Thomas Hüser als schräger BeraterSigmar Gabriel holt sich „Schwarzfußindianer“ ins Boot

PR-Profi Thomas Hüser wird in der SPD als "Schwarzer Abt" verspottet, jetzt soll er das Image von Sigmar Gabriel aufpolieren.
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Berlin – Guter Rat ist meistens teuer. Vor allem aber sollte er vertraulich sein. So gibt sich Sigmar Gabriel zugeknöpft, wenn es um seine externen Helfer geht. Ja, mit dem einen oder anderen tausche sich der SPD-Chef gelegentlich aus, heißt es in seiner Umgebung. Aber mehr sei dazu nicht zu sagen.
Diese Form der Diskretion liegt Thomas Hüser offensichtlich weniger. Vor ein paar Tagen hat der Inhaber einer Essener PR-Agentur ein mediales Feuerwerk in eigener Sache gestartet. Mal plaudert er ziemlich wichtigtuerisch mit Journalisten in irgendwelchen Eckkneipen, mal verunglimpft er auf seiner Facebook-Seite den schleswig-holsteinischen SPD-Ministerpräsidenten Torsten Albig als „selbstverzwergten Alberich“ mit „offensichtlichen charakterlichen Defiziten“. Mal fordert er in einem Gastkommentar für die Welt: „Die SPD muss die gelähmte Mitte aktivieren. Den Mut haben, offensiv zu fordern, die Belastungen für kleinere und mittlere Einkommen zu senken.“
„Schwarzer Abt“ verspottet
Das alles würde niemand interessieren, wenn sich der 43-jährige Ruhrpottler, der seine Karriere als Frühsport-Moderator bei MDR Sputnik begann, nicht regelmäßig als „Berater des SPD-Bundesvorsitzenden Sigmar Gabriel“ in Szene setzen würde. Das ist er seit einem halben Jahr tatsächlich, wenn auch noch ohne Vertrag, wie im Willy-Brandt-Haus betont wird. Hüser war Gabriel ausgerechnet vom früheren Kanzleramtsminister Bodo Hombach empfohlen worden, dessen Name in der NRW-SPD alle Alarmglocken läuten lässt. Nicht nur hatte Hombach in den neunziger Jahren das neoliberale Schröder-Blair-Papier mitformuliert, sondern vor allem 2005 den CDU-Kandidaten Jürgen Rüttgers gegen die SPD unterstützt.
Damit hat Hüser kein Problem. Schließlich trat er im Mai 2005, unmittelbar nach dem Rüttgers-Wahlsieg, der CDU bei. Doch der PR-Mann (Eigenwerbung: „Engagement mit Herzblut ist für uns keine Floskel“) ist politisch flexibel. Im Mai 2015 ist er – angeblich ohne Druck von Gabriel – aus der CDU wieder ausgetreten. Im Willy-Brandt-Haus wird er trotzdem als „Schwarzer Abt“ verspottet.
„Schwarzfußindianer bei den Rothäuten“
Gabriel hat ein Faible für Leute mit schrägen Ansichten und lautem Auftreten. Von Hüser, der gute Kontakte ins Netzwerk der Ruhrbarone unterhalten soll, erhofft er sich Unterstützung bei der Umsteuerung der SPD auf einen wirtschaftsfreundlichen Mitte-Kurs.
Nicht wenige in der Parteispitze glauben inzwischen, der Berater werde Gabriel eher nach unten ziehen. Immerhin hatte Hüser im Dezember 2014 bei Facebook notiert: „Gabriel wird beim nächsten Mal wieder 20 plus x einfahren… Und das ist auch gut so…“. Heute erklärt er den Eintrag mit seiner Verärgerung über Rot-Rot-Grün in Thüringen.
Doch auf Facebook finden sich weitere Lästereien – auch über Ex-SPD-Chef Franz Müntefering. Seine eigene Tätigkeit umschreibt er mit einem Smiley so: „Als Schwarzfußindianer bei den Rothäuten.“ In der SPD registriert man die bizarren Eskapaden mit einer Mischung aus Stirnrunzeln und Verärgerung. An öffentlichen Ratgebern seiner Partei bestehe kein Mangel, sagte Parteivize Ralf Stegner der FR, um Gabriel dann seinerseits eine Empfehlung zu geben: „Manchmal ist es klüger, ein Buch zu lesen. Es muss nicht einmal ein Neues sein.“