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Rheinisches RevierUmweltverband startet Petition gegen Microsoft-Rechenzentren

Lesezeit 3 Minuten
Das Logo von Microsoft ist vor einem Firmensitz zu sehen.

Eine Petition auf der Kampagnen-Plattform „WeAct“ vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland nimmt die Umweltschäden durch Flächenversiegelung in den Blick.

Der US-Technologieriese Microsoft will zwei große Rechenzentren im Rhein-Erft-Kreis ansiedeln. Umweltschützer prangern Flächenfraß an.

Die Pläne von Microsoft, im Rheinischen Revier zwei sogenannte Hyperscaler zu bauen, rufen Umweltschützer auf den Plan. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat sich am Mittwoch mit einer Petition an das Unternehmen gewandt. Der geplante Bau von derartigen Rechenzentren führe zu zusätzlicher Flächenversiegelung und schade der Umwelt, heißt es in dem Schreiben. Der knappe Freiraum im Revier sei in Gefahr. Microsoft will sich auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ dazu nicht äußern.

„Stellvertretend für viele Fehlentwicklungen“

Der Umweltverband betonte, dass er der Ansiedlung zukunftsträchtiger Unternehmen wie Microsoft grundsätzlich positiv gegenüberstehe. „Es gibt aber bessere Standort-Alternativen. Die Microsoft-Hyperscaler stehen stellvertretend für viele Fehlentwicklungen im Rheinischen Revier“, kritisiert Dirk Jansen, NRW-Geschäftsführer des BUND. „Als Beitrag zum Strukturwandel nach der Braunkohle sind dort neue Gewerbegebiete auf 40.000 Hektar Fläche auf der grünen Wiese geplant. Das hat mit Nachhaltigkeit wenig zu tun.“

Wenn dadurch landwirtschaftliche Nutzflächen verloren gehen, bedeute dies, dass fruchtbare Böden unwiderruflich zerstört würden, heißt es in der Petition auf der Kampagnen-Plattform „WeAct“. Ein Rechenzentrum versiegele eine Fläche so groß wie 29 Fußballfelder. Diese Flächen sind nicht nur für die regionale Nahrungsmittelproduktion wichtig, sondern können auch dazu beitragen, die Biodiversität zu erhalten. Unversiegelte Böden sind unersetzliche Wasserspeicher, um Hochwasser vorzubeugen, sowie wichtige Grundlage für den Ökosystemverbund, schreibt der BUND.

Die Umweltorganisation schlägt vor, Neubauten vorrangig auf bereits versiegelten oder industriell genutzten Flächen zu planen. „Die Microsoft-Pläne stehen im Widerspruch zu den Bemühungen um eine nachhaltige Zukunft, für die angeblich auch Microsoft einsteht“, so Jansen. Für die Abwärmenutzung fehle noch ein überzeugendes Konzept. Und: Es sei fraglich, ob die energieintensiven Rechenzentren aus 100 Prozent erneuerbaren Energien versorgt werden könnten.

Microsoft will den Stromverbrauch seiner Rechenzentren bis Ende kommenden Jahres komplett mit erneuerbaren Energien „matchen“, wie das Unternehmen es nennt. Das heißt in der Praxis, dass der US-Konzern so viel grünen Strom am Strommarkt einkaufen will, wie er in seinen Rechenzentren und Büros weltweit verbraucht. Das funktioniert etwa durch sogenannte PPA (Power Purchase Agreements). Diese Stromabnahmeverträge sind langfristige Verpflichtungen, die bei der Beschaffung der notwendigen Finanzmittel helfen, die für die Inbetriebnahme neuer Stromerzeugungsanlagen erforderlich sind. Dass die Rechenzentren dann nur mit erneuerbaren Energien betrieben werden, sieht diese Verpflichtung nicht vor - es geht hier lediglich darum, so viel grünen Strom einzukaufen, wie das Unternehmen verbraucht.

Investitionen von 3,2 Milliarden Euro

Viele Kritikpunkte der Umweltschützer haben indes wenig mit Microsoft allein zu tun, sondern prangern Flächenversiegelung durch Industrienutzung als Ganzes an. So benennt der BUND den Grundwasserspiegel im Rheinischen Revier: „Der wird auf Jahrhunderte abgesenkt. Wo das Wasser für die Kühlung der Hyperscaler herkommen soll, ist unklar“, sagt Jansen. Für eine bedarfsgerechte Planung von Industrie- und Gewerbegebieten stehen nach Auffassung des BUND ehemalige Kraftwerksareale oder Tagebauflächen zur Verfügung. Tiere und Pflanzen, Wasser, der Boden und Agrarflächen könnten so geschützt werden.

Der US-Technologiekonzern Microsoft hatte im März sein geplantes Milliarden-Vorhaben im Rheinischen Revier vorgestellt. Der Softwareriese wird nach eigenen Angaben bis Ende 2025 rund 3,2 Milliarden Euro bereitstellen, um Rechenzentren für Anwendungen im Bereich Künstlicher Intelligenz und Cloud Computing zu bauen. Der größte Teil des Geldes geht nach NRW, ein kleinerer Teil nach Hessen.