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Immer mehr AbiturientenSPD will Prämie für Ausbildung von Real- und Hauptschülern

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Thomas Kutschaty, Fraktionsvorsitzender der SPD im Landtag

Düsseldorf – Die SPD schlägt eine Prämie für Betriebe vor, die Ausbildungsplätze an Haupt- und Realschulabsolventen vergeben. „Wenn das Abitur heute als Zugangsvoraussetzung für einen Ausbildungsplatz dienen muss, ist etwas ordentlich schief gelaufen“, sagt Thomas Kutschaty, Landtagsfraktionsvorsitzender der SPD.

Kutschaty spricht ebenfalls von Prämien für Schulen, die Jugendlichen nach der 10. Klasse erfolgreich eine Ausbildung vermitteln und fordert mehr praktische Unterrichtsanteile in der Sekundarstufe 1. An allen Haupt-, Real- und Gesamtschulen solle es Bildungslotsen und Coaching-Programme geben.

Jeder zweite Abiturient macht eine Ausbildung

Grundlage für diese Forderungen ist eine Studie des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Institutsleiter Dieter Dohmen stellte einige Erkenntnisse am Dienstag vor Journalisten vor: Demnach bilden Unternehmen immer häufiger Abiturienten aus statt Haupt- und Realschüler. Deren Chancen haben sich auf dem Ausbildungsmarkt stark verschlechtert: Nur noch 50 Prozent der Hauptschulabsolventen machen eine Ausbildung, bei den Realschülern sind es 40 Prozent. Derweil macht jeder zweite Abiturient eine Ausbildung. Die Zahl der Ausbildungsplätze in NRW geht insgesamt zurück.

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Dadurch, so Dohmen, streben immer mehr Jugendliche das Abitur an. Es sei der einzige Schulabschluss, der Sicherheit und Zukunftschancen biete. Dohmen schlägt deshalb eine Prämie von 25.000 Euro pro Ausbildungsplatz vor, den Unternehmen für Haupt- und Realschüler reservieren.

20 Prozent der Jugendlichen „funktionale Analphabeten“

Rund die Hälfte der Abiturprüfungen werden in NRW an Berufsschulen geschrieben, so Dohmen. „Das bedeutet zugleich, dass allgemeinbildende Schulen die Bildungspotenziale junger Menschen nicht hinreichend abholen.“ Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, bräuchte man sowohl mehr Studierende als auch mehr Auszubildende. Es sei ein „Verbrechen an der nächsten Generation“, dass „wir 20 bis 25 Prozent unserer hier aufgewachsenen Leute nicht qualifizieren.“

Rund 20 Prozent der 15-Jährigen in Nordrhein-Westfalen können laut Studien kaum richtig rechnen, schreiben und lesen, so Dohmen, sie seien „funktionale Analphabeten“. Sechs Prozent der Schülerinnen und Schüler verlässt die Schule ohne Abschluss.