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Nager-ComebackExperten jubeln – der Feldhamster ist zurück in Nordrhein-Westfalen

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Der Feldhamster war in NRW fast ausgestorben.

Der Feldhamster war in NRW fast ausgestorben, die moderne Landwirtschaft entzog ihm den Lebensraum. Nun feiert er sein Comeback.

In Köln findet an diesem Wochenende ein besonderes Treffen statt. Experten aus der Feldhamsterforschung treffen sich zum Austausch auf einer internationalen Konferenz.

Sie haben ein rostbraunes Rückenfell mit weißen Flecken und sind etwa so groß wie Meerschweinchen. Feldhamster waren auf den Ackerflächen in NRW früher weit verbreitet. Doch die moderne Landwirtschaft zerstörte den Lebensraum der Nager. 2017 gab es nur noch wenige Exemplare, aber jetzt ist der Feldhamster zurück. Am Wochenende findet in Köln die Konferenz der „International Hamster Working Group“ (IHWG) statt. Dort beraten Experten, wie das Überleben der Population dauerhaft gesichert werden kann.

Josef Tumbrinck, Abteilungsleiter Naturschutz im NRW-Umweltministerium, wird die Konferenz in einem Kölner Innenstadt-Hotel eröffnen. „Der Feldhamster ist in Nordrhein-Westfalen wieder zu Hause“, freut sich der Regierungsvertreter, der 21 Jahre lang Vorsitzender des Naturschutzbunds NABU in NRW war. Der Tagungsort sei kein Zufall, denn das Umland von Köln bis in die Niederlande hinein sei immer ein beliebter Lebensraum der Feldhamster in NRW gewesen. „Unser erfolgreiches Nachzuchtprogramm und die tolle Kooperationsbereitschaft der Landwirte geben dem Hamster und vielen anderen Arten nun ihr altes Zuhause zurück", sagte Tumbrinck dem „Kölner Stadt-Anzeiger.“

Die IHWG kommt seit 1994 regelmäßig zusammen. Ziel der Konferenz ist es, die Hamsterforschung zu fördern und den Hamsterexperten Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch zu bieten. Vor dem ersten Treffen hatte es besorgniserregende Berichte über den dramatischen Rückgang der Feldhamsterpopulationen in den Niederlanden und NRW gegeben.

Feldhamsterbau in Rommerskirchen.

Hier leben die Nager: Auf und unter den Feldern der Bauern wie hier in Rommerskirchen.

Nachdem bei einer Zählung in Zülpich nur noch vereinzelte Tiere gefunden worden waren, trat im Jahr 2016 in NRW das „Artenhilfsprojekt Feldhamster“ in Kraft - der maßgebliche Schritt zur Rettung. Diese wurden zum Aufbau einer Zucht abgefangen und in den niederländischen Gaia Zoo in Kerkrade gebracht. Das Projekt war äußerst erfolgreich, inzwischen konnte eine Vielzahl von Feldhamstern auf den rheinischen Äckern ausgewildert werden.

Das Problem: Im Zoo waren die Tiere weder widrigen Witterungsverhältnissen noch ihren natürlichen Feinden ausgesetzt. Nun müssen sie sich in ihrem natürlichen Lebensraum selbst behaupten. Vor allem Füchse sind für sie eine große Gefahr. Ein Acker bei Aachen, auf dem Feldhamster ausgewildert wurden, sicherte man deshalb mit einem Elektrozaun.

In der Nachkriegszeit bei Bauern nicht gern gesehen

Nach dem Krieg waren die putzig aussehenden Tiere vielen Landwirten in NRW ein Dorn im Auge. Sie galten als Plage, weil sie Felder untertunnelten und einen Teil der Ernte auffraßen. Die Modernisierung der Mähmethoden in der Landwirtschaft nahm den Tieren oft jeglichen Schutz.

Im Sommer befinden sich die Feldhamster meist 40 bis 50 Zentimeter tief in ihren Bauten unter der Erdoberfläche. Sie sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Nach Beendigung des rund sechsmonatigen Winterschlafs kommen die Tiere im April oder Mai an die Oberfläche. Ab Spätsommer „hamstern“ sie Getreide, Wildkrautsamen, Hülsenfrüchte, auch Stücke von Rüben und Kartoffeln als Vorrat für den Winter.

Feldhamster auf einem Acker in Rommerskirchen

Tagsüber sieht man die Tiere eher selten, schließlich sind sie dämmerungs- und nachtaktiv.

Feldhamster sind übrigens Einzelgänger - und in der Regel ziemlich bissig. Im Gegensatz zu ihren kleinen Verwandten, den Goldhamstern, sind die nicht für eine Haltung in Gefangenschaft geeignet. Die Hamsterexperten sehen das Überleben der Population als großen Gewinn für den Artenschutz. Die Grabtätigkeit des Feldhamster komme auch dem Boden zugute - und seine Bauten würden von vielen anderen Tieren genutzt.

In Pulheim und Rommerskirchen hatten die Auswilderungen 2019 begonnen. Dorthin werden die Konferenzteilnehmer am Samstag Exkursionen unternehmen, um die Entwicklung zu begutachten. Nachdem in Pulheim 130 Feldhamster ausgesetzt wurden, hat sich der Bestand verdreifacht.

Bauern, die das Projekt unterstützen, mähen die Ernte nicht komplett ab, sondern lassen Stoppeln stehen, damit die Hamster Schutz und Nahrung finden. Bauern, die für den Hamster komplett auf die Ernte verzichten, erhalten Ausgleichszahlungen vom Land.