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Regieren per Twitter„Trumps Kommunikationsstil gefährdet die Demokratie”

Lesezeit 2 Minuten
Donald Trump

Donald Trump

  1. Der Politologe Hans-Joachim Lietzmann erklärt im Interview, was an Trumps Regierungskommunikation via Twitter hochproblematisch ist.

Ein Markenzeichen von Trumps Regierungsstil ist das tägliche Twitterfeuerwerk. Was sagt uns das?Lietzmann: Obama hat als erster US-Präsident eine Internet-Kampagne gemacht, Trump erweitert dies jetzt mit Facebook und auf Twitter. Die Wähler werden mit einer persönlich ausgelegten Wahlpropaganda bespielt. Wir haben noch gar nicht genau genug verstanden, was da geschieht: Wir werden mit unseren eigenen Vorurteilen an die Wahlurnen getrieben – und nicht mehr mit den argumentativ begründeten Überzeugungen eines Kandidaten.

Verbindet sich damit ein demokratiegefährdendes Potenzial?

Ja, Öffentlichkeit wird zerstört, es entstehen Blasen, in denen wir uns wohlfühlen (sollen), und gewählt werden Kandidaten nicht aus Gründen, die für alle gleich gelten, sondern die ihnen individuell sozusagen auf die Zunge gelegt werden.

Diese Tweets haben auch keine Konsistenz, sie gehen hier- und dorthin, es wird auf irgendein konkretes Ereignis spontan reagiert, auf unterschiedlichste Gegner eingedroschen…

Ja, der politische Diskurs, der dann keiner mehr ist, wird okkasionalistisch, fragmentarisch, momentbezogen. Es gibt keine Kontinuität, keine Verlässlichkeit, keine programmatische Kontur. Alles kann morgen schon ganz anders sein.

Verändert das auch – und, wenn ja, wie – die mediale Reflexion, die Berichterstattung?

Auch die Medien werden dann nicht mehr über die Kontinuität von Regierung und Regierungshandeln sprechen, sondern die Regierung beurteilen wie ein Wetterbericht. Was steht heute an, was steht morgen an? Was in vier Tagen ist, wissen wir schon nicht mehr genau. Wenn die Medien es aber ignorieren, gehen sie pleite. Medien richten ihr Geschäft nach einer Aufmerksamkeitsökonomie aus, und wenn das „Objekt“ andere Regeln vorgibt, müssen sie sich – ob sie es nun wollen oder nicht – anpassen. Sie wollen schließlich verkaufen.

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Verändert dieser Twitter-Stil auch die Arbeit von Politologen und Historikern?

Der Begriff der historischen Quelle muss sicherlich neu definiert werden – aber das kriegen wir schon hin. Klar aber ist: Was da die Politik verändert, verändert auch den wissenschaftlichen Habitus. Wir werden in unseren Studien tendenziell auch kurzatmiger werden, theorieloser, begriffsloser, verständnisloser. Es ist der Gegenstand, der uns da ein Stück weit affiziert.