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Dubai-Posse um JVA EuskirchenVerurteilter kümmert sich um Visum, bekommt Freigang – und entkommt

Lesezeit 2 Minuten
Ein Justizbeamter steckt einen Schlüssel in die Tür einer Zelle. Wegen zu langsamer Arbeit nordrhein-westfälischer Behörden sind in diesem Jahr bereits fünf mutmaßliche Straftäter aus der Untersuchungshaft freigelassen worden. Das hat das NRW-Justizministerium auf dpa-Anfrage als vorläufigen Stand (Anfang Dezember) mitgeteilt.

Die JVA Euskirchen wurde vor der Flucht des Häftlings informiert, dass dieser sich um ein Visum bemühte. Trotzdem bekam der 27-Jährige Freigang.

Das Justizministerium prüft den Vorfall in der JVA Euskirchen.

Der Fall um einen verschwundenen Freigänger aus der JVA Euskirchen weitet sich aus. Nach Informationen des Kölner Stadt-Anzeigers hatte sich der Häftling um ein Visum nach Dubai bemüht. Als das zuständige Bürgerbüro die JVA informierte, stellte eine Bedienstete den 27-jährigen zur Rede. Er behauptete, er habe sich nur schon mal gekümmert, um nach seiner Entlassung leichter in den Wüstenstaat auswandern zu können. Dann verschwand der Mann bei einem genehmigten Ausgang.

Nach Informationen des Kölner Stadt-Anzeigers berichtete Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) am Mittwoch im nichtöffentlichen Teil des Rechtsausschusses von der Dubai-Episode. „Bild.de“ machte die neue Wendung am Donnerstag öffentlich. Laut dem Boulevard-Portal hat sich der Häftling tatsächlich aber nicht nach Dubai, sondern wohl in die Türkei abgesetzt.

Den erstaunten Politikern im Rechtsausschuss soll Limbach berichtet haben, dass der Häftling und die Bedienstete, die ihn angesprochen hatte, sich gut kennen würden. Offenbar hatte die Frau die Anstaltsleitung nicht über ihr Gespräch mit dem Häftling informiert. Die Verwaltungsleiterin der JVA bestätigte auf Anfrage des Kölner Stadt-Anzeigers, „dass die Angelegenheit Gegenstand einer dienst- und fachaufsichtsrechtlichen Prüfung durch das Ministerium der Justiz ist.“ Vor diesem Hintergrund könne man „zu Details des Sachverhalts keine Informationen weitergeben.“

Häftling posierte bei Freigang mit Rolls Royce

Der 27-jährige saß unter anderem wegen bewaffneten Handels mit Betäubungsmitteln seine Reststrafe im Offenen Vollzug der JVA Euskirchen ab. Dort war er seit einem Jahr und hatte laut Anstaltsleitung noch etwa ein Jahr vor sich. Durch Haftlockerungen hatte der Mann über Weihnachten – trotz der Dubai-Erkundigungen - mehrere Tage Ausgang bekommen. Am 26. Dezember sollte er zurückkehren, tauchte aber nicht auf. Sofort wurde eine Fahndung ausgelöst.

„Bild.de“ hatte Fotos des Häftlings gezeigt, wie er bei seinen Freigängen unter anderem mit einem Rolls Royce posierte. Diese Bilder waren auch der Bediensteten nicht unbekannt. Sie hatte dem Häftling dem Vernehmen nach gesagt, dass so etwas nicht unbedingt einen guten Eindruck mache und Einfluss auf eine Bewährung haben könnte. Der 27-jährige entgegnete, der Rolls Royce sei nur von einem Verwandten für eine Zeit gemietet worden und das Foto ein Spaß gewesen.