Ein Rapper sitzt nach einer Party in Moskau im Gefängnis – und wurde zur Armee einbestellt. Putins reaktionärer Kurs wird deutlich.
Drakonische Strafe in RusslandPutin schickt Rapper nach Nacktparty in Haft – und dann zum Militär
Eine Party mit leicht bekleideten russischen Prominenten sorgt weiterhin für Wirbel in Russland. Nachdem der russische Rapper Vacio, der auf Bildern der Feier nur mit einer Socke über dem Penis zu sehen war, wurde zu 15 Tagen Gefängnis verurteilt und in ein Rekrutierungszentrum des Militärs einbestellt.
Der Rapper, der mit bürgerlichem Namen Nikolai Wassiljew heißt, wird den Termin, der „in dieser Woche“ sei, jedoch nicht wahrnehmen können, berichtete „Radio Liberty“. Die Haftstrafe des Musikers sei mittlerweile um wegen „Rowdytums“ um weitere zehn Tage verlängert worden, hieß es weiter.
Fast-Nackt-Party in Moskau: Haft- und Geldstrafe für Rapper wegen „LGBT-Propaganda“
Zusätzlich wurde gegen Wassiljew eine Geldstrafe über 200.000 Rubel (rund 2000 Euro) wegen „LGBT-Propaganda“ verhängt. Die „LGBT-Bewegung“ wurde in Russland im Dezember als „extremistisch“ verboten, in der Folge kam es zu Razzien in Homosexuellen-Clubs in Moskau.
Konsequenzen hat die Party unterdessen auch für den berühmten Moskauer Nachtclub „Mutabor“. Am Mittwoch ordnete ein Bezirksgericht die vorübergehende Schließung des Clubs wegen des Verstoßes gegen „hygienische und epidemiologische Auflagen“ an.
Russland schließt berühmten Nachtclub „Mutabor“ nach „Skandal“-Party
Ende Dezember waren in Online-Netzwerken Videos aufgetaucht, auf denen zahlreiche bekannte Gesichter aus der Unterhaltungsindustrie in Dessous und anderen freizügigen Aufmachungen zu sehen waren, die im Club Mutabor bei einer Party unter dem Motto „Almost Naked“ (fast nackt) gemeinsam feierten.
Während der Kreml jegliche Stellungnahme verweigerte, sorgten die Aufnahmen bei mehreren konservativen Politikern für Empörung. Sie forderten Ermittlungen gegen die Teilnehmer.
Freiheit in Russland unter Wladimir Putin immer weiter eingeschränkt
Prominente Gäste, wie der russische ESC-Gewinner Dima Bilan, Popstar Filipp Kirkorow, die bekannte Journalistin Xenia Sobtschak sowie die Organisatorin, Schauspielerin Anastasia Iwlejewa, hatten sich nach der Party öffentlich entschuldigt. Iwlejewa hatte zu der Party eingeladen, auch sie wurde mit einer Geldstrafe belegt.
Das Vorgehen der russischen Justiz nach der „Skandal“-Party bestätigt unterdessen den freiheitsfeindlichen Kurs des Kremls, der von Präsident Wladimir Putin und der russisch-orthodoxen Kirche spätestens seit der Jahrtausendwende eingeschlagen wurde.
Wladimir Putin: „Das ist die Zukunft der russischen Welt, ein tausendjähriges, ewiges Russland“
In einer Rede Ende November hatte der Kremlchef eine Rückbesinnung auf „traditionelle Werte“ in Russland gefordert. Bei russischen Propagandisten wird Europa aufgrund seiner liberalen Gesetze zudem gerne als „Gayropa“ verhöhnt.
Während oft davon ausgegangen wird, dass Russland mit seinem Krieg gegen die Ukraine lediglich die Nato-Mitgliedschaft des Nachbarlands verhindern wolle, haben russische Politiker immer wieder unterstrichen, dass man sich in Moskau im „Krieg“ gegen den „westlichen Sittenverfall“ wähnt. Vor diesem müsse Russland geschützt werden, so die Botschaften.
Auch Putin unterstrich in seiner Rede im November, dass er bei seiner Zukunftsvision für Russland auf konservativ-religiöse Ideologie setzt. „Weise Worte spiritueller Hirten sind einfach notwendig“, erklärte der Kremlchef und rief zur Besinnung auf „wunderbare Traditionen“ auf.
So solle für alle Russen wieder „zur Norm und Lebensweise“ werden, wie frühere Generationen „sieben oder acht Kinder“ zu bekommen, forderte Putin. „Das ist die Zukunft der russischen Welt, ein tausendjähriges, ewiges Russland“, fügte er an. (mit afp)