Am Dienstag starten die schriftlichen Abi-Prüfungen. Mit einem Vorlauf von drei Tagen sorgt das Schulministerium bei den Klausuren dieses Jahr für Sicherheit.
Nach dem Download-Desaster 2023Herunterladen der Abi-Klausuren in NRW klappt – „Weißer Rauch“ an Kölner Schulen
Für die Abiturientinnen und Abiturienten in Nordrhein-Westfalen läuft der Countdown: Nächsten Dienstag starten die Abiturklausuren für 81.000 Schülerinnen und Schüler. In den Sekretariaten der Gymnasien und Gesamtschulen stieg die Spannung schon an diesem Donnerstag: Nach dem Debakel um die Technik-Pannen beim Herunterladen der Prüfungsaufgaben im vergangenen Jahr hat das Schulministerium das Prozedere geändert. Statt am Vorabend der Prüfungen wurden die Abiturklausuren nun bereits drei Tage vorher heruntergeladen, um mehr Zeit für die Bewältigung etwaiger technischer Störungen zu haben. Ein Sicherheitspuffer, den auch der Philologenverband eingefordert hatte.
Am Donnerstagnachmittag kam dann aus den Kölner Schulen Entwarnung: „Wir melden weißen Rauch. Alle Downloads liefen völlig problemlos“, sagte Marcel Sprunkel, Schulleiter des Gymnasiums Pesch. Heruntergeladen wurden zunächst die Klausuren in den Fächern Geografie, Kunst, Geschichte, Pädagogik und Sozialwissenschaften, die am Dienstag geschrieben werden. Auch im Hinblick auf die weiteren Klausuren in den anderen Fächern für die nächsten Wochen fühle man sich nun sicher.
Das Verfahren sei in diesem Jahr von Seiten des Ministeriums sehr gut organisiert worden und mit Sicherheitspuffern versehen, bestätigte André Szymkowiak, Leiter des Deutzer Gymnasiums Thusneldastraße. Am späten Nachmittag gab dann auch das Schulministerium Entwarnung: Der Download soll an sämtlichen Schulen in Nordrhein-Westfalen ohne besondere Vorkommnisse funktioniert habe.
Erinnerungen an das Abi-Fiasko im vergangenen Jahr
Im vergangenen Jahr gerieten die Abiturklausuren für 30.000 Prüflinge zur Nervenprobe: Bei der ersten Klausurrunde streikte die Technik beim Herunterladen in sechs Fächern – unter anderem in Biologie, Chemie und Physik. Nur ein Drittel der Schulen konnten die Aufgaben herunterladen.
Unmut löste der Umstand aus, dass die Schulen zunächst nicht per Rundmail vom Schulministerium über die Probleme informiert worden waren. Schulleitungen, bei denen der Download funktioniert hatte, transportierten teilweise die Aufgaben nachmittags mit dem Auto in Schulen, wo es beim Herunterladen hakte. Zunächst hieß es, die Serverfirma werde das System um 17.30 Uhr wieder ans Laufen bringen.
Als am frühen Abend die Probleme immer noch nicht behoben waren, zog das Schulministerium die Reißleine. Die Abiturklausuren für den nächsten Morgen wurden erstmals in der Geschichte des Landes NRW abgesagt und mussten zwei Tage später komplett neu gestellt werden.
Der Frust bei den Schülerinnen und Schülern, die sich präzise auf diesen Tag vorbereitet hatten, war groß. Schulministerin Dorothee Feller und sogar Ministerpräsident Hendrik Wüst entschuldigten sich für das Download-Desaster. Kurz darauf wurden zudem gravierende Datenlecks im IT-System des Landesschulinstituts Qualis aufgedeckt. Mindestens 16.557 Datensätze waren vom Qualis-Server ausgelesen worden, vor allem Vor- und Zunamen von Lehrkräften und Qualis-Mitarbeitern.
Umfangreiche Testläufe im Schulministerium starteten vor Monaten
In diesem Jahr dann traf das Schulministerium schon Monate vor den Klausurterminen intensive Vorkehrungen, um einen reibungslosen Verlauf des Abiturs sicherzustellen. Über ein entsprechendes Rechenzentrum wurde das Download-Verfahren „für die Bewältigung hoher Lastspitzen und vieler paralleler Nutzerzugriffe“ angepasst, wie es aus dem Ministerium hieß. Abgewickelt werde es über ein Rechenzentrum, das den Sicherheitsansprüchen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik entspreche, teilte das Schulministerium mit. Sicherheit und Belastbarkeit des gesamten Systems wurden dann in den vergangenen Monaten intensiv und kontinuierlich getestet.
Schon Wochen vor den Klausurterminen wurde der Download der Prüfungsaufgaben in einem Echtlast-Test erprobt. Auch Sicherheitsmaßnahmen wie die so genannte Zwei-Faktor-Authentifizierung wurden getestet. Nachdem an einem kleinen Teil der 2000 Schulen die Mails für die Zwei-Faktor-Identifizierung nicht rechtzeitig zugestellt worden waren, wurde nachjustiert und das Problem behoben.
Entschlüsselungs-Code für die Klausuren ist zeitlich befristet
Auch die jetzt versandten Aufgaben wurden mit einer zusätzlichen Zwei-Faktor-Authentifizierung versehen: Obwohl die Klausuren erfolgreich heruntergeladen wurden, können sie erst am Vortag der Klausur über einen zeitlich befristet nutzbaren Code entschlüsselt werden. So soll sichergestellt werden, dass durch die mit mehreren Tagen Vorlauf versendeten Klausuren nicht vorzeitig weitergegeben werden können.
Ab dem kommenden Jahr soll dann ein neues Gesamtsystem kommen, das alle Funktionen für Planung und Durchführung der zentralen Prüfungen in NRW in einem System zusammenfasst.