Das Land NRW unterhält einen Online-Shop für Produkte aus den Gefängnis-Werkstätten. Ein Artikel wurde nun entfernt. Warum?
„Missverständlich“Ministerium nimmt Blut-Becher aus JVA-Sortiment

Der Becher war nur sechs Tage online im Angebot - ein Einzelfall.
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Einer der wohl ungewöhnlichsten Online-Shops aus NRW heißst „Knastladen.de“: Auf der landeseigenen Internetseite bieten 28 Gefängnisse Erzeugnisse aus ihren Werkstätten an. Ein Produkt wurde jetzt kurz nach Einführung zurückgezogen: Ein blutrünstiger Thermobecher.
Solche Becher für Kaltes oder Warmes sind gerade im Trend, manche Firmen bieten sie für mehr als 40 Euro an. Die JVA Hamm bot ihr Modell „Thermobecher Koffein“ für faire 11 Euro an. Auf dem Becher abgebildet: Blut, das vom Rand nach unten läuft. Vorne ist ein etwas durchgeknalltes Gesicht zu sehen, auf der Rückseite der Aufdruck „Meine Blutgruppe Koffein.“

Das Ministerium nimmt den Blut-Becher aus JVA-Sortiment
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Die Mehrdeutigkeit bei dem blutigen Becher aus einer Vollzugsanstalt, in der auch Gewalttäter einsitzen, war durchaus gewollt. So gibt es bei „Knastladen.de“ auch das „Einsitzkissen“ (JVA Remscheid) oder den „Nussknacki“ (JVA Kleve). „In der Regel greifen die Produkte typische Themen des Arbeitsalltags ironisch oder überspitzend auf“, so ein Sprecher des Justizministeriums zur Palette des Online-Shops.
In der JVA Remscheid entstehen „Einsitzkissen“, in Kleve der „Nussknacki“
Beim blutigen Becher lag man aber nach Ansicht des Ministeriums daneben: „Da nach hiesiger Auffassung die bei dem angesprochenen Produkt erzeugte Assoziation zwischen Blut und Justizvollzug jedoch missverstanden werden könnte, wird der Artikel aus dem Sortiment von Knastladen.de genommen“, so der Sprecher zum „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Am Mittwoch war das Produkt bereits von der Webseite verschwunden, der Artikel war damit nur sechs Tage online – „sodass ein Kunden-Feedback bisher nicht zu verzeichnen war“, teilte der Sprecher des Ministeriums mit. Der Rückzug des Thermobechers ist ein Einzelfall: Insgesamt werden hunderte Produkte aus den Gefängnissen angeboten - von Pantoffeln bis zu Nistkästen.
Arbeiten im Knast ist ein wichtiger Part des Vollzugs. Die Häftlinge bekommen einen geringen Lohn (nach einer Gesetzesänderung neuerdings immerhin 25,12 Euro pro Tag) und zwölf freie Tage pro Jahr. Das Geld können sie zum Beispiel im Gefängnis-Kiosk für Zigaretten oder Süßigkeiten ausgeben oder ansparen. Die Arbeit strukturiert den Tag vieler Gefangener, sie lernen Teamwork und Regeln.
Zum Thermobecher-Fauxpas sagte der rechtspolitische Sprecher der FDP im Landtag, Werner Pfeil, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Das Design des auf knastladen.de angebotenen Thermobechers ist sicherlich provokant und kann unterschiedliche Assoziationen hervorrufen. Es ist jedoch richtig, dass Produkte, die mit staatlichen Einrichtungen in Verbindung stehen, sensibel gestaltet sein sollten – insbesondere, wenn sie im öffentlichen Raum angeboten werden. Die Entscheidung, den Artikel aus dem Sortiment zu nehmen, ist nachvollziehbar. Eine ironische oder zugespitzte Darstellung darf nicht in ein falsches Licht geraten, das den Justizvollzug verunglimpft oder missverstanden werden könnte.“