Nach der Tötung eines Hamas-Anführers wachsen die Sorgen vor einer Eskalation. Das Auswärtige Amt ruft Deutsche zur Ausreise auf.
Auswärtiges Amt warnt DeutscheHisbollah-Führer droht Israel mit „grenzenlosem Krieg ohne Regeln“
Der Generalsekretär der Hisbollah im Libanon, Hassan Nasrallah, hat Israel für die Tötung des Hamas-Anführers Saleh al-Aruri verantwortlich gemacht und das Nachbarland vor einem Krieg gewarnt. „Wir haben keine Angst vor dem Krieg und wir zögern nicht“, erklärte Nasrallah.
Nasrallah sprach am Mittwoch in einer Rede von einem „eklatanten israelischen Angriff“ auf die libanesische Hauptstadt Beirut. „Israel hat versucht, durch die Ermordung von Al-Aruri ein Siegesbild zu vermitteln“, sagte Nasrallah. „Dieses Verbrechen wird nicht ohne Antwort oder Strafe bleiben“, fügte er an. „Wenn der Feind einen Krieg gegen den Libanon beginnt, wird unser Kampf grenzenlos sein“, erklärte Nasrallah zudem. Die vom Iran unterstützte Schiitenorganisation werde sich dann „an keine Regeln mehr halten“, so der Hisbollah-Generalsekretär.
Hisbollah droht Israel: „Wir haben keine Angst vor dem Krieg“
Al-Aruri war als Vize-Leiter des Politbüros der Hamas der zweithöchste Anführer der islamistischen Palästinenserorganisation im Ausland. Er war am Dienstagabend bei einer Explosion ums Leben gekommen. Die Tötung einer der Hamas-Anführer hat neue Sorgen vor einer Eskalation zwischen der Hisbollah und Israel geweckt.
Nasrallahas Ansprache am Mittwochabend war unterdessen schon vorher geplant. Anlass war der vierte Jahrestag der Tötung des mächtigen iranischen Generals Ghassem Soleimani, der 2020 im Irak von den USA durch einen Drohnenangriff getötet wurde.
Eskalation in Nahost befürchtet: Hisbollah-Chef will sich am Freitag erneut äußern
Vor dem Hintergrund der Tötung Al-Aruris war die Rede Nasrallahs nun mit Spannung erwartet worden. Nasrallah kündigte in seiner rund eineinhalbstündigen Rede an, sich am Freitag erneut an die Öffentlichkeit wenden zu wollen. „Bestimmte aktuelle Themen werde ich am Freitag statt heute Abend besprechen“, kündigte der Hisbollah-Chef an.
Zudem betonte Nasrallah, dass die Hisbollah unabhängig von der Hamas über eine Reaktion auf die Tötung Al-Aruris reagieren werde. Es bestehe zwar Einigkeit über eine „klare strategische Vision“, dennoch treffe „jede Bewegung ihre eigenen Entscheidungen unabhängig voneinander“, so Nasrallah.
Auswärtiges Amt ruft Deutsche im Libanon zu schneller Ausreise auf
Wegen der Zuspitzung der Lage an der israelisch-libanesischen Grenze hat das Auswärtige Amt deutsche Staatsangehörige aufgefordert, den Libanon so schnell wie möglich zu verlassen. Deutsche, die sich noch in dem Land aufhalten, sollten sich in der Krisenvorsorgeliste Elefand registrieren und „auf schnellstem Wege“ ausreisen, schrieb das Auswärtige Amt am Mittwoch auf der Plattform X (vormals Twitter).
„Eine Eskalation an der Grenze zwischen Israel und Libanon ist nicht auszuschließen“, hieß es, nachdem der Krisenstab der Bundesregierung getagt hatte.
Seit Kriegsbeginn wird immer wieder vor einer Eskalation der Gewalt und einer direkten Auseinandersetzung zwischen Hisbollah und Israel gewarnt. Im Vergleich zur Hamas verfügt die Hisbollah über deutlich größere militärische Mittel.
Hisbollah verfügt über großes Raketenarsenal
„Die Raketenangriffe der Hamas waren ein leichter Sommerregen im Vergleich zu der Sturmflut, die über Israel hereinbrechen würde, wenn die Hisbollah mit allem angreift, was sie hat“, erklärte der britische Analyst und Libanon-Experte Nicholas Blanford gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“.
Die Hamas macht unterdessen ebenfalls Israel für den gewaltsamen Tod von Al-Aruri verantwortlich. Israels Armee hat die Tötung des hochrangigen Hamas-Vertreters bisher nicht kommentiert.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober gibt es an der libanesisch-israelischen Grenze immer wieder gegenseitigen Beschuss zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär. Dabei gab es auf beiden Seiten Tote. (mit dpa)