AboAbonnieren

Nato-GipfelUSA und Partner versprechen Kiew Stärkung der Luftabwehr

Lesezeit 4 Minuten
US-Präsident Joe Biden spricht bei den Feierlichkeiten zum 75. Jubiläum der Nato.

US-Präsident Joe Biden stellt der Ukraine weitere Unterstützung in Aussicht.

Die Ukraine bittet seit langem um eine Verstärkung für ihre Luftabwehr im Krieg gegen Russland. Mehrere Nato-Partner kommen dem nun nach.

Die USA und weitere Nato-Staaten wollen der Ukraine zusätzliche Ausrüstung zur Abwehr russischer Luftangriffe liefern. Das kündigte US-Präsident Joe Biden bei einem Festakt zum 75-jährigen Bestehen des Verteidigungsbündnisses in Washington an. In einem gemeinsamen Statement der USA und mehrerer Partner war auch die Rede von „zusätzlichen“ Patriot-Luftabwehrsystemen.

Außerdem sollten Dutzende taktischer Luftabwehrsysteme - etwa vom Typ Nasams oder Iris-T - an Kiew gehen, hieß es darin weiter. „Diese Systeme werden die Luftverteidigung der Ukraine weiter ausbauen und stärken.“ Die gemeinsame Erklärung kam unter anderem von den USA, Deutschland, den Niederlanden, Rumänien und Italien.

Biden stellt weitere Abfangraketen in Aussicht

Biden sagte bei seiner Rede vor den Staats- und Regierungschefs, die Ukraine solle im Laufe des nächsten Jahres auch Hunderte zusätzliche Abfangraketen bekommen, um die ukrainischen Städte vor russischen Raketen zu schützen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte in den vergangenen Monaten eindringlich gemahnt, dass weitere Patriot-Systeme nötig seien, um die ukrainischen Städte und Ballungsräume zu schützen.

Die USA hatten bislang bereits ein Patriot-System für die Ukraine bereitgestellt. Biden hatte die Lieferung vor rund anderthalb Jahren genehmigt, als Selenskyj zu seiner ersten Auslandsreise seit Beginn des russischen Angriffskriegs in die USA gereist war. Die US-Regierung liefert der Ukraine außerdem regelmäßig Patriot-Raketen.

Kiew hat nach eigenen Angaben bislang insgesamt vier Patriot-Systeme erhalten. Drei davon hat Deutschland bereitgestellt. Ein weiteres wurde unter anderem von Rumänien in Aussicht gestellt.

Nato feiert 75. Jubiläum in Washington – Biden unter Druck

Das Patriot-Flugabwehrraketensystem zählt zu den modernsten der Welt. Mit ihm werden feindliche Flugzeuge, ballistische Raketen und Marschflugkörper bekämpft. Auf eine Entfernung von etwa 100 Kilometern und bis in Höhen von 30 Kilometern können die Abwehrraketen in einer gedachten Glocke um die Stellung Ziele treffen - abhängig vom eingesetzten Lenkflugkörper.

Mit einem Radar stuft das Patriot-System zunächst ein, welche Flugobjekte am Himmel zum Feind gehören. Im Bedrohungsfall feuern Soldaten im Leitstand die Lenkflugkörper ab, um die Ziele unschädlich zu machen. Der Krieg in der Ukraine gehört zu den Hauptthemen beim Nato-Gipfel in Washington. Die Staats- und Regierungschefs der 32 Mitgliedsstaaten des Verteidigungsbündnisses feiern dort das 75. Jubiläum der Nato.

Keine Versprecher, dafür eine kraftvolle Rede: US-Präsident Joe Biden hat vor den Augen der Welt seine Ansprache bei einem Festakt zum 75-jährigen Bestehen der Nato in Washington gehalten - Peinlichkeiten sind ausgeblieben. Jeder Schritt Bidens wird in der Debatte um die körperliche Fitness des 81-Jährigen aktuell unter die Lupe genommen. Nach seiner Nato-Rede dürfte der US-Präsident aufgeatmet haben. Denn anders als bei seinem TV-Debakel vor anderthalb Wochen gegen seinen republikanischen Herausforderer Donald Trump verlor Biden nicht den Faden

Biden liest von Teleprompter ab

Das lag vor allem an einem treuen Helfer Bidens: dem Teleprompter. Biden las - wie üblich bei solchen Veranstaltungen - den Redetext komplett vom Prompter ab. Sogar als er Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg auf der Bühne für seine Leistung dankte, schaute er ihn die meiste Zeit nicht direkt an, sondern las den Text ab. Biden verlieh Stoltenberg die Freiheitsmedaille des Präsidenten, eine der höchsten zivilen Auszeichnungen. Auch das Umhängen der Medaille klappte ohne Patzer. Biden sprach - anders als bei der TV-Debatte - kraftvoll und auch wesentlich deutlicher.

Die größten Schnitzer leistet sich Biden aber ohnehin in der Regel nicht, wenn er Reden vom Teleprompter abliest. Schwierig wird es für den 81-Jährigen, wenn er frei spricht. Dann verwechselt er regelmäßig Namen und Orte, führt Sätze und Gedanken nicht zu Ende und ist teils auch sehr schwer zu verstehen. Daher steht die eigentliche Bewährungsprobe für den US-Präsidenten auch noch aus: Am Donnerstag will er zum Ende des Nato-Gipfels eine Pressekonferenz geben. Da wird er spontan reagieren müssen - der Teleprompter wird ihm nicht helfen können.

Das Treffen fällt in die heiße Phase des US-Wahlkampfs. Im November finden in den USA Präsidentschaftswahlen statt. Biden kämpft nach seinem TV-Debakel gegen Herausforderer Donald Trump an allen Fronten, um seine Kandidatur für die Wahl zu retten. Er hatte vor einer Woche bei dem abendlichen Fernseh-Duell einen desaströsen Auftritt hingelegt, sich mehrfach versprochen und den Faden verloren. Nach dem Auftritt entbrannte in den USA in ganz neuem Ausmaß eine Debatte darüber, ob Biden der richtige Kandidat der Demokraten für die Präsidentenwahl im November ist. (dpa)