Angehörige nehmen bei einer Trauerfeier Abschied von Nawalny. Tausende rufen in Moskau auf den Straßen den Namen des Oppositionsführers.
Witwe teilt LiebesbotschaftMenschen protestieren gegen „Mörder Putin“ bei Nawalny-Beerdigung in Moskau
Zwei Wochen nach seinem Tod in einem russischen Straflager ist der Kremlgegner Alexej Nawalny in Moskau beerdigt worden. Der prominente Oppositionspolitiker wurde am Freitag im Beisein einiger seiner Angehörigen auf dem Borisowski-Friedhof im Südosten der russischen Hauptstadt beigesetzt, wie AFP-Reporter berichteten. Der Sarg sei zur Musik des Films „Terminator“ in den Boden eingelassen worden, schrieb der Nawalny-Unterstützer Iwan Schdanow im Onlinedienst Telegram und fügte hinzu: „Auf Wiedersehen, mein Freund.“
Zuvor hatten Angehörige Nawalnys am offenen Sarg in der Kirche Abschied genommen. Nawalnys Team zeigte in einem Live-Stream auf Youtube, wie die Leiche von Blumen bedeckt im Sarg liegt, umgeben von zahlreichen Menschen während des Gottesdienstes. Zu sehen war auch Alexej Nawalnys Gesicht. Seine Mutter, die eine Kerze in der Hand hielt, und sein Vater saßen während der Zeremonie am Sarg.
Die Witwe Julia Nawalnaja, die Tochter Darja und der Sohn Sachar nahmen nicht an der Trauerfeier teil, weil sie für ihre eigene Sicherheit im Ausland sind. Nawalnys Frau veröffentlichte zum Abschied von ihrem Mann per Videoclip eine Liebesbotschaft mit markanten Szenen aus ihrem gemeinsamen Leben. Sie werde Alexej immer lieben, schrieb die 47-Jährige am Freitag bei Instagram. In dem Clip waren viele Szenen ihres gemeinsamen Lebens zum Song „Chotschesch“ (zu Deutsch: Willste) der russischen Sängerin Zemfira zu sehen.
Moskau: Tausende Menschen versammeln sich
Am Rande der Nawalny-Verabschiedung kam es zum offenen Protest gegen Kremlchef Wladimir Putin. „Russland ohne Putin!“, „Putin ist ein Mörder!“, „Russland wird frei sein!“ und „Nein zum Krieg!“ skandierten Menschen im Chor, wie Reporter der Deutschen Presse-Agentur am Freitag berichteten. Trotz eines Großaufgebots von Polizei und Sicherheitskräften hatte sich vor der Kirche eine zwei Kilometer lange Schlange mit Wartenden gebildet, die sich von Nawalny verabschieden wollten. Viele Menschen klatschten und riefen Nawalnys Namen.
Nawalny, der als wichtigster Gegner Putins galt, versetzt den Machtapparat auch nach seinem Tod in höchste Nervosität. Putins Behörden befürchten, dass Anhänger des vor zwei Wochen im Straflager gestorbenen Nawalny gegen den Kremlchef protestieren könnten.
Putin soll Mord an Nawalny in Auftrag gegeben haben
Putin will sich in zwei Wochen bei einer Wahl als Präsident im Amt bestätigen lassen. Unterstützer, Angehörige und Menschenrechtler Nawalnys werfen Putin vor, er habe den russischen Oppositionsführer in Haft ermorden lassen. Der Kreml weist das zurück.
Nawalny starb am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen „Polarwolf“ in der sibirischen Arktisregion Jamal. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Der durch einen Giftanschlag 2020 und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein von „natürlichen“ Ursachen die Rede. (dpa/afp)