Betroffene fordern eine Überprüfung der Aufgaben und eine Anhebung der Klausurnoten um einen Punkt.
Abi-Prüfungen in NRWPetition gegen Erdkunde-Klausur: „Unfair gestellt und zu schwer“
In Nordrhein-Westfalen formiert sich Protest gegen „zu schwere und unfair gestellte“ Abituraufgaben in der Erkunde-Leistungskursklausur. Über eine Online-Petition sind bereits am ersten Tag über 2200 Unterschriften von Abiturientinnen und Abiturienten zusammen. Damit wenden sie sich an den Petitionsausschuss des Landtages und direkt an Schulministerin Dorothee Feller (CDU). Ihre Hauptkritik: Der Schwierigkeitsgrad der Klausuren sei deutlich höher gewesen als bei den Abituraufgaben der vergangenen fünf Jahren.
Anstatt der Hauptthemen wie wirtschaftlicher Strukturwandel, Tourismus als Entwicklungsimpuls oder Landwirtschaft kamen in allen drei Klausuren, die zur Auswahl standen, „absolute Nischenthemen dran, die im Unterricht zuvor kaum behandelt wurden“, heißt es in der Petition, die von einem Kölner Abiturienten des Lessing-Gymnasiums initiiert wurde. Die meisten in den zentralen Abiturvorgaben des Ministeriums aufgeführten Themen seien in den Klausurvorschlägen überhaupt nicht vertreten gewesen. Auch auf Tiktok verbreiteten sich zahlreiche Protestvideos von Abiturientinnen und Abiturienten aus NRW.
Kölner Abiturienten sind wütend und enttäuscht
„Schon während der Klausur herrschte eine riesige Verunsicherung“, sagt ein Abiturient des Humboldt-Gymnasiums, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger. „Danach steigerte sich das in Enttäuschung und Wut.“ Sein Kurs habe einen sehr guten Erdkundelehrer, der die Abiturienten exzellent vorbereitet habe. „Aber über diese drei Nischenthemen ist im Unterricht allenfalls sehr kurz am Rande geredet worden“. Auch er selbst, der sonst schriftlich immer 14 oder 15 Punkte erzielt habe, fand die Aufgabe „unverhältnismäßig komplex“. Themen wie „erneuerbare Energien“ oder die chemische Erstellung von Wasserstoff hätten nicht einmal in den Vorgaben des Landes für dieses Jahr gestanden. „Ich habe mich vier Wochen auf diese Prüfung vorbereitet. Trotzdem konnte ich mein erlerntes Wissen auf keines der drei Auswahlmöglichkeiten anwenden“, kommentierte Abiturientin Mary Wido. „Vier Wochen intensives Lernen für nichts“, ergänzt ein anderer Petent.
Die Abiturientinnen und Abiturienten fordern in ihrer Petition nun angesichts dieser widrigen Umstände eine Anhebung alles Notenpunkte um mindestens einen Punkt. Das Schulministerium erklärte auf Anfrage, man sehe keine prüfungsrechtliche Handlungsmöglichkeit und auch keinen Handlungsbedarf, da die Prüfungsaufgaben nicht fehlerhaft waren. Das Ministerium betonte, die Aufgaben seien von einer Kommission aus erfahrenen Lehrkräften entwickelt, von Geographieprofessoren begutachtet und auch von Lehrkräften aus Gymnasien und Gesamtschulen geprüft worden. All diese Praxischecks hätten die Aufgaben erfolgreich durchlaufen.
Auch im vorletzten Jahr gab es eine Petition, die sich gegen zu schwere Mathematik-Aufgaben bei der Abiturprüfung in Grund- und Leistungskursen richtete. Ein Online-Protestbrief auf der Plattform change.org, der sich an den Petitionsausschuss des Landtags richten soll, brachte es auf mehr als 6200 Unterschriften. Die Petenten forderten damals „eine fachkompetente, unabhängige Prüfung der Mathematik-Abiturklausur 2022 im direkten Vergleich zu den Vorjahren.“