Tumult im Pulverdampf: In Polen hat ein rechtsradikaler Politiker mit offenem Antisemitismus für Entsetzen gesorgt.
Antisemitismus in Polens ParlamentRechtsradikaler Politiker sorgt mit Feuerlöscher-Attacke für Entsetzen
In Polen hat ein rechtsradikaler Abgeordneter die Lichter auf einem Chanukka-Leuchter im Parlamentsgebäude mit einem Feuerlöscher gelöscht. Während der Plenarsitzung waren Vertreter der jüdischen Gemeinde auf Einladung des Parlamentspräsidenten in das Gebäude gekommen und hatten den Leuchter entzündet, wie polnische Medien am Dienstag berichteten.
Der Fernsehsender TVN24 zeigte Aufnahmen, wie der Abgeordnete Grzegorz Braun von der rechtsradikalen Konfederacja einen Feuerlöscher von der Wand nahm, den Löschstrahl anstellte und ihn auf die angezündeten Lichter des Chanukka-Leuchters richtete. Dabei kam es zu einem Handgemenge mit Magdalena Gudzinska, einer Vertreterin der jüdischen Gemeinde in Polen, die sich Braun in den Weg gestellt hatte.
Polen: Rechtsradikaler Politiker attackiert Jüdin mit Feuerlöscher
Die Aufnahmen zeigen auch, wie Braun den Feuerlöscher schließlich auf das Gesicht von Gudzinska richtet. „Als ich versucht habe, den Leuchter zu beschützen, hat er den Feuerlöscher auf mein Gesicht gerichtet und hat mich zurückgestoßen“, erklärte die Ärztin und zeigte sich entsetzt über den Vorfall. „Es ist unglaublich, wir sind in Polen, in Europa im 21. Jahrhundert.“
In sozialen Medien sind tumultartige Szenen im Pulverdampf zu sehen, bevor Braun das Foyer verlässt. Von der Rednertribüne erklärte der Abgeordnete anschließend, das Anzünden eines Chanukka-Leuchters sei ein „Akt des Satanismus“.
Antisemitischer Politiker in Polen: Chanukka-Leuchter als „Akt des Satanismus“ bezeichnet
Parlamentspräsident Szymon Holownia schloss Braun daraufhin von der Sitzung aus und kündigte an, das Präsidium werde Strafanzeige erstatten. Solange er Präsident des Parlaments sei, werde es dort keine Toleranz für Antisemitismus und Rassismus geben. Polens designierter neuer Regierungschef Donald Tusk nannte Brauns Aktion eine Schande.
„Bei solchen Angelegenheiten sollten wir versuchen, die Bereitschaft zum Zusammenhalt aufrechtzuerhalten – gegen so offensichtlich manifestiertes Böses, wie das, was hier gerade im Sejm passiert ist“, erklärte Tusk.
Das Chanukka-Fest erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem nach einem Aufstand gegen die Griechen 164 vor Christus und an das „Lichtwunder“ eines acht Tage brennenden Leuchters. Es dauert dieses Jahr bis zum 15. Dezember. (das/dpa)