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„Scheinheilige Begnadigung“Iranische Regierung entlässt sieben Aktivistinnen aus dem Gefängnis

Lesezeit 2 Minuten
Demonstrantinnen und Demonstranten während einer Kundgebung in Frankfurt am Main gegen das politische Regime im Iran.

Demonstrantinnen und Demonstranten während einer Kundgebung gegen das politische Regime im Iran.

Im Iran sind mehrere prominente Aktivistinnen und Journalistinnen aus dem Evin-Gefängnis in Teheran freigelassen worden. Im Ausland angesiedelten Medien zufolge handelt es sich um sieben Frauen, unter ihnen die seit 2019 inhaftierte Aktivistin Saba Kordafschari, die sich gegen die Verschleierungspflicht für Frauen eingesetzt hatte, sowie die prominente Fotografin Alieh Motalebsadeh.

Ein von Motalebsadeh am Donnerstag auf ihrem Twitter-Account veröffentlichtes Video zeigt die Frauen, wie sie vor dem Gefängnis die Worte „Frauen, Leben, Freiheit“ skandieren - die Hymne der seit September landesweit laufenden Proteste gegen die Führung in Teheran. Die Menschenrechtsorganisation Front Line Defenders mit Sitz in Dublin erklärte, Kordafschari und Motalebsadeh hätten eine zentrale Rolle in der iranischen Frauenrechtsbewegung gespielt und seien in den vergangenen Jahren zu Unrecht im Gefängnis gewesen.

Festnahmen der Aktivistinnen hatten international für Aufsehen gesorgt

Auch die anderen fünf freigelassenen Aktivistinnen hätten teilweise jahrelange Haftstrafen verbüßt. Anfang der Woche war bereits die junge Demonstrantin Armita Abbasi freigelassen worden. Der Fall der im Oktober bei Protesten in der Stadt Kabadsch festgenommenen Frau hatte international für Aufsehen gesorgt. Der US-Nachrichtensender CNN hatte unter Berufung auf anonyme Quellen berichtet, dass Abbasi in ein Krankenhaus eingeliefert worden sei, nachdem sie in Gewahrsam mutmaßlich vergewaltigt worden sei.

Iranische Behörden wiesen die Vorwürfe zurück. Es war nicht klar, ob die jüngsten Freilassungen mit einer Ankündigung des obersten geistliche Führers des Iran, Ayatollah Ali Chamenei zusammenhingen. Dieser hatte eine Amnestie für eine große Zahl im Zusammenhang mit den Protesten Verurteilten und Angeklagten angekündigt. Menschenrechtsaktivisten äußerten sich skeptisch und wiesen darauf hin, dass viele prominente Aktivisten weiterhin im Gefängnis seien.

Menschenrechtsaktivisten äußern sich skeptisch und sprechen von „Propaganda“

„Chameneis scheinheilige Begnadigung ändert nichts“, sagte Mahmood Amiry-Moghaddam, Direktor der in Norwegen ansässigen Gruppe Iran Human Rights (IHR). Es handele sich um „Propaganda“, fügte er hizu. Auslöser der anhaltenden Proteste im Iran war der Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini im September, die wegen eines verrutschten Kopftuchs von der sogenannten Sittenpolizei festgenommen worden war und kurze Zeit später im Krankenhaus starb. Aktivisten werfen der Polizei vor, sie misshandelt zu haben.

Seitdem haben die Behörden Tausende Menschen festgenommen. Zu den noch inhaftierten Frauen gehören die preisgekrönte Menschenrechtlerin Narges Mohammadi und die Journalistinnen Nilufar Hamedi und Elaheh Mohammadi, die zur Aufdeckung des Falls Amini beigetragen haben. Auch Ausländerinnen sitzen im Iran im Gefängnis, darunter die Deutsche Nahid Taghavi und die französische Akademikerin Fariba Adelchah. (afp)