Ein neues Jahr rauscht heran und mit ihm eine Menge Möglichkeiten. Wir haben mit Menschen gesprochen, die sich besonderes vorgenommen haben und sich sicher sind: 2025 wird mein Jahr!
Neustart 2025„Ich will mir endlich Zeit für die wichtigen Dinge im Leben nehmen“
Ahmet Özdemir aus Kerpen (49) leitet die Stadtbibliothek Ratingen. In den vergangenen Jahren hat er sich zusätzlich viele andere Arbeiten aufgeladen. 2025 will er zurückstecken, innehalten. Für seine beiden Töchter, für mehr Reisen, die Gesundheit, für die Kultur.
Das kommende Jahr wird ein besonderes werden, denn ich habe mir vorgenommen, mir endlich Zeit für die wichtigen Dinge im Leben zu nehmen: Meine Töchter, meine Gesundheit, das Erzählen von Geschichten. Bislang ist mein Leben von Arbeit geprägt. Zusätzlich zu meinem Vollzeit-Job habe ich zeitweise bis zu fünf Lehraufträge gleichzeitig angenommen. Außerdem bin ich Kreistagsabgeordneter im Rhein-Erft-Kreis. Mir macht das alles Spaß und gerade die Politik liegt mir auch sehr am Herzen, weil ich mich ernsthaft für die Stärkung der Demokratie einsetzen möchte. Die Wahrheit ist aber auch, dass es mir einfach schwerfällt, Nein zu sagen. Und ich merke, dass mich die vielen unterschiedlichen Baustellen belasten, sie rauben mir Zeit und Energie. Ich bin erschöpft und ausgepowert.
Auch für meine beiden Töchter, die jetzt acht und 15 Jahre alt sind, hatte ich bislang viel zu wenig Zeit. Wenn ich nach Hause komme, ist es acht oder neun Uhr und im Grunde sind sie dann quasi bettfertig. Sie beschweren sich oft und sagen: Du bist immer weg. Und sie haben Recht. Letztens sollte ich zum Adventssingen kommen und da musste ich zu meiner Frau sagen: Ich schaffe es nicht. Da habe ich mich hinterher selbst gefragt: Warum schaffe ich das eigentlich nicht? Wie kann das sein, dass das nicht Priorität hat? Natürlich müssen meine Frau und ich arbeiten. Alles ist teurer geworden. Aber man darf darüber doch das Wichtigste nicht aus dem Blick verlieren.
Meine Kinder werden so schnell älter. Ich habe das Bedürfnis, die Zeit mit ihnen festzuhalten. Ich will ihnen zuhören, alles aufsaugen, ihnen Geschichten vorlesen, mein bisheriges Leben überdenken und reflektieren. Auch für mich selbst bleibt keine Zeit. Das Tennisspielen zum Beispiel musste ich auch aus zeitlichen Gründen drangeben. Ich habe gemerkt, dass ich mich verlieren könnte. Das will ich nicht.
Das Jahr 2025 soll deshalb mehr im Zeichen von Erholung, Reisen und Kultur stehen. Ich habe meiner Tochter versprochen, sie einmal in der Woche zur Musikschule zu fahren und dort auf sie zu warten. Auch einen Malkurs will ich ihr ermöglichen. Meine andere Tochter wünscht sich einfach, dass meine Frau und ich da sind, wir gemeinsam verreisen. Das werde ich im Jahr 2025 häufiger ermöglichen. Die Lehraufträge und die Kommunalpolitik werde ich dafür aufgeben. Ich will meine Mitte finden, ausgeglichener werden, meine Zeit mit mehr Qualität füllen. Dazu gehört auch, dass ich wieder mehr Geschichten für kleine Kinder schreiben will. Ich liebe es, Figuren zu entwickeln, das entspannt mich und gibt mir Energie.
Auf der Wunschliste steht Liverpool
Mira Pickartz geht in die elfte Klasse des Franken-Gymnasium in Zülpich im Kreis Euskirchen. Sie reitet und liest gerne und ist an ihrer Schule Schulsprecherin. Davor war sie beim Schulsanitätsdienst aktiv. Seit Frühjahr 2024 darf sich die 16-Jährige NRW-Talent nennen – ein Titel, der mit einem besonderen Stipendium verbunden ist und ein spannendes neues Jahr verspricht.
Ein Lehrer an meiner Schule hat mich und eine Freundin ganz spontan angesprochen, ob wir uns nicht für das Stipendienprogramm NRW-Talente bewerben möchten. Ich wusste zwar schon, dass es Stipendien gibt, dachte aber immer, die wären nur für Studierende. Erst war ich unsicher, ob ich überhaupt geeignet bin, aber die Möglichkeiten, die das Stipendium bietet, haben mich sofort begeistert – wie Sprachreisen oder Aufenthalte im Ausland.
Wir haben recht kurzfristig von dem Programm erfahren, aber ich wusste sofort: Ich will das Stipendium! Beim Auswahlgespräch wurden uns Fragen gestellt, zum Beispiel, wie wir auf Mobbing reagieren würden oder wie wir das Stipendium mit unseren schulischen Verpflichtungen verbinden wollen.
Ende März, nur kurze Zeit nach meiner Bewerbung, kam die Zusage. Ich war gerade mit einer Freundin bei mir zu Hause, als meine Mutter mich nach unten rief. In der Post war ein Brief von der FH Aachen und der RWTH Aachen – und darin tatsächlich die Bestätigung, dass ich angenommen wurde! Ich war so glücklich, dass ich vor Freude auf und ab gesprungen bin.
Noch besser: Auch meine Freundin hat die Zusage bekommen. Es ist großartig, solche Erfahrungen mit einer engen Freundin zu teilen. Obwohl ich erst seit weniger als einem Jahr dabei bin, konnte ich schon an vielen spannenden Seminaren teilnehmen. Bei einem Online-Meeting hat zum Beispiel ein Diplomat aus seinem Berufsalltag erzählt. Das wäre zwar nichts für mich, aber es war spannend, einen Einblick in dieses Berufsfeld zu bekommen.
Im nächsten Jahr muss ich meine Leistungskurse wählen, und Englisch steht für mich fest auf dem Plan. Über das Stipendium habe ich mich für eine Sprachreise nach Liverpool beworben. Es wäre toll, wenn das klappt, denn ich möchte die Sommerferien nutzen, um mein Englisch in einer Sprachschule zu verbessern.
Ich habe mich ein bisschen in England verliebt und freue mich darauf, eine andere Ecke des Landes kennenzulernen.
Ein Enkelkind als Kür
Alwine Fischer aus Köln (62) ist Krankenpflegerin und hat zwei Söhne (37, 34) und eine Tochter (20). Im Mai erwartet ihr mittlerer Sohn gemeinsam mit seiner Partnerin ein Kind. Alwine Fischer wird also Großmutter, das erfüllt sie mit Dankbarkeit und Vorfreude.
Es war im Spätherbst, mein Sohn und seine Partnerin waren zu Besuch. Es war nichts weiter geplant. Ein bisschen erzählen, ein bisschen gemeinsam essen. Da überreichten die beiden mir ein selbstgebasteltes Perlenarmband. Zwischen die bunten Steine eingewebt waren die Buchstaben „OMA“. Ich weiß noch, wie ich meinen Sohn ansah und ganz unverwandt sagte: Aber ich bin doch gar keine Oma. Und da strahlten die beiden mich an und sagten: Doch, bald bist du das schon!
Ich bin aus allen Wolken gefallen. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Mein Sohn ist zwar schon 34 Jahre alt, seine Partnerin 32, sie studiert aber noch Medizin. Die Entscheidung haben die beiden aber wohl sehr bewusst so getroffen. Und ich freue mich wirklich sehr. Ein Leben ohne Kinder ist für mich gar nicht vorstellbar. Ich habe selbst zwei Söhne und eine Tochter. Meine ersten beiden Söhne kamen im Abstand von drei Jahren zur Welt, ich war damals Mitte zwanzig, selbst berufstätig, mein Mann war wenig zu Hause. Ich bin da eigentlich nur durch die Jahre geflitzt, um alles zu schaffen. Später kam dann noch unser Nesthäkchen, die heute 20 Jahre alt ist. Die Kinder sind viel nebenbei gelaufen. Mit dem Enkelkind, das habe ich mir vorgenommen, werde ich die Zeit ganz bewusst genießen.
Ein Enkelkind ist ja wie eine Kür. Wir können uns einbringen, müssen aber nicht alle Pflichten schultern. Wir müssen beispielsweise nicht mehr darauf achten, nur in den Ferien Urlaub zu machen. Das haben wir mit unseren Kindern 34 Jahre lang getan. Zwei Jahre muss ich noch regulär bis zur Rente arbeiten, das will ich auf jeden Fall tun. Aber danach kann ich mir vorstellen, auch regelmäßig für die Kinderbetreuung einzuspringen. Die Eltern sind ja wie mein Mann und ich auch beide im Medizinsektor tätig. Wochenendschichten sind da selbstverständlich und eine Kita finden Sie dafür ja nicht.
Zu einem Großelternkurs habe ich meinen Mann und mich schon angemeldet. Der sagt zwar, das können wir ja wohl, aber ich bin sicher, es hat sich einiges in der Babypflege verändert in den vergangenen 20 Jahren.
Natürlich ist bei Kindern immer auch die Sorge an Bord. Werden die Eltern das alles gut schaffen? Werden Sie Beruf und Familie und Partnerschaft gut miteinander verbinden können? Wie klappt es finanziell? Wie mit dem angespannten Kölner Wohnungsmarkt? Immerhin ist die Corona-Zeit vorbei, das war gerade für Familien mit kleinen Kindern sicher eine sehr harte Belastungsprobe.
Wir sind sehr naturverbunden, reisen gern in die Berge, fahren Ski – oft auch mit unseren erwachsenen Kindern. Da wird unser Enkelkind ja dann auch immer mal wieder ganz selbstverständlich mit dabei sein. Wir sind einfach happy und gespannt auf Mai, da soll unser Glückskind 2025 zur Welt kommen.