. (afp)