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„Krankenstand zu hoch“Streit um Lohnfortzahlung im Krankheitsfall: FDP schlägt Boni vor

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Konstantin Kuhle (FDP) spricht im Bundestag.

Konstantin Kuhle (FDP) spricht im Bundestag.

FDP will Anreize statt Kürzungen: Die Debatte um Lohnfortzahlung bei Krankmeldungen spaltet Wirtschaft und Politik.

Soll der Anspruch auf Lohnfortzahlung für den ersten Krankheitstag abgeschafft werden? Ein Vorstoß aus der Wirtschaft hat eine hitzige Debatte und scharfe Kritik ausgelöst. Auch die FDP lehnt den Vorschlag ab.

Die FDP-Fraktion im Bundestag steht Forderungen kritisch gegenüber, den Lohnanspruch am ersten Tag einer Krankmeldung zu streichen. In einem Positionspapier plädieren die Liberalen stattdessen für ein Anreizsystem: Arbeitgeber könnten ihren Angestellten für jeden Monat ohne Krankmeldung steuer- und abgabenfreie Boni zusätzlich zum Grundgehalt zahlen.

Streit um Lohnfortzahlung im Krankheitsfall: FDP schlägt Anreize statt Karenztag vor

Als Obergrenze für solche Prämien schlägt das Papier, das der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt, maximal 3.000 Euro pro Jahr vor. Dort heißt es auch: „Vorzugswürdig gegenüber einer de-facto Bestrafung einer Krankmeldung erscheinen positive Anreize für Nicht-Krankmeldungen.“

Oliver Bäte, Chef des Versicherungskonzerns Allianz, hatte angeregt, den Karenztag wieder einzuführen. Arbeitnehmer würden in diesem Modell die Kosten des ersten Krankheitstags selbst tragen. Mit dieser Forderung hat Bäte eine Diskussion über die hohen Krankenstände in Deutschland angestoßen. Im internationalen Vergleich liegt dieser Wert hierzulande auf einem hohen Niveau. Anders als in manchen anderen Ländern erhalten Beschäftigte in Deutschland seit Jahrzehnten ab dem ersten Krankheitstag ihren vollen Lohn.

Wirtschaftsverbände und Ökonomen warnen vor den Folgen eines hohen Krankenstands für die Volkswirtschaft. Er wirke sich negativ auf das Wirtschaftswachstum aus und belaste die Sozialversicherungen finanziell. Gleichzeitig wird der Vorschlag einer Streichung der Lohnfortzahlung auch von Experten kritisch gesehen. Sie verweisen auf mögliche negative Konsequenzen und ungewollte Nebenwirkungen.

FDP-Fraktionsvize Konstantin Kuhle mahnte, Arbeitnehmern pauschal mangelnde Motivation oder Faulheit zu unterstellen, sei nicht angemessen. „Unabhängig vom Einzelfall ist der Krankenstand in Deutschland aber zu hoch“, erklärte er. Statt Kürzungen bei der Lohnfortzahlung seien Anreizsysteme ein besserer Weg. (dpa)