Wladimir Putin hat im Luschniki-Stadion eine kurze Rede gehalten. Ein Soldat lieferte unterdessen eine Gesangsbeilage. Der Kreml holte zudem aus Mariupol verschleppte Kinder auf die Bühne.
Verschleppte Kinder vorgeführtPutin besucht Propaganda-Show – Soldat singt von Sowjet-Flagge über Berlin
Ein Jahr nach dem Einmarsch in die Ukraine hat Kremlchef Wladimir Putin bei einem Auftritt in Moskau die russischen Soldaten am Mittwoch (23. Februar 2023) gewürdigt. „Gerade erst habe ich von der obersten Militärführung des Landes gehört, dass in diesem Augenblick an unseren Grenzen ein Kampf um unser Volk tobt“, sagte Putin, der sich immer wieder als vermeintlicher Beschützer der russischsprachigen Bevölkerung in der Ukraine inszeniert, am Mittwoch vor zehntausenden Zuschauern im Moskauer Luschniki-Stadion. „Sie kämpfen heldenhaft, mutig und wacker. Wir sind stolz auf sie.“
Dann rief der 70-Jährige in die Russlandfahnen schwenkende Menge: „Zu ihren Ehren: Ein dreifaches „Hurra“!“ Und dann: „Hurra! Hurra! Hurra!“ Neben ihm wurden Männer und Frauen gezeigt, die bereits im Einsatz gewesen sein sollen in der „militärischen Spezial-Operation“, wie der Kreml den Krieg gegen das Nachbarland weiter nennt. Das aufwendig inszenierte Konzert-Spektakel fand anlässlich des „Tages des Vaterlandsverteidigers“ statt, der in Russland am Donnerstag gefeiert wird.
Wladimir Putin im Luschniki-Stadion: „Hurra! Hurra! Hurra!“
Im Vergleich zu Putins Rede zur Lage der Nation am Dienstag dauerte der Auftritt nur wenige Minuten. Bevor der Kremlchef in seiner dunklen Winterjacke die Bühne betrat, waren zuvor patriotische Musiker aufgetreten. Bei der Propaganda-Veranstaltung im Luschniki-Stadion war auch Deutschland am Rande Thema.
Nachdem Tschetschenen-Führer Ramzan Kadyrow zuletzt bereits von einer möglichen Besetzung Ostdeutschlands gesprochen hatte, wurde im Luschniki-Stadion nun ein Lied intoniert, in dem von einer russischen Flagge, die über Berlin wehe, die Rede ist.
Soldat singt von Sowjet-Flagge über Berlin
„Die strahlende rote Fahne wird über Berlin wehen“, sang der Soldat Nikolay Romanenko, Kommandeur einer russischen Aufklärungseinheit, auf der Bühne und spielte damit offenbar auf die sowjetische Flagge an. Ein Berater des ukrainischen Innenministers, Anton Geraschenko, teilte ein entsprechendes Video auf Twitter.
Kritische russische Medien berichteten, dass viele der Zuschauer, die bei rund minus 13 Grad stundenlang auf Putin warteten, gezielt angeworben und als eine Art Statisten mit Shuttlebussen zum Stadion gebracht und bezahlt worden waren.
Aus Mariupol verschleppte Kinder im Luschniki-Stadion vorgeführt
Bei der Veranstaltung im Luschniki-Stadion führte der Kreml übereinstimmenden Berichten mehrerer internationaler Journalisten zufolge auch aus Mariupol verschleppte Kinder auf der Bühne vor. Die Kinder sprachen dabei auf der Bühne ihren Dank für ihre „Rettung“ aus, wie der Historiker Ian Garner auf Twitter erklärte.
Vor seinem Besuch im Luschniki-Stadion hatte Putin sich mit dem leitenden chinesischen Außenpolitiker Wang Yi in Moskau getroffen. Der Kremlchef lobte dabei die engen Beziehungen beider Länder zueinander als derzeit besonders wichtig. „Die internationalen Beziehungen sind heute kompliziert“, sagte Putin der russischen Staatsagentur Tass zufolge zum Auftakt des Treffens. „In diesem Zusammenhang kommt der Zusammenarbeit zwischen der Volksrepublik China und der Russischen Föderation (...) eine besonders hohe Bedeutung für die Stabilisierung der internationalen Lage zu.“
Dmitri Medwedew droht erneut mit nuklearer Konfrontation
Ex-Kremlchef Dmitri Medwedew warnte unterdessen am Mittwoch erneut vor einer nuklearen Konfrontation mit dem Westen. „Wenn die USA eine Niederlage Russlands wollen, dann haben wir das Recht, uns mit jeder Waffe zu verteidigen – auch mit der atomaren“, schrieb der jetzige Vizechef des russischen nationalen Sicherheitsrates am Mittwoch im Nachrichtenkanal Telegram. Dann stehe die Welt am Rande eines globalen Konflikts, warnte der Ex-Kremlchef.
„Wenn Russland die militärische Spezialoperation beendet ohne einen Sieg, dann wird es Russland nicht mehr geben, es wird in Teile zerrissen“, erklärte Medwedew zudem. Der Ex-Kremlchef tritt seit Kriegsbeginn immer wieder mit schrillen Warnungen und Drohungen in Erscheinung. (mit dpa)