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„Gefährlich und unprofessionell“Heftiger Schlagabtausch zwischen Washington und Moskau nach US-Drohnenabsturz

Lesezeit 4 Minuten
Eine MQ-9 Reaper Drohne der US-Streitkräfte ist über dem Schwarzen Meer abgestürzt (Archivbild)

Eine MQ-9 Reaper Drohne der US-Streitkräfte ist über dem Schwarzen Meer abgestürzt (Archivbild)

Ein russischer Kampfjet ist US-Angaben zufolge mit einer US-Drohne zusammengestoßen. Die USA geben Russland die Schuld – der Kreml widerspricht.

Nach einem militärischen Zwischenfall zwischen den USA und Russland über dem Schwarzen Meer warnt die US-Regierung Moskau vor einer Eskalation. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, wies die Darstellung aus Moskau zu dem Vorfall zurück und sagte, die US-Regierung erwäge, Bildmaterial von dem Aufeinandertreffen einer US-Drohne mit zwei russischen Kampfjets zu veröffentlichen, um für Aufklärung zu sorgen. Die US-Regierung bestellte am Dienstagabend den russischen Botschafter ein.

Kirby mahnte, ein derart unangemessenes Vorgehen russischer Piloten könnte zu „Fehleinschätzungen“ zwischen den Streitkräften beider Länder führen. Mit Blick auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine sagte er: „Wir wollen nicht, dass dieser Krieg über das hinaus eskaliert, was er dem ukrainischen Volk bereits angetan hat.“ US-Regierungskreise werfen dem russischen Piloten „amateurhaftes“ Verhalten vor.

Im Luftraum über dem Schwarzen Meer war es zuvor laut US-Angaben zu einem Zwischenfall gekommen. Eine unbemannte amerikanische Reaper-Drohne ist demnach im internationalen Luftraum mit einem russischen Kampfjet zusammengestoßen und daraufhin ins Meer gestürzt, teilten die US-Streitkräfte mit und beklagten, ein „gefährliches und unprofessionelles“ Handeln der russischen Seite.

Kreml bestreitet Kontakt zwischen Kampfjet und US-Drohne

Das russische Verteidigungsministerium stellte den Zwischenfall am Dienstagabend in einer ersten Stellungnahme unterdessen anders dar. Die US-Drohne habe demnach den eigenen temporären Luftraum über dem Schwarzen Meer verletzt, daraufhin seien Kampfjets entsandt worden.

Die Drohne sei mit ausgeschalteten Transpondern in der „Krim-Region“ geflogen, zitierte die staatsnahe Nachrichtenagentur Ria Novosti das Verteidigungsministerium. Waffen seien bei dem Zwischenfall nicht zum Einsatz gekommen, auch einen Kontakt mit der US-Drohne habe es nicht gegeben, hieß es weiter. Die Drohne sei durch „scharfes Manövrieren“ in einen „unkontrollierten Flug“ geraten und dann abgestürzt, erklärte der Kreml.

Russischer Kampfjet stößt über Schwarzem Meer mit US-Drohne zusammen

Kirby sagte dazu am Dienstagabend (Ortszeit) dem Sender CNN: „Wir weisen das Dementi der Russen selbstverständlich zurück.“ Er mahnte, nach einem Jahr des russischen Krieges gegen die Ukraine sollte jeder alles, was die Russen über Aktivitäten in und um die Ukraine sagten, mit größter Vorsicht genießen.

Das Schwarze Meer grenzt sowohl an Russland als auch an die Ukraine. Auf die Frage, ob die USA Beweise für ihre Darstellung vorlegen könnten, sagte Kirby: „Wir schauen uns einige Bilder an, um zu sehen, ob sie geeignet sind, veröffentlicht zu werden. Aber wir haben noch keine Entscheidung dazu getroffen.“

USA: Verhalten russischer Piloten zeugt von „Mangel an Kompetenz“

Zu einer möglichen Bergung des Fluggeräts äußerte sich das Pentagon zunächst nicht. Kirby sagte lediglich, die USA hätten Vorkehrungen getroffen, damit die Drohne nicht in fremde Hände gerate.

Pentagon-Sprecher Pat Ryder erklärte, der Vorfall habe vermutlich auch an dem russischen Kampfjet einen Schaden verursacht. Die beiden russischen Jets hätten sich etwa 30 bis 40 Minuten in der Nähe der US-Drohne aufgehalten, bevor es zur Kollision gekommen sei. Das US-Militär gab an, vor dem Zusammenstoß hätten die russischen Flieger Treibstoff über der US-Drohne abgelassen und seien mehrfach vor dieser hergeflogen – in rücksichtsloser, umweltschädlicher und unprofessioneller Weise. Dies zeuge von einem „Mangel an Kompetenz“.

Vorwürfe aus Russland: „Was machen sie Tausende Meilen entfernt von den Vereinigten Staaten?

Dieser Vorfall reihe sich ein in eine Reihe von gefährlichen Aktionen russischer Piloten mit Flugzeugen der USA und der Alliierten im internationalen Luftraum, auch über dem Schwarzen Meer, beklagte das US-Militär weiter. Diese aggressiven Handlungen der russischen Luftfahrzeugbesatzung seien gefährlich und könnten zu Fehleinschätzungen und unbeabsichtigten Eskalationen führen.

Moskaus Botschafter in Washington warf den USA vor, mit ihren Drohnen Aufklärungsdaten für die Ukraine zu sammeln. „Was machen sie Tausende Meilen entfernt von den Vereinigten Staaten? Die Antwort ist offensichtlich – sie sammeln Geheimdienstinformationen, die später vom Kiewer Regime genutzt werden, um unsere Streitkräfte und unser Territorium anzugreifen“, teilte der russische Botschafter Anatoli Antonow in Washington mit, wie die russische Staatsagentur Tass am Mittwoch (Ortszeit) berichtete.

Russland gehe davon aus, dass die USA von weiteren Spekulationen in den Medien absähen „und ihre Einsätze in der Nähe der russischen Grenzen einstellen“. Die „inakzeptablen Aktionen des US-Militärs in unmittelbarer Nähe zu unseren Grenzen“ gäben Anlass zur Sorge. „Wir wissen sehr wohl, für welche Aufgaben solche Aufklärungs- und Kampfdrohnen eingesetzt werden.“

Joe Biden soll über Vorfall mit russischem Kampfjet informiert worden sein

Präsident Joe Biden sei am Dienstag über den Vorfall informiert worden, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, John Kirby zudem. Wie US-Medien berichten, haben die USA bereits vor Beginn des Krieges Reaper-Drohnen über dem Schwarzen Meer zur Überwachung des Gebiets eingesetzt. Diese können laut Air Force bis 15 Kilometer hoch fliegen und von dort Informationen sammeln. (pst/das/dpa)