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Internationale MedienrechercheNord Stream 2 offenbar durch kleine Sprengladung zerstört

Lesezeit 3 Minuten
Das Nord Stream 1-Gasleck in der Ostsee, fotografiert von dem Satelliten Pléiades Neo. Neue Recherchen deuten offenbar darauf hin, dass bei der Sprengung von Nord Stream 2 ein kleinerer Sprengsatz verwendet wurde, als bisher vermutet. (ARchivbild)

Das Nord Stream 1-Gasleck in der Ostsee, fotografiert von dem Satelliten Pléiades Neo. Neue Recherchen deuten offenbar darauf hin, dass bei der Sprengung von Nord Stream 2 ein kleinerer Sprengsatz verwendet wurde, als bisher vermutet. (Archivbild)

Neue Filmaufnahmen der gesprengten Nord Stream-Pipeline bieten neue Erkenntnisse. Demnach kam offenbar eine Hohlladung zum Einsatz.

Ein internationales Journalistenteam von RTL (Deutschland), TV2 (Dänemark), Ekstra Bladet (Dänemark) und Libération (Frankreich) hat exklusive Filmaufnahmen der zerstörten Nord Stream 2-Pipeline bekommen – und ausgewertet. Das gaben die beteiligten Redaktionen am Mittwoch bekannt.

Recherche: Nord Stream 1 nach Sprengung offenbar lediglich an einer Stelle unterbrochen

Demnach lässt sich auf den Filmaufnahmen erkennen, dass die Explosion des Strangs A der Nord Stream 2-Pipeline einen weit geringeren Schaden angerichtet hat, als die etwas später erfolgte Explosion der Nord Stream 1-Pipeline, achtzig Kilometer nördlich. Bislang waren Experten davon ausgegangen, dass erhebliche Mengen an Sprengstoff für die Explosion der Pipelines verantwortlich gewesen sein müssen.

Eine Tauchdrohne des norwegischen Unternehmens Blueye habe die Explosionsstelle vor der Küste Bornholms abgetaucht und die Zerstörung der Nord Stream 2-Pipeline dokumentiert, heißt es in dem Bericht. Demnach sei die Röhre lediglich an einer Stelle unterbrochen. Der nördliche Teil rage etwa fünf Meter über dem Meeresboden in die Höhe. Der südliche Teil liege noch nahezu unverändert auf dem Grund der Ostsee.

Nord-Stream-Sprenung: „Hier sieht es eher nach einer Präzisionssprengung aus“

Daher sei eine Explosion aufgrund von mehreren Hundert Kilogramm Sprengstoff so gut wie auszuschließen, heißt es. „Dafür hätten wir überall kaputten Beton, zerkratztes Metall, Brandspuren und zerborstene Röhren finden müssen, was wir nicht haben“, zitieren die Journalisten den dänischen Geheimdienst-Experten Oliver Alexander, der die Recherche begleitet hat. „Hier sieht es eher nach einer Präzisionssprengung aus.“

Sprengstoff-Experten, denen die kooperierenden Journalisten die Filmaufnahmen vorgelegt hätten, gingen von einer Hohlladung aus, heißt es weiter. „Für mich sieht das ganz klar nach einer Hohlladung aus“, sagte demnach der dänische Ex-Militär Niels Kamp. „Da haben riesige Kräfte gewirkt, die sehr fokussiert waren. Das war ein kleiner Sprengsatz.“

Auch ein französischer ehemaliger Minentaucher, der laut der Recherche anonym bleiben will, legt sich fest: „Es wurde sicher keine große Sprengladung verwendet, sondern eher eine kleine von wenigen Kilogramm.“ Der Franzose ist sich demnach ebenfalls sicher: „Das, was ich erkennen kann, sieht sehr stark nach einer Hohlladung aus.“

Nord Stream-Sprengung: US-Medien berichten über ukrainische Plan für Anschlag

Ein solcher Sprengsatz könne viel einfacher in circa 80 Metern Tiefe angebracht werden als mehrere Hundert Kilogramm Sprengstoff, heißt es in dem Bericht des Journalistenverbundes. Damit sei auch die Machbarkeit für eine kleinere Kommandoeinheit eher gegeben, heißt es weiter.

Die Ermittlungen zu den Sprengungen der Nord-Stream-Pipelines laufen seit Monaten. Einem US-Medienbericht zufolge führen die jüngsten Spuren in die Ukraine. Die „Washington Post“ berichtete Anfang Juni, der US-Auslandsgeheimdienst CIA habe bereits im Juni 2022 und damit drei Monate vor den Detonationen von einem ukrainischen Plan für einen solchen Anschlag erfahren.

Demnach wurde die CIA von einem europäischen Geheimdienst darüber informiert, dass ein Team von sechs Angehörigen einer ukrainischen Eliteeinheit die Erdgas-Pipelines bei einem verdeckten Taucheinsatz sprengen wollten. Der „Washington Post“ zufolge unterstand das Team direkt der ukrainischen Armeeführung. Die Ukraine bestreitet eine Beteiligung an der Sprengung der Pipelines. (das)