„Keine Tabus mehr“Habeck lässt längere Laufzeit von Atomkraftwerken prüfen
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg auch die Laufzeiten von Atomkraftwerken überprüfen lassen und diese gegebenenfalls verlängern. „Ich werde eine weitere Nutzung nicht ideologisch abwehren, es gibt keine Denktabus mehr“, erklärte Habeck in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“.
Sein Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sei derzeit dabei, eine längere Laufzeit von Atom- und Braunkohle-Kraftwerken zu prüfen, um auch im kommenden Winter auf russisches Gas verzichten zu können. „Für diesen müssen wir unsere Einkaufsstrategie deutlich ausweiten, um ohne zusätzliche Importe aus Russland auszukommen“, so Habeck.
Robert Habeck: „Gashunger“ und Lieferungen aus Russland deutlich reduzieren
Ein wichtiger erster Schritt wäre, den „Gashunger deutlich zu reduzieren“. Deutschland würde den aktuellen Winter und auch den Sommer durch die zurückgehaltenen Vorräte problemlos überstehen, allerdings müsse man jetzt frühzeitig über die Zukunft nachdenken.
Auch die noch drei verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland sind dabei auf Habecks Agenda. Der Grünen-Politiker schränkte allerdings ein: „Ein Weiterbetrieb ist unwahrscheinlich. Die Vorbereitungen für die Abschaltung Ende 2022 sind bereits weit fortgeschritten. Ein erneutes Hochfahren der Meiler wäre nur unter höchsten Sicherheitsbedenken möglich.“
Robert Habeck: Längere Laufzeit für Atomkraftwerke unwahrscheinlich
Hinzu käme, dass man diesen Schritt gehen müsste, ohne zu wissen, ob entsprechende Brennstäbe bis zu diesem Zeitpunkt geliefert werden könnten, ergänzte Habeck. Der Bundeswirtschaftsminister reist am Montag zu einem EU-Energiegipfel. Aus verschiedenen Richtungen war auch die Forderung laut geworden, den erklärten Kohle-Ausstieg 2030 durch die russische Invasion der Ukraine nach hinten zu verschieben.
Die Ampel-Koalition hatte erst vor wenigen Tagen eine Erneuerung der EEG-Umlage beschlossen, durch die Deutschland bis 2035 eine hundertprozentige Stromversorgung durch erneuerbare Energien erreichen soll. Kurzfristig seien nun allerdings andere Schritte nötig, um die deutsche Energieversorgung zu sichern, so Habeck. (shh)