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Protokoll eines ÜberfallsSo verlief der Tag an dem Russland die Ukraine angriff

Lesezeit 15 Minuten
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Ein zerstörtes Wandgemälde in der Ukraine.

  1. Der 24. Februar 2022 geht in die Geschichte ein. Russland beginnt einen Krieg gegen die Ukraine.
  2. Wir haben die Ereignisse des ersten Tages der Invasion nachgezeichnet.

2:30: Das US-Außenministerium warnt, dass sich inzwischen rund 80 Prozent der russischen Truppen in Kampfstellung nahe der Grenze zur Ukraine befänden. US-Außenminister Antony Blinken sagt am Mittwochabend amerikanischer Ortszeit in einem Interview, dass er noch in der Nacht auf Donnerstag mit einem Einmarsch rechne.

Bei einer kurzfristig anberaumten Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York sagt am gleichen Abend die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield: „Dies ist ein gefährlicher Moment.” Ein Angriff auf die Ukraine sei gleichbedeutend mit einem Angriff auf die UN und jeden Mitgliedsstaat.

4:11: Kremlchef Wladimir Putin ordnet noch während der UN-Beratungen in New York offiziell einen Auslandseinsatz des russischen Militärs in den Regionen Luhansk und Donezk an. Damit entspricht Putin einer schriftlichen Bitte der Chefs der Volksrepubliken Luhansk und Donezk um Beistand.

5:12: Russland hat nach Angaben des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba mit einem großen Einmarsch in der Ukraine begonnen. „Putin hat gerade eine große Invasion der Ukraine gestartet. Friedliche ukrainische Städte werden attackiert. Das ist ein Angriffskrieg”, teilt der Minister auf Twitter mit.

5:25: Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verurteilt den russischen Angriff auf die Ukraine. Der „rücksichtslose” Angriff bringe „die Leben zahlloser Zivilisten” in Gefahr, erklärt er. Auch der UN-Generalsekretär António Guterres appelliert an Moskau: „Präsident Putin, im Namen der Menschlichkeit: Bringen Sie Ihre Truppen zurück nach Russland”. Der Krieg verstoße gegen die Grundsätze der UN-Charta.

5:37: Als Reaktion auf die russische Militäroperation im Donbass schließt die Ukraine ihren gesamten Luftraum. Es gibt Berichte über Einschläge in der Ostukraine aus den Städten Charkiw und Dnipro; zudem aus Odessa, Berdjansk und Kramatorsk, wie die staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform berichtet. Ein Korrespondent der Deutschen Presse-Agentur in Kiew berichtet, dass auch in Kiew Detonationen zu hören seien.

5:57: Der ukrainische Präsident Selenskij ruft per Videobotschaft den Kriegszustand aus. Er vergleicht den russischen Einmarsch mit dem Vorgehen Deutschlands während des Zweiten Weltkriegs. „Russland hat die Ukraine in einer feigen und selbstmörderischen Weise angegriffen, wie Nazi-Deutschland es im Zweiten Weltkrieg getan hat“, sagt er.

6:17: Vertreter der 30 Nato-Staaten kommen wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine zu einer Krisensitzung zusammen. Die Beratungen sollen um 8.30 Uhr in Brüssel beginnen. Aus Bündniskreisen heißt es, der russische Angriff ziele nicht nur auf die Ostukraine ab.

6:18: US-Präsident Joe Biden verurteilt den „unprovozierten und ungerechtfertigten” russischen Angriff auf die Ukraine in einem Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Er habe Selenskyj soeben über die weiteren geplanten Maßnahmen der USA und der westlichen Verbündeten gegen Russland unterrichtet, inklusive „harter Sanktionen”, erklärt Biden.

6:27: In einer ersten Reaktion verurteilt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den russischen Angriff auf die Ukraine als eklatanten Bruch des Völkerrechts. „Dies ist ein furchtbarer Tag für die Ukraine und ein dunkler Tag für Europa”, erklärt Scholz. Russland müsse diese Militäraktion sofort einstellen.

6:55: US-Außenminister Antony Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin sprechen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg über eine Stärkung der Präsenz des Bündnisses in den osteuropäischen Mitgliedsstaaten. Blinken betont, dass die Verpflichtung der USA, das Bündnisgebiet im Angriffsfall zu verteidigen, „eisern” sei. Es wird auch über „zusätzliche Schritte” gesprochen worden, um die Sicherheit des Bündnisgebiets zu gewährleisten.

7:06: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) telefoniert mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskij und sichert ihm die „volle Solidarität Deutschlands” zu.

7:16: Nach Angaben des Generalstabs der ukrainischen Armee gibt es einen Beschuss im Osten des Landes durch russisches Militär. Es gebe Angriffe von Gebieten und Siedlungen entlang der Staatsgrenze sowie auf mehreren Flugplätzen.

7:20: Das ukrainische Militär teilt mit, im Gebiet Luhansk fünf russische Flugzeuge und einen Hubschrauber abgeschossen zu haben.

7:26: Die EU wird nach Angaben von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratschef Charles Michel umgehend ein neues Sanktionspaket gegen Russland beschließen. Dieses werde „massive und schwerwiegende Folgen” für das Land haben, teilen Michel und von der Leyen gemeinsam mit. Ein für den Abend geplanter Krisengipfel solle darüber beraten.

7:42: Das Auswärtige Amt fordert deutsche Staatsangehörige in der Ukraine via Twitter erneut und dringend auf, das Land zu verlassen: „Falls Sie das Land nicht auf einem sicheren Weg verlassen können, bleiben Sie vorläufig an einem geschützten Ort.”

7:46: Im rbb-Inforadio bittet der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, um militärische Hilfe. Es gehe darum, dass die ukrainische Armee mit Defensivwaffen und Munition gestärkt werde, so Melnyk. „Jetzt ist es an der Zeit für Deutschland aufzuwachen.”

Er fordert außerdem, dass „die höllischen Sanktionen” gegen Russland noch heute in Kraft gesetzt werden. Dies hätte man schon vor Wochen tun sollen. „Jetzt geht es darum, dass man uns hilft und nicht mit Solidarität vertröstet”, sagt Melnyk.

7:49: Die Separatisten melden die Einnahme von zwei Kleinstädten in der Ostukraine. Es handele sich dabei um Stanyzja Luhanska und um Schtschastja. Demnach sind russische Truppen über den Fluss Siwerskyj Donez vorgedrungen, der bisher die Frontlinie bildete. Die Behörden in Kiew bestätigen zeitgleich das Vordringen der prorussischen Kräfte auf das von ukrainischen Regierungstruppen kontrollierte Gebiet.

8:46: Infolge russischer Luftangriffe sind ukrainischen Angaben zufolge mindestens sieben Soldaten getötet und 15 weitere verletzt worden. Zudem würden 19 Soldaten vermisst, teilt das Innenministerium mit. Eine Brücke über den Fluss Inhulez in der Südukraine sei zerstört worden.

8:55: Der ukrainische Grenzschutz berichtet, das russische Panzer in die Ostukraine eingerückt seien. Mehrere Kolonnen hätten im Gebiet Luhansk bei Krasna Taliwka, Milowe und Horodyschtsche von russischem Territorium aus die Grenze überquert.

9:47: Auch der Europarat kündigt Schritte als Antwort auf die russischen Angriffe an. Kurz darauf kündigt die deutsche Außenministern Annalena Baerbock (Grüne) schärfste Sanktionen gegen Russland an. Nur wenig später schließt sich der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell an und kündigt härteste EU-Sanktionen gegen Russland an.

10:13: Italien bestellt seinen russischen Botschafter ein.

10:29: Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker gedenkt zu Beginn des Straßenkarnevals mit einer Schweigeminute der Leidtragenden des russischen Angriffs auf die Ukraine. „Mir ist wirklich nicht zum Feiern zumute, aber weder ich noch das Festkomitee können und wollen den Karneval absagen“, sagt Reker bei einem Empfang im Rathaus.

10:45: Die Ukraine bricht ihre diplomatischen Beziehungen zu Russland ab.

11:00: In einer Fernsehansprache begründet Russlands Präsident Putin den Angriff auf die Ukraine. Er droht Gegnern mit Konsequenzen, „die Sie in Ihrer Geschichte noch nie erlebt haben."

11:09: Annalena Baerbock (Grüne), erklärt, man habe das Botschaftspersonal aus Kiew abgezogen. Sie spricht von einem „Tag der Schande” für Russland.

11:14: Laut eines ukrainischen Militärsprechers wurden bereits 40 ukrainische Soldaten getötet.

11:36: Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser (SPD) teilt mit, dass die Sicherheitsbehörden in Deutschland ihre Maßnahmen hochgefahren hätten, um sich auf mögliche Fluchtbewegungen, Proteste oder Cyberangriffe vorzubereiten. Mit Blick auf mögliche Auswirkungen auf die Sicherheitslage in Deutschland sei die Bundesregierung „äußerst aufmerksam, wachsam und vorbereitet”, fügt sie hinzu.

11:39: Nach den Worten eines Sprechers des ukrainischen Präsidenten trifft eine zweite Welle von Raketenangriffen das Land.

11:42: Aus Angst vor einem großen russischen Angriff fliehen die Menschen aus Kiew.

11:44: Den Ereignissen in der Ukraine zum Trotz hat in Deutschland der Straßenkarneval offiziell begonnen.

11:54: Die Ukraine bittet die Türkei um die Sperre der Meerengen zum Schwarzen Meer, die hohe strategische Bedeutung besitzen.

11:57: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verurteilt den Angriff Russlands auf die Ukraine als „eklatanten Bruch des Völkerrechts“. Er kündigte noch für Donnerstag „harte Sanktionen“ gegen Russland an. Putin habe „mit diesem Krieg einen schweren Fehler begangen“, sagte Scholz.

12:02: Die Nato aktiviert die Verteidigungspläne für Osteuropa. Zudem werden die Staats- und Regierungschefs der Nato-Staaten zu einer Sondersitzung zusammenkommen.

12:38: Der Kreml bestreitet, die Ukraine besetzen zu wollen. „Niemand spricht über eine Besetzung. Und in diesem Fall ist dieses Wort hier nicht anwendbar”, so ein Kremlsprecher. Wie lange russische Soldaten im Donbass bleiben, werde Präsident Wladimir Putin entscheiden. Das Ziel sei eine „Demilitarisierung und Denazifizierung der Ukraine”, so der Sprecher. „Das bedeutet die Neutralisierung des Militärpotenzials, das in letzter Zeit auch dank der energischen Aktivität des Auslands erheblich gewachsen ist.”

12:44: Russland greift die Ukraine nach Angaben von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg aus verschiedenen Richtung an und attackiert militärische Infrastruktur und wichtige Ballungszentren.

12:50: Russland und China machen die USA und die Ukraine für die Eskalation verantwortlich. Russland behauptet, der russische Angriff in der Ukraine diene dem Schutz der Menschen in den ostukrainischen Separatistengebieten.

13:13: Russische Truppen greifen den Flugplatz Hostomel an, der rund 30 Kilometer nordwestlich des Zentrums der ukrainischen Hauptstadt Kiew liegt.

13:25: Angesichts der massiven internationalen Proteste gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine warnt der Kreml den Westen vor einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen. „Ein Land wie Russland kann nicht hinter einem Eisernen Vorhang sein”, sagt der Sprecher des russischen Präsidialamts.

13:36: Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärt in Brüssel: „Wir haben keine Nato-Truppen in der Ukraine, und wir haben auch keine Pläne, Nato-Truppen in die Ukraine zu schicken.”

13:42: Litauen verhängt den Ausnahmezustand.

13:43: Der Formel-1-Rennfahrer und ehemalige Weltmeister Sebastian Vettel lehnt es unter dem Eindruck des Einmarschs der russischen Truppen ab, in diesem Jahr am Rennen in Sotschi zu starten.

13:58: In Lettland treffen US-Truppen-Verstärkungen für die Nato-Ostflanke ein.

14:00: Der WDR bricht seine Fernseh-Sendung zu Weiberfastnacht vorzeitig ab. Die Moderatorinnen Anna Planken und Sabine Wieseler verabschieden sich überraschend von den Zuschauern.

14:04: Das deutsche Logistik-Unternehmen Schenker, eine Tochter der Deutschen Bahn, setzt seine Arbeit in der Ukraine aus.

14:05: Die FDP-Verteidigungspolitikerin Agnes Strack-Zimmermann und der CDU-Fraktionsvize Johannes Wadephuhl bekräftigen das Nein Deutschlands zu Waffenlieferungen an die Ukraine.

14:07: Das Festkomitee Kölner Karneval sagt das für Montag geplante Rosenmontagsfest im Kölner Stadion ab. Dort hätte ein Umzug stattfinden sollen. Stattdessen werde man an verschiedenen Plätzen in der Innenstadt eine Friedensdemonstration mit Persiflagewagen organisieren, sagte ein Sprecher des Festkomitees.

14:15: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fürchtet um sein Leben. Das berichtet Österreichs Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) nach einem Telefonat mit Selenskyj. Demnach sagte dieser, er melde sich aus einem Land, von dem man nicht wisse, wie lange es noch bestehe, und er melde sich als Präsident, ohne zu wissen, wie lange er noch am Leben sei.

14:16: Die Europäische Fußball-Union (UEFA) will zu einer Sondersitzung zusammenkommen, um die Situation zu bewerten und Entscheidungen zu treffen. Demnach soll St. Petersburg das Finale der Champions League entzogen werden.

14:22: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigt Finanzhilfen für die Ukraine und Hilfen für Flüchtlinge an.

14:43: Schalke entfernt den Gazprom-Schriftzug von den Trikots des Fußballvereins. Das Unternehmen ist der Hauptsponsor; die Entscheidung von Schalke erfolgt nach Gesprächen mit Gazprom Germania.

14:48: Der Krieg in der Ukraine versetzt den Aktienmärkten einen Schlag. Der Deutsche Aktienindex Dax geht auf Talfahrt und fällt um 5,27 Prozent auf 13 860,92 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Werte büßt 5,01 Prozent auf 30 290,68 Punkte ein. Europaweit werden ebenfalls starke Verluste an den Börsen verzeichnet, während Gold, Staatsanleihen oder Währungen wie der Yen oder Dollar zulegen.

15:11: Die ukrainische Hauptstadt Kiew löst wegen des russischen Angriffs Luftalarm aus. Die Stadtverwaltung ruft am Donnerstag alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich in Luftschutzbunkern in Sicherheit zu bringen.

15:18: Im Raum Kiew sind Zerstörungen durch Raketen zu sehen. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs wurden bis zwölf Uhr 30 Angriffe mit Flugzeugen, Artillerie und Marschflugkörpern „auf ukrainische zivile und militärische Infrastruktur“ registriert. Die Angaben widersprechen sich allerdings teilweise: Die ukrainische Polizei spricht von 203 Zielen seit Tagesanfang, die angegriffen worden sein sollen.

15.20: Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil äußert sich zurückhaltend zu Waffenlieferungen an Kiew. „Wir bewerten eine Situation jetzt neu“, so Klingbeil am Rande einer Sitzung des Verteidigungsausschusses des Bundestags in Berlin.

15:27: Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) fordert auf der Internetplattform LinkedIn ein rasches Ende der Kriegshandlungen. „Das ist die Verantwortung der russischen Regierung”. Man habe in der Vergangenheit Fehler auf beiden Seiten gemacht; aber auch die Sicherheitsinteressen Russlands rechtfertigten nicht den Einsatz militärischer Mittel. Schröder ruft dazu auf, die verbliebenen wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Verbindungen zwischen Russland und Europa nicht gänzlich zu kappen.

15:43: Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, drückt seine Sorge angesichts der russischen Angriffe aus. „In unseren Gemeinden gibt es sehr viele Mitglieder mit familiären Wurzeln in Russland oder in der Ukraine.“ Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland veröffentlicht Gebete für Frieden und für die Juden in der Ukraine.

15:44: Russische Behörden warnen die Bevölkerung im eigenen Land vor Protestaktionen. „Aufgrund der angespannten außenpolitischen Lage“ werde in sozialen Netzwerken zu nicht genehmigten Kundgebungen aufgerufen; das Innenministerium droht mit Festnahmen.

15:53: Die ukrainische Armee teilt mit, dass in der Nähe Kiews heftige Kämpfe mit russischen Truppen um einen Militärflughafen begonnen hätten. Wie der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschny, im Onlinenetzwerk Facebook schreibt, werde um den Militärflughafen Hostomel wenige Kilometer nordwestlich der Hauptstadt gekämpft. Der Flughafen sei von mehreren Hubschraubern attackiert worden.

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Kurz zuvor hatten Reporter der Nachrichtenagentur AFP mehrere tieffliegende Hubschrauber am Stadtrand von Kiew gesichtet. Saluschny teilt ferner mit, im Süden der Ukraine gebe es in der Region Cherson nahe der 2014 von Russland annektierten Krim-Halbinsel Kämpfe um mehrere Städte.

15:56: Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) erwartet als eine Konsequenz der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus Russland auch einen deutlich schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland. Der Grünen-Politiker sagt, die „Bräsigkeit und Bequemlichkeit“, mit der beispielsweise der Aufbau einer klimafreundlichen Energieversorgung in Deutschland betrieben worden sei, würden nun einem „hartem Wirklichkeitstest“ unterzogen.

15:57: Die Europäische Luftsicherheitsagentur EASA gibt umfangreiche Warnungen an die Fluggesellschaften heraus. Diese betreffen nicht nur den gesperrten Luftraum der Ukraine, sondern auch die Republik Moldau. Hier sind Landungen, Starts und Überflüge verboten. Das Flugverbot über Belarus bestehe weiterhin, teilt die Behörde in Köln mit.

In den russischen Lufträumen Moskau und Rostow werden die Flugzeugbetreiber zu erhöhter Vorsicht aufgerufen, weil der Einsatz von Mittelstreckenraketen möglich sei.Nach dem Beginn der russischen Invasion haben mehrere Fluggesellschaften ihren Ukraine-Verkehr eingestellt. Neben der Lufthansa informierten unter anderem Ryanair, Wizz Air, Air Baltic, Qatar und Turkish Airlines ihre Passagiere über Flugabsagen

15:58: Das Bundesverteidigungsministerium gibt bekannt, es habe „nationale Alarmmaßnahmen“ für die Bundeswehr ausgelöst. Die Armee werde sich damit „bis in die einzelne Dienststelle“ auf eine mögliche Verlegung der Nato-Eingreiftruppe NRF vorbereiten. Zur Nato Response Force (NRF) mit insgesamt rund 50.000 Soldatinnen und Soldaten gehören 13.700 aus der Bundeswehr.

16:10: Russische Fallschirmjäger hätten den Flughafen Hostomel besetzt. Das berichtet der Fernsehsender CNN, der mit einem Team vor Ort ist.

16:10: Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew, verhängt nach Berichten russischer Nachrichtenagenturen eine Ausgangssperre über die Hauptstadt.

16:37: Russische und ukrainische Truppen liefern sich nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auch Gefechte in der Nähe des ehemaligen Atomkraftwerks Tschernobyl. Auf Twitter schreibt er: „Unsere Verteidiger geben ihre Leben dafür, dass sich die Tragödie von 1986 nicht wiederholt.” Und betont: „Das ist eine Kriegserklärung gegen ganz Europa.”

17:13: Das Bundesverteidigungsministerium hat „nationale Alarmmaßnahmen” ausgelöst. «Die Bundeswehr ist vorbereitet und erhöht derzeit weiter ihre Bereitschaft”, teilt das Ministerium mit. „Das bedeutet auch, dass die Bevölkerung gegebenenfalls in den nächsten Tagen mehr militärische Bewegungen im öffentlichen Raum wahrnehmen kann.”

Es könne zu Einschränkungen im Verkehrsbereich kommen, da Transportkapazitäten zu Lande, zu Wasser und in der Luft für militärische Zwecke vorgehalten werden müssten, so das Ministerium. Die Bundeswehr werde „bis in die einzelne Dienststelle vorbereitende Maßnahmen für den Fall einer Verlegung”der schnellen Eingreiftruppe NRF Force treffen.

18:09: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagt in einer Fernsehansprache, der russische Präsident alleine sei verantwortlich für den Angriff. „Er und nicht das russische Volk hat sich für diesen Krieg entschieden. Er allein trägt dafür die Verantwortung. Dieser Krieg ist Putins Krieg.“ Und: „Putin aber wird nicht gewinnen.“

19:32: In den Kiewer Metro-Stationen suchen Menschen Schutz für die Nacht.

19.53: „Jetzt genehmige ich die Entsendung zusätzlicher US-Streitkräfte nach Deutschland als Teil der Nato-Reaktion“, sagt US-Präsident Biden im Weißen Haus. 7000 Soldaten würden geschickt, heißt es im Pentagon. Biden kündigt zudem an, russische Kreditinstitute vom US-Finanzmarkt und Geschäften in US-Dollar auszuschließen. Alle Gelder, die die Banken in Amerika hätten, würden eingefroren.

20.05: Russland hat nach Angaben eines westlichen Geheimdienstvertreters die „vollständige Lufthoheit“ über die Ukraine erlangt. Jetzt nehme die russische Armee die Hauptstadt Kiew ins Visier.21.05: Wenn man wie Putin bereit sei, das Leben „von Kindern, Frauen und Männern aufs Spiel zu setzen, um seine Wahnvorstellungen durchzusetzen, dann ist das menschenverachtend“, sagt Außenministerin Annalena Baerbock im ZDF. Mit Blick auf die Treffen von Kanzler Scholz mit Putin müsse man nun „ehrlich sagen: Wir wurden eiskalt belogen. Der Kanzler wurde belogen, ich vom russischen Außenminister, die gesamte internationale Gemeinschaft.“

21.12: Die Internationale Atomenergiebehörde reagiert sehr besorgt auf die Eroberung des ehemaligen ukrainischen Atomkraftwerks Tschernobyl durch russisches Militär. Laut ukrainischen Behörden sei bislang vor Ort aber nichts zerstört worden.

21.25: Die EU stimmt umfangreichen Sanktionen zu. Die Strafmaßnahmen betreffen die Bereiche Energie, Finanzen und Transport. Zudem soll es Exportkontrollen für bestimmte Produkte sowie Einschränkungen bei der Visapolitik geben.

21.44: Der ukrainische Gesundheitsminister sagt, am ersten Tag der Invasion seien 57 Menschen getötet und 169 verletzt worden. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind rund 100 000 Ukrainer auf der Flucht.

22:21: Dem US-Präsidenten Biden sollen Optionen für eine Cyber-Attacke auf Russland präsentiert worden sein, berichtet der amerikanische Fernsehsender NBC. Demnach gehe es darum, den Nachschub für die russischen Truppen zu erschweren.

22.28: Bei Anti-Kriegs-Demonstrationen in russischen Städten sind nach Angaben von Bürgerrechtlern mehr als 1700 Menschen festgenommen worden. Es habe Proteste in etwa 44 russischen Städten gegeben - trotz eines Demonstrationsverbots und angedrohten harten Strafen.

23.18: Der Angriff auf die Ukraine sei „rational nicht zu erklären“, sagt Vizekanzler Robert Habeck im ZDF. „Aber gerade die Irrationalität, die daraus spricht, die macht es eben so gefährlich.“ (mit dpa)