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Apell von Berivan AymazNRW muss Erdbeben-Hilfe für Syrien verstärken

Lesezeit 3 Minuten
Berivan Aymaz ist in einer Menschenmenge zu sehen, sie spricht in ein Mikrofon.

Landtagsvizepräsidentin Berivan Aymaz (Grüne)

Die Syrer in NRW leiden mit ihren Angehörigen im Erdbebengebiet mit. Die Kölner Grüne Berivan Aymaz fordert mehr Unterstützung aus NRW für die Katastrophenregion.

In NRW leben rund 255.000 Menschen aus Syrien. Viele haben Angehörige im Erdbebengebiet, viele versuchen, von Deutschland aus Hilfe zu organisieren. „Diese direkten Kontakte müssen wir unterstützen, weil die großen Hilfsorganisationen bislang vom Assad-Regime, aber auch von der türkischen Seite ausgebremst wurden“, sagte Berivan Aymaz, Vizepräsidentin im Düsseldorfer Landtag (Grüne), dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

„Die migrantischen Selbstorganisationen sind derzeit eine ganz wichtige Stütze für die Überlebenden im türkisch-syrischen Grenzgebiet. Die Betroffenen stehen vor dem Nichts, sind oft allein mit ihrer Trauer und Hoffnungslosigkeit.“

Spendenaktion im Karneval

Während die Helfer aus dem Erdbebengebiet aus der Türkei bereits wieder in Deutschland eintreffen, fühlen sich viele Syrer von der internationalen Hilfe im Stich gelassen. „Unter den Trümmern liegen noch viele Tote, die Temperaturen sind eisig, es fehlt an Decken, Nahrung, Trinkwasser und Medikamenten. In den besonders betroffenen Orten Aleppo, Latakia, Idlib sowie in der türkisch besetzten Region Afrin hat das Erdbeben die Ärmsten der Armen getroffen“, erklärt Aymaz. „Viele Bürgerkriegsflüchtlinge hatten dort Zuflucht gesucht und in großer Not gelebt. Familien und Kinder müssen jetzt dringend Hilfe bekommen.“

Die Politikerin aus Köln hatte bereits gemeinsam mit dem Festkomitee Kölner Karneval eine Spendenkation für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien aufgelegt. Die Aktion ist gut angelaufen. „Ein zentraler Wert des Karnevals ist seit jeher die Solidarität. Auf diesen einzigartigen Zusammenhalt der Menschen im Rheinland bin ich stolz. Wir sollten jetzt aber auch alle Maßnahmen des Landes für die Erdbebenregion zügig bündeln und weitere humanitäre Hilfslieferungen auf den Weg bringen. Jetzt gilt es, die Not im Katastrophengebiet so schnell wie möglich zu lindern. Dabei  muss die Hilfe auch für Syrien besonders im Blick behalten werden.“

Hotline für Trauerarbeit

Die syrische Community ist mittlerweile nach der Türkei die zweitgrößte Migrantengruppe in NRW. Die betroffene Grenzregion war bislang insbesondere auf der türkischen Seite durch ihre interkulturelle Stärke geprägt, deshalb sind unter den Opfern neben den Muslimen auch viele Aleviten, Juden und Christen. Das Erdbeben betrifft auch viele Angehörige in NRW, die zum Teil fast ihre komplette Familie verloren haben. „Die Alevitische Gemeinde bietet für sie an einer Hotline Seelsorge und Trauerarbeit an“, berichtet Aymaz. „Solchen Initiativen sind unfassbar wertvoll und sollten auch zukünftig gestärkt werden.“

Die Landtagsvizepräsidentin weist darauf hin, dass die Region auch über die Nothilfe hinaus in den kommenden Monaten und Jahren auf Unterstützung angewiesen sein wird und wünscht sich, dass das Land NRW auch dabei weiterhin tatkräftig mitwirkt.

Die Politikerin aus Köln kann sich auch vorstellen, im Bereich des Katastrophenschutzes zu einer langfristigen internationalen Zusammenarbeit zu kommen. „Wir verfügen bei den Feuerwehren, bei unseren Hilfsorganisationen und beim Technischen Hilfswerk über ein wertvolles Know-how. Es macht Sinn, dieses Wissen gezielt weiterzutragen. Wir sollten prüfen, auf welchen Wegen das künftig auch aus NRW gestärkt werden könnte.“