ProphezeiungDer nächste Papst soll der letzte sein

Eine düsteren Prophezeiung zufolge steht das Ende des Papsttums kurz bevor.
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Köln – Da hat die Welt gerade den von den Maya vorhergesagten Weltuntergang glimpflich überstanden, schon kündigt sich die nächste schlimme Prophezeiung an: Demnach steht das Ende des Papsttums unmittelbar bevor – und damit auch der Untergang der Welt. Diese apokalyptische Weissagung geht auf den irischen Erzbischof Malachias zurück, der im zwölften Jahrhundert lebte und 112 kurze, orakelhafte Sprüche über die künftigen Päpste verfasste. Demnach soll der nächste Nachfolger des Apostels Petrus der letzte sein. War der Blitzeinschlag im Petersdom am Tag des angekündigten Rücktrittes von Benedikt XVI. schon ein Vorbote von Gottes Zorn? Können wir nur noch einmal im Konklave-Fieber schwelgen?
Den historischen Quellen zufolge lebte der von der katholischen Kirche als Heiliger verehrte Erzbischof Malachias von 1094/95 bis 1148. Er erstellte eine Liste mit kurzen Sinnsprüchen in lateinischer Sprache über alle Päpste von Coelestin II. im 12. Jahrhundert bis zur heutigen Zeit. Die letzten Sätze in der Sammlung lauten: „In persecutione extrema S.R. Ecclesiae sedebit Petrus Romanus, qui pascet oves in multis tribulationibus, quibus transactis civitas septicollis diruetur et judex tremendus judicabit populum suum. Finis.“ Zu Deutsch: „Während der letzten Verfolgung der heiligen Kirche wird Petrus, ein Römer, regieren. Er wird die Schafe unter vielen Bedrängnissen weiden. Dann wird die Siebenhügelstadt zerstört werden, und der furchtbare Richter wird sein Volk richten. Ende“ Malachias listet insgesamt 111 Päpste auf, der letzte ist offensichtlich Benedikt XVI. Dessen Nachfolger muss den Weltuntergang managen.
Namen von Päpsten tauchen auf der Liste nicht auf, dafür aber Umschreibungen. Dabei ist es erstaunlich, wie zutreffend die Sprüche teilweise sind. Papst Paul VI. (Amtszeit von 1963 bis 1978) wird mit „Flos Florum“ (Blume der Blumen) beschrieben. Im Wappen von Paul VI. tauchten in der Tat drei Lilien auf. Dessen Nachfolger, der 33-Tage-Papst Johannes Paul I., erhielt die Bezeichnung „De medietate lunae“. Das heißt auf Deutsch vom Halbmond, was als Hinweis auf die Kürze seines Pontifikats interpretiert wurde. Johannes Paul II. (1978 bis 2005) heißt in der Sammlung „De labore solis“. Das heißt übersetzt „Von den Geburtswehen der Sonne“. Und siehe da: Am Tag von Karol Woitylas Geburtstag, dem 18. Mai 1920, gab es über Australien eine partielle Sonnenfinsternis. Am 8. April 2005, dem Tag Beerdigung des Papstes, kam es zu einer Sonnenfinsternis über Nord- und Südamerika.
Konnte Malachias also in die Zukunft sehen? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht. Die Bezeichnungen für die Päpste sind derart wolkig, dass man alles Mögliche und das Gegenteil davon hineininterpretieren kann. Die meisten Historiker gehen davon, aus dass die Weissagungen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von dem Fälscher Alfonso Ceccarello erfunden wurden, der damit das Konklave im Jahr 1590 in seinem Sinne beeinflussen wollte. Ceccarello war nämlich Sekretär von Kardinal Girolamo Simoncelli von Orvieto, dem er mit dem Sinnspruch „Ex antiquitate urbis – Aus dem Alter der Stadt” ins Papstamt helfen wollte. Doch das Vorhaben ging schief: Nächster Papst wurde Niccolo Sfondrato – Gregor XIV. (1590–1591).
Weltuntergang hier, Ende des Papsttums dort: alles wieder esoterischer Humbug – freuen wir uns schon heute auf viele weitere Konklaven.