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Skandal-Video hat KonsequenzenAfD-Politiker schießt auf Tiktok mit Sturmgewehr und fordert „freie Waffen“

Lesezeit 3 Minuten
AfD-Politiker Maximilian Müger verliert nach einem Video auf Tiktok gleich mehrere Ämter. (Archivbild)

AfD-Politiker Maximilian Müger verliert nach einem Video auf Tiktok gleich mehrere Ämter. (Archivbild)

Ein Video, in dem der hessische AfD-Parlamentarier Müger mit einem Sturmgewehr schießt und „freie Waffen für freie Bürger“ fordert, holt ihn jetzt ein.

Ein kurzzeitig bei Tiktok zu sehendes martialisches Video des hessischen AfD-Landtagsabgeordneten Maximilian Müger hat für diesen Konsequenzen. Mügers Fraktions- und Parteispitze teilte wenige Tage nach dem Skandal-Video, in dem Müger mehrere Schüsse aus einem Sturmgewehr abgibt und über Migration spricht, dessen Rückzug aus mehreren Ämtern mit.

Müger habe den Innenausschuss des Landtags verlassen, teilten die AfD-Landesvorsitzenden Robert Lambrou und Andreas Lichert auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Auch als Vize-Landeschef der Nachwuchsorganisation Junge Alternative (JA), die als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wird, sei Müger zurückgetreten. Lambrou und Lichert sind auch Vorsitzender und Vize der AfD-Landtagsfraktion. Sie äußerten sich nach einer Landesvorstands- und einer Fraktionssitzung.

AfD-Landtagsabgeordneter Maximilian Müger postet Video mit Waffe

Wie es in einer Mitteilung der hessischen AfD-Spitze hieß, sei Müger zudem nicht mehr Vorsitzender des AfD-Kreisverbandes Offenbach-Land und des Ortsverbandes der AfD in Neu-Isenburg. „Über weitere Konsequenzen wird der Landesvorstand sowie die AfD-Fraktion Anfang der kommenden Woche beraten. Wir distanzieren uns ausdrücklich von diesem unsäglichen Video“, ergänzten Lambrou und Lichert.

Der AfD-Opposition im hessischen Landtag in Wiesbaden gehört Müger nach Angaben der Fraktion weiterhin an. Der 31-Jährige war vorerst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

AfD-Landtagsfraktionsvorsitzender Lambrou erklärte zu dem Video: „Wer über politische Inhalte mit einer Waffe im Anschlag spricht, die er dann abfeuert, überschreitet eine Grenze. Das ist ein Politikstil, den ich scharf ablehne.“ Laut dem Hessischen Rundfunk (hr) hatte Lambrou allerdings zuvor auch gesagt, Müger bringe inhaltlich vieles auf den Punkt. Seine Aussagen über ein unterschiedliches Sicherheitsempfinden in Polen und Deutschland etwa spiegelten die Sicht vieler Bundesbürger. Er selbst hätte ein solches Video aber nie veröffentlicht, teilte Lambrou dem hr weiter mit.

AfD-Politiker Müger fordert auf Toktok „freie Waffen für freie Bürger“

Mügers gelöschtes Video, das in Auszügen unter anderem in einem Beitrag der „Hessenschau“ gezeigt wurde und auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, zeigt ihn mit einem Sturmgewehr im Anschlag. „Wir müssen endlich diese Migration bekämpfen“, sagt Müger in dem Clip und fordert „freie Waffen für freie Bürger!“. Dann schießt er dreimal mit seiner Waffe. Mit Blick auch auf das Messerattentat von Solingen mit drei Toten sagt der AfD-Abgeordnete: „Man ist in deutschen Städten nicht mehr sicher und muss Angst haben, auf einem Fest oder auf dem Heimweg erstochen oder anderweitig ermordet zu werden.“

Müger erklärte dazu vor mehreren Tagen nach Angaben eines AfD-Sprechers, das Video sei „versehentlich“ für wenige Minuten auf Tiktok veröffentlicht worden. Es sei für den Privatgebrauch gedacht gewesen. „Das Video wurde auf einem offiziellen Schießplatz in Polen unter der Supervision eines Schießleiters gedreht und die Leihwaffe unterliegt allen Regularien polnischer Gesetze“, teilte Müger weiter mit. Er sei angehender Sportschütze.

Dass Polen sicherer sei, hatte der AfD-Politiker in dem Clip auf zwei Gründe zurückgeführt. Dort gebe es keine „Talahons und afro-arabischen Migranten“ und das Waffenrecht sei liberaler.

Video schlägt hohe Wellen: „Im wahrsten Sinne des Wortes durchgeknallt“

Das Video schlug hohe Wellen. Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) sagte jüngst dazu: „Offensichtlich soll hier der Einsatz von Waffengewalt in der Migrationspolitik legitimiert werden. Und das ist fürchterlich.“ Er betonte: „Von solchen Aktionen geht ein hohes Risiko aus, dass es eben auch tatsächlich zu Gewaltausbrüchen kommt.“

Wie „tagesschau.de“ berichtet, nannte der FDP-Politiker Oliver Stirböck den Inhalt des Videos eines Abgeordneten nicht würdig. „Der Teilrückzug ist eine halbherzige Alibi-Aktion“, so Stirböck. Müger habe im Landtag nichts verloren und müsse sein Amt niederlegen. Seiner Meinung nach sei der AfD-Mann „im wahrsten Sinne des Wortes durchgeknallt“.

Lara Klaes, Sprecherin für Extremismusprävention der Grünen im Landtag, bezeichnete das Video als menschenverachtend und ein „Akt der Gewalt“. Laut „Bild“-Zeitung, die sich auf die Staatsanwaltschaft Wiesbaden beruft, liegt nach vorläufiger Kenntnis keine Strafanzeige zu Mügers Video vor. Es gebe bislang kein Ermittlungsverfahren hierzu.