Der Vorfall in der „Pony“-Bar in Kampen erreicht die NRW-Politik. Medienminister Liminski sieht „neuen Zynismus“. Was war da genau los?
Nach Nazi-SkandalSPD-Fraktion in NRW löscht Sylt-Video mit KI-Gesang
Der Fall um rassistische Gesänge auf Sylt erreicht den Düsseldorfer Landtag: Die SPD-Fraktion hat ein KI-generiertes Internetvideo wieder gelöscht, das die „Ausländer raus“-Rufe in der „Pony“-Bar in Kampen aufs Korn nehmen sollte. Laut Fraktion hatte man auf falsches Bildmaterial zurückgegriffen.
Nachdem das Video aus Sylt viral ging, lud die Düsseldorfer Landtagsfraktion am Freitag ein 20 Sekunden langes Musikvideo hoch, in dem eine Frauenstimme singt „Nazis raus, Nazis raus. Keiner braucht Faschos, Nazis raus. Trinkt euren Aperol alleine. Ihr tanzt wie 1933…“
Melodie war nicht die von „L’amour toujours“
Die Melodie war eine andere als bei dem Gigi D‘Agostino-Lied „L’amour toujours“, das in der Bar lief. Den Gesang hatte die SPD durch eine Künstliche Intelligenz generieren lassen und das auch in dem Video vermerkt. Dazu sah man Bilder aus dem umstrittenen Sylt-Video – und offenbar auch andere Szenen.
„Für die Erstellung des Videos haben wir auf eine im Netz kursierende Bildquelle zurückgegriffen, die fehlerhaft war. Deshalb haben wir umgehend reagiert. Die Botschaft aber bleibt: Nazis raus“, so ein Fraktionssprecher zum „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Schlechte Pointe: Bundes-SPD in der Kritik
Zuvor hatte die Bundes-SPD Probleme wegen einer Reaktion auf die rassistischen Gesänge auf Sylt bekommen. Die Sozialdemokraten hatten bei Social Media eine Grafik mit dem Spruch „Deutschland den Deutschen… die unsere Demokratie verteidigen.“ Der Nachsatz war nur kleingedruckt. Die vermeintliche Pointe ging nach hinten los.
Nach einem Shitstorm in den Sozialen Medien löschte die Bundes-SPD den Eintrag und schrieb an gleicher Stelle: Man habe „es nicht geschafft, einen Ton zu treffen, der alle mitnimmt. Dafür möchten wir uns aufrichtig entschuldigen.“
Medienminister Liminski: „Erschreckend schnell sinkende Hemmschwelle“
NRW-Medienminister Nathanael Liminski (CDU) sagte der Mediengruppe Ippen.Media zu den Szenen im „Pony“ derweil: „Das Video aus Sylt ist schockierend, dieses Verhalten ist ekelhaft und inakzeptabel.“ Er beobachte eine „erschreckend schnell sinkende Hemmschwelle“ und ein beunruhigendes Phänomen, das vor allem bei TikTok zu beobachten sei, so Liminski.
Dort gebe es immer mehr Videos „mit einem fast schon diabolischen Humor“. Dieser neue Zynismus verfange bei vielen jungen Menschen, so Liminski gegenüber Ippen.Media: „Da heißt es dann: Witzig ist es irgendwie schon und man muss ja nicht alles so bierernst nehmen – und dann wird es geteilt.“