Das Umweltministerium hat alle Badegewässer in NRW untersucht. Das Ergebnis ist eindeutig.
Auftakt der Badesaison in NRWSo gut ist die Wasserqualität der Seen in Köln und der Region
Badespaß in einem austrocknenden See. Das ist das paradoxe Bild, das sich aus der aktuellen Nachrichtenlage ergibt. Einerseits berichtete ein internationales Forschungsteam der University of Colorado Boulder, dass mehr als die Hälfte der größten Seen weltweit Wasser verliert – darunter auch der Bodensee. Auf der anderen Seite teilte das NRW-Umweltministerium am vergangenen Freitag mit, dass die Badegewässer im Land überwiegend eine sehr gute Wasserqualität aufweisen.
Von den 26 ausgewiesenen Messstellen im Kölner Raum finden sich nur zwei, die nicht mit dem Siegel „Ausgezeichnet“ versehen wurden. Als „Gut“ wird die Wasserqualität im Rotter See in Troisdorf und an einer von mehreren Badestellen an der Lingesetalsperre im Norden Marienheides im Oberbergischen Kreis dennoch eingestuft.
Badesaison in NRW: Wasserqualität an Badestellen wird regelmäßig geprüft
Vier Badestellen in NRW, darunter der Rather See in Köln, haben zudem noch keine Bewertung erhalten, da eine offizielle Angabe der Wasserqualität erst nach der kontinuierlichen Messung über vier Jahre erfolgen darf. Gleiches gilt auch für die Rurtalsperre Schwammenauel in Simmerath.
Insgesamt haben das Ministerium und das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Verbraucher (LANUV) 85 ausgewiesene Badegewässer mit 111 Badestellen untersucht. 102 hatten eine ausgezeichnete, vier eine gute Wasserqualität. Einzig der Horstmarer See im Kreis Unna wurde nur mit „ausreichend“ bewertet, weil im Juni 2022 ein stark erhöhter Wert an E-Coli-Bakterien gemessen wurde.
Eine maßgebliche Rolle bei der Einstufung der Wasserqualität spielt vor allem das Vorkommen verschiedener Bakterien wie E-Coli, die bei Menschen Durchfallerkrankungen verursachen können. Diese vermehren sich vor allem in Verbindung mit hohen Temperaturen.
Falscher Eindruck bei „ausgezeichneter“ Wasserqualität
Laut LANUV ist das Schrumpfen von Seen in NRW kein Problem. Allerdings ist der Boden aufgrund von extremer Hitze und Dürren in den letzten Jahren so vertrocknet, dass der Niederschlag nicht mehr bis ins Grundwasser kommt.
Die Badegewässerrichtlinie der EU und die daraus folgende Kennzeichnung der Gewässerqualität bezieht sich jedoch nur auf Aussagen im Hinblick auf die Beeinträchtigung menschlicher Gesundheit. „Das sagt noch nichts über die ökologische Wasserqualität aus. Da könnte man bei solchen Meldungen natürlich denken, die Gewässer sind alle in tollem Zustand. Das ist aber bei Weitem nicht überall der Fall“, sagt Henry Tünte, Sprecher des Bundesarbeitskreises Wasser beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).
BUND: Klimakrise trifft Kleingewässer zuerst
Die starken Schwankungen beim Grundwasserspiegel, so Tünte, sind vor allem in kleineren Teichen und natürlichen Seen ein größeres Problem. „In NRW haben wir ja gar nicht so viele natürliche Seen, das ist in Brandenburg oder Bayern nochmal akuter. Da sind die Grundwasserspiegel stark angeschlagen und das braucht Jahre, bis die sich wieder auffüllen“, sagt Tünte.
Selbst wenn der Grundwasserspiegel über die heiße Zeit auf einem Level haltbar wäre, ist laut Tünte der Unterschied zwischen Sommer und Winter zu groß. Daraus ergibt sich ein großes Problem: „Wenn sich im Sommer ein warmer Deckel über dem See bildet, dann weichen viele Organismen im See den warmen Bereichen aus. Das verläuft in jedem See unterschiedlich, aber die Gefahr solcher Ereignisse wird zunehmen und damit auch die Vermehrung von Bakterien“, sagt Tünte.
An den ausgewiesenen Badestellen nehmen die Gesundheitsämter während der Badesaison laut Ministerium mindestens alle vier Wochen Wasserproben zur Analyse. Die Einschätzung des LANUV ist auch deshalb sinnvoll, weil sich viele Menschen an Seen sammeln, die keine ausgewiesenen Badeseen sind und für die es dementsprechend auch keine Messwerte zur Wasserqualität gibt. Daher empfehlen BUND-Mann Tünte und das LANUV, hier das Baden zu unterlassen.
Ob es an den ausgewiesenen Badestellen schon warm genug ist, um dort zu baden, bewertet das Umweltministerium freilich nicht, das müssen Schwimmerinnen und Schwimmer selbst bewerten. Bei den offiziellen Messungen in der ersten Mai-Hälfte waren die Temperaturen noch wenig einladend: 16,5 Grad Celsius im Fühlinger See in Köln, 18,3 Grad im Hitdorfer See in Leverkusen und immerhin 19,3 Grad im Otto-Maigler-See in Hürth.
Dringend gewarnt wird vor Baden im Rhein und in Schifffahrtskanälen: Die Strömungen, die durch die Sogwirkung der Schiffe noch verstärkt werden, sind lebensgefährlich.