Bei dem europaweiten Einsatz gegen die organisierte Drogenkriminalität lag ein Zentrum der Mittlungen in Köln und der Region.
Großeinsatz gegen DrogenkriminalitätPolizist angeschossen – Was in Köln und Region bei der Großrazzia los war

Mehrere hundert Einsatzkräfte von Polizei und Staatsanwaltschaft durchsuchten europaweit 32 Objekte, davon allein 25 in Nordrhein-Westfalen.
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Der Zugriff erfolgte im Morgengrauen. In Köln-Rodenkirchen in der Greinshofstraße wurde ein mutmaßlicher Drogendealer am frühen Donnerstag verhaftet. Der Tatverdächtige soll zu einem rheinischen Drogenkartell gehören, das Rauschgift im großen Stil aus Kolumbien über die Dominikanische Republik und den Seehafen von Antwerpen in die Region Köln und Bonn schleuste. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sollen die Großdealer beträchtliche Mengen Cannabis und Kokain mindestens im dreistelligen Kilo-Bereich vom Rheinland aus in ganz Deutschland verschoben haben. Dies bestätigte Behördensprecher Julius Sterzel von der landesweiten zentralen Ansprechstelle für organisierte Straftaten bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft. Insgesamt vollstreckten die zuständigen Ermittler bei der Polizei Bonn elf Haftbefehle, davon zwei in Köln. Zwei weitere Personen wurden vorläufig festgenommen.
Spektakulärer Einsatz mit Hubschrauber in Erftstadt
Im Viertel um die Ahornstraße in Erftstadt sorgte ein spektakulärer Einsatz für großes Aufsehen. Ein Polizeihelikopter sicherte aus der Luft die Razzia am Boden ab. Im Einsatz waren auch Spezialeinheiten. Bei den Durchsuchungen wurden etliche scharfe Schusswaffen sichergestellt.
Die aktuellen Nachforschungen hatte ein Drogenfund vor zweieinhalb Jahren ausgelöst. Am 23. August 2023 hatte das auf organisierte Kriminalität spezialisierte Kriminalkommissariat 21 der Bonner Polizei mehrere Drogenhändler auffliegen lassen. Bei zwei Rauschgiftübergaben im Rhein-Sieg-Kreis hatten die Ermittler zugegriffen. Die weiteren Durchsuchungsaktionen förderten mehr als 30 Kilogramm Marihuana, etwa ein Kilogramm Haschisch sowie Kokain und Amphetamine zu Tage. Darüber hinaus stellten die Strafverfolger rund 62.000 Euro Bargeld, zwei Goldbarren und zahlreiche Handys sicher.
Was zu dem Einsatz führte
Wie sich herausstellte, kommunizierten die Tatverdächtigen teils über mit Krypto-Software verschlüsselte Mobiltelefone mit Bandenmitgliedern. Die Spuren führten Schritt für Schritt nach Spanien, Polen, Belgien und in die Niederlande. Dort fanden am Donnerstag zur gleichen Zeit ebenfalls Durchsuchungen statt, es kam zu Festnahmen. In Maastricht verletzte ein Krimineller einen Polizisten mit einem Schuss leicht, ehe die Einsatzkräfte ihn zu Boden brachten.
Durchsucht wurde auf Bundesgebiet und der Region in Bonn, Königswinter, Sankt Augustin, Bad Honnef, Alfter, Weilerswist, Köln, Hürth, Erftstadt, Erkelenz, Euskirchen, Aachen, Waldbröl, Windhagen, Mannheim und Speyer. Seit Jahren klagen die Drogenfahnder über eine überbordende Cannabis- und Kokainschwemme, die im Juni 2024 aus Übersee über die Benelux-Seehäfen oder Hamburg nach NRW schwappte; später auch ins Bundesgebiet. Sukzessive hob die Staatsanwaltschaft Düsseldorf mit Zollfahndern und Rauchgiftermittlern insgesamt 35,5 Tonnen im Wert von 2,6 Milliarden Euro in Containern am Hamburger Hafen aus. NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) sprach vom größten Kokainfund in Deutschland. In jenem Fall führte ein Hinweis kolumbianischer Rauschgiftermittler an einen Verbindungsbeamten des Zollkriminalamts (ZKA) in Bogota auf die Spur der Koks-Connection. Eine Mannheimer Briefkastenfirma hatte einen Container voller Kernseife aus Südamerika geordert – ein Vorgang, bei dem Ungereimtheiten aufkamen. Bei den Nachforschungen stießen die Ermittler auf einen türkischen Geschäftsmann im Rhein-Sieg-Kreis. Dieser soll hundert sogenannte Vorratsgesellschaften in petto gehalten haben. Über diese Schiene soll die Bande containerweise normale Ware wie Ölsamen, Holz oder Ananas in Lateinamerika bestellt haben, um die Kokain-Pakete unter diesen Lieferungen zu verstecken.
Umfangreiche Ermittlungen führten zu einem Netzwerk rund um acht Hauptakteure. Zwischen April und September 2023 fanden sich Hinweise auf 70 verdächtige Container, die sich letztlich auf zehn reduzierten. Im Hamburger Hafen stießen die Zollfahnder auf nahezu 25 Tonnen Schnee, in Ecuador auf knapp drei und im Seehafen Antwerpen auf weitere acht Tonnen. Was bei den Durchsuchungsaktionen am Donnerstag noch zutage gefördert wurde und weitere Details, wollen die Strafverfolger auf einer Pressekonferenz am Freitag mitteilen.