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RüstungsindustrieBundesregierung hat kaum Waffen und Ausrüstung bestellt

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Ein Schützenpanzer der Bundeswehr vom Typ Marder, der von Rheinmetall Landsysteme gebaut wird, fährt bei der Informationslehrübung Landoperationen 2019 über ein Hindernis.

Ein Schützenpanzer der Bundeswehr vom Typ Marder fährt bei der Informationslehrübung Landoperationen 2019 über ein Hindernis.

Der Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie kritisiert, dass die Regierung kaum etwas bestellt habe, obwohl Unternehmen in Vorleistung gegangen seien.

Der Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) hat die Warnung des SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil mit einer Beschaffung im Ausland deutlich kritisiert. Es sei vielmehr so, dass die Bundesregierung bisher kaum Munition, Waffen und Ausrüstung bestellt habe, obwohl Unternehmen in Vorleistung gegangen seien, sagte Hauptgeschäftsführer Hans Christoph Atzpodien am Montag, 28. November, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Nach wachsender Kritik an Verteidigungsministerin Christine Lambrecht und Kanzler Olaf Scholz (beide SPD) hatte der SPD-Vorsitzende den Ball in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ ins Feld der Rüstungsindustrie gespielt und gefordert, diese müsse zügig Kapazitäten aufbauen, sonst müsse man sich auch im Ausland nach Rüstungsgütern umsehen - in den USA oder anderen Nato-Staaten.

Unternehmen legen Ersatzteile im Wert von etwa 10 Milliarden Euro vor

Klingbeil liege „ziemlich falsch“, sagte Atzpodien. Unmittelbar nach der Zeitenwende-Regierungserklärung des Kanzlers habe das Verteidigungsministerium 250 Unternehmen in einer Video-Schalte aufgefordert, alle Möglichkeiten zu mobilisieren, um die Bundeswehr schnellstmöglich „gefechtsbereit“ zu machen. Die Unternehmen hätten binnen einer Woche Angebote für notwendige Ersatzteile, für Munition und andere Güter im Wert von etwa 10 Milliarden Euro vorgelegt.

„In den folgenden Wochen und Monaten konnte jedoch kaum etwas bestellt werden, weil im Bund noch das Regime der ‚vorläufigen Haushaltsführung‘ galt“, sagte Atzpodien. Großunternehmen wie auch kleine Mittelständler hätten entschieden, „angesichts der Dringlichkeit auf eigenes Risiko in Vorleistung zu gehen“.

So habe ein deutsches Großunternehmen seine Kapazität nahezu verdoppelt und Fertigungslose im Wert von rund 700 Millionen Euro für Munition und Fahrzeuge angeboten, „ohne dass es bisher zu nennenswerten Abschlüssen gekommen wäre“. Ein Mittelständler habe auf eigenes Risiko Vormaterial geordert, dann sei der Beschaffungsauftrag ins Ausland gegangen. (dpa)