Ein Schnappschuss von Ricarda Lang, mit Bier in der Hand und aufs Handy blickend, brachte der Grünen-Bundesvorsitzenden im Netz unerwartete Sympathiepunkte ein. Doch bevor die Meme-Bastler richtig loslegen konnten, kam Lang ihnen zuvor.
Auf Wahlparty nach LandtagswahlRicarda Lang macht sich mit Bier-Foto über die CDU lustig
Es geschah auf der Wahlparty der Grünen nach der sächsischen Landtagswahl: Die Bundesvorsitzende Ricarda Lang trinkt ein Bier, während sie aufs Handy lugt – und ein dpa-Fotograf erkennt den Augenblick und nutzt ihn für ein Foto, das wie gemacht für Memes ist.
Weil Lang vermutlich Medienprofi genug ist, um zu wissen, wie das Bild im Internet kommentiert werden würde („Sie trinkt sich das Ergebnis gerade schön“ schreibt ein Nutzer auf X, „Das Bier hat mehr Prozent als ihre ganze Partei“ ein anderer), kam sie den zu erwartenden Meme-Bastlern zuvor und postete das Bild selbstironisch auf X, ehemals Twitter, und fügte ein „Wenn ich ‚Grillen muss erlaubt bleiben.‘-Plakate sehe“ hinzu.
Ricarda Lang geht mit Twitter-Meme viral
Das kam gut an. „Ricarda Lang – so sehr ich ihre Standpunkte und ihre Fehlschlüsse sonst auch ablehne – beweist hier, dass sie Humor hat, und das nicht zu knapp“, kommentiert ein Nutzer.
Die Bundesvorsitzende der Grünen spielt mit dem Post auf ein Wahlplakat der Thüringer CDU an, auf dem „Grillen muss erlaubt bleiben“ und der Zusatz „Darum CDU“ steht. Keine andere Partei hatte vor der Wahl in Thüringen ein Grillverbot gefordert.
Und das Bild eignet sich für allerlei unterschiedliche Botschaften: „Wie ich Samstagnachmittag auf der Familienfeier die Fußballergebnisse checke“, bastelte das Fußballmagazin „Fums“ daraus. Der Grünen-Europapolitiker Erik Marquardt verband es mit einer weiteren Kritik an der Union und postete es mit dem Text „Wenn ich sehe dass die Union jetzt mit Putinfreunden koalieren will“.
Mit #ricardaisbrat bezieht er sich auf die Sängerin Charly XCX, deren sechstes Studioalbum „Brat“ (Göre, dreistes oder freches Mädchen) heißt und quietschgrün ist. Der Begriff hat im US-Wahlkampf Karriere gemacht, nachdem die Sängerin „Kamala IS Brat“ bei X gepostet hatte, woraufhin die neue demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris den Hintergrund ihres Social-Media-Profils auf „Brat“-grün änderte.
Dass Harris als „Göre“ angenommen wird, sei „ein großes Kompliment für die Vizepräsidentin“, befand die deutsche Ausgabe des Musikmagazins „Rolling Stone“. Und die Farbe ist auch über alle Zweifel erhaben, steht sie doch in der Farbpsychologie für Hoffnung, Glück, Natur, Wachstum und Gelassenheit.
Diese positive Umdeutung einer ursprünglich abwertenden Bezeichnung für Mädchen, die sich nicht unauffällig genug einfügen, dürfte Ricarda Lang – nicht dünn genug, zu sehr Taylor-Swift-Fan und zu grün – gelegen kommen. (RND/sth/ph)