Nur 18 Fälle seit JahresbeginnZahl gesprengter Geldautomaten geht in NRW stark zurück

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Automatensprengung Leichlingen Bahnhofstrasse
 Foto: Britta Berg

Der Eingangsbereich der Sparkasse in Leichlingen war 2021 nach einer Geldautomatensprengung völlig zerstört.

Das Phänomen 2015 begann in NRW mit 182 gesprengten Automaten. Innenminister Reul erkennt eine klare Ursache, dass es jetzt viel weniger sind.

Die Zahl gesprengter Geldautomaten ist in NRW auf ein besonderes Tief gefallen. Laut Innenministerium wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 18 Geräte attackiert (Stand 27. Juni). Im gleichen Zeitraum wurden im vergangenen Jahr noch 88 Automaten gesprengt, 2022 waren es noch 102.

Bei knapp der Hälfte der Fälle flüchteten die Täter ohne Beute

Das Phänomen der vermehrten Sprengungen hatte 2015 begonnen, ab da wurde auch eine Statistik eingeführt. Im gesamten Jahr 2022 wurden 182 Automaten in NRW gesprengt – das war der Höchststand. Am Ende des vergangenen Jahres waren es aber immer noch 153. Bei knapp der Hälfte flüchteten die Täter ohne Beute. So ist es auch in den ersten Monaten des aktuellen Jahres.

In Köln wurde dieses Jahr erst ein Automat gesprengt. In Wuppertal waren es vier, im Bereich Recklinghausen drei. Ansonsten verteilen sich die Fälle über ganz NRW. Die Aufklärungsquote lag 2023 bei 19,61 Prozent. Erst vor wenigen Tagen hatte die Polizei Düsseldorf einen Ermittlungserfolg gemeldet: In Südholland wurden mutmaßliche Sprenger festgenommen, die für Taten in ganz Deutschland verantwortlich sein sollen.

Herbert Reul: NRW keine Spielwiese mehr für Automatensprenger

„NRW ist heute keine Spielwiese mehr für Automatensprenger“, so Innenminister Herbert Reul (CDU). Die stark gesunkene Zahl der Sprengattacken ist laut Reul „keine glückliche Fügung, sondern die gute Arbeit der Polizei NRW.“ Konkret nennt Reul die Sonderkommission (Soko) zur Bekämpfung und Ermittlung von Geldautomaten-Sprengungen – kurz Begas.

Reul sagte: „Die Soko Begas hat ein wirksames Rezept gegen die Sprenger gefunden. Der Beipackzettel zur Bekämpfung von Geldautomatensprenger enthält: optimierte Tatortarbeit, länderübergreifende Zusammenarbeit und Prävention. Dabei sitzen die Banken auch mit im Boot und haben ihre Automaten aufgerüstet.“

Begas-Chefin Christa Lübbers berichtet in der aktuellen Ausgabe des Polizei-Mitarbeitermagazins „Streife“: „Seitdem die Sparkassen und Volksbanken sich an den empfohlenen Sicherheitsmaßnahmen der Polizei orientieren, werden ihre Automaten nur noch selten gesprengt.“

600 Automaten waren besonders gefährdet

Die Soko Begas hatte 11.000 EC-Automaten in NRW unter die Lupe genommen und 600 ausgemacht, die besonders gefährdet sind. Weil sie zum Beispiel nahe einer Autobahn liegen, von der man schnell in die Niederlande kommt. Denn, so Lübbers im Magazin „Streife“: „Die Täter, die hier in Nordrhein-Westfalen in Erscheinung treten, sind 18- bis 35-jährige Männer, die aus prekären Verhältnissen der großen niederländischen Städte Amsterdam, Utrecht oder Rotterdam stammen.“

Viele von ihnen seien unter 18 Jahre alt und „arabischstämmig, zweite bis vierte Einwanderungsgeneration. Die bekommen schnelle Autos und Geld, haben durch ihre Taten einen gewissen ‚Fame‘ und genießen so etwas wie ‚ihre Macht auf der Straße‘“, so Lübbers. Die Hintermänner seien skrupellos und würden die jungen Täter ausnutzen.

Die Erfolge gegen die Automatensprenger in NRW haben Folgen für andere Bundesländer: Im Januar gab es in NRW nur eine Sprengung – aber mehrere in Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Hessen. „Die Täter erschließen sich systematisch neue Gebiete, bis die anderen Bundesländer wieder nachgerüstet haben“, so Begas-Chefin Lübbers in einem Interview mit dem „Bankingclub“.

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