Eine vermeintliche Erfolgsmeldung über die Zerstörung von Leopard-Panzern auf russischer Seite stellt sich als offensichtliche Ente heraus.
Selbst die Russen spottenRussland präsentiert Traktoren als zerstörte Leopard-Panzer
Für offensichtliche Lügen bei russischer Propaganda gibt es bereits viele Beispiele, nun scheint ein weiterer Fall hinzuzukommen. Am Dienstag hatte das russische Verteidigungsministerium verkündet, bei der Abwehr eines größeren ukrainischen Angriffs am Montag, habe man mehr als 1.500 ukrainische Soldaten getötet – und angeblich auch acht Leopard-Panzer zerstört. Es wären die ersten Abschüsse von Panzern aus deutscher Herstellung. Ob Leopard-1 oder Leopard-2 gemeint waren, ließ das russische Ministerium derweil offen.
Russland will Leopard-Panzer abgeschossen haben: Doch nur ein Traktor?
Wenig später veröffentlichte die russische staatsnahe Nachrichtenagentur Ria Novosti schließlich ein Video, das den Abschuss von Leopard-Panzern belegen sollte – jedoch das Gegenteil erreichte.
Schnell kamen angesichts der Aufnahmen nämlich erhebliche Zweifel an der russischen Behauptung auf: Die Silhouetten der in dem Video zerstörten Fahrzeuge entsprachen nicht denen von Leopard- oder sonstigen Panzer-Typen, über die die ukrainischen Streitkräfte verfügen. „Russland hat zwei Mähdrescher zerstört. Slow clap“, schrieb der Militärexperte Carlo Masala bei Twitter zu dem Video.
Doch vor allem Militärblogger aus den eigenen russischen Reihen kritisierten die Behauptung des russischen Verteidigungsministeriums. Auf dem Video sei die Zerstörung eines Traktors zu sehen, erklärte der prorussische Blog „Wojenny Oswedomitel“, das habe Verteidigungsminister Sergei Schoigu als Abschuss von Leopard-2-Panzern ausgeben wollen, hieß es weiter.
Häme im Netz nach angeblichem Leopard-Abschuss: „Russland hat zwei Mähdrescher zerstört“
Ein anderer nationalistischer Blogger aus der russischen Militärszene erklärt sogar, die Aufnahmen stammten nicht aus der Gegenwart, sondern aus dem Vorjahr. Zu der Zeit verfügte die Ukraine noch nicht über Kampfpanzers des Typs Leopard.
Und auch Söldnerchef Jewgeni Prigoschin meldete sich mal wieder zu Wort – und verhöhnte das Verteidigungsministerium. „Wahnsinnig fiktiv“ seien die Angaben Schoigus, erklärte Prigoschin mit Blick auf die angeblich 1.500 toten Ukrainer. Der Wagner-Chef befindet sich seit Monaten im Konflikt mit dem russischen Militär. Die „Lügengeschichten“ der Armee ließen sogar „Baron von Münchenhausen hinter sich“, polterte Prigoschin weiter.
Jewgeni Prigoschin lästert: „Lügengeschichten“ lassen „Baron von Münchenhausen hinter sich“
Nach langem Zögern hatte die Bundesregierung den Weg für die Lieferung von deutschen Kampfpanzern an die Ukraine freigemacht. Von keinem Land hat Kiew seitdem mehr Leopard-Panzer erhalten als von Deutschland.
Insbesondere der Leopard-2 gilt gegenüber russischen Panzern als deutlich überlegen. Ein Abschuss wäre für den Kreml also ein Erfolg – gegeben hat es diesen aber offensichtlich noch nicht.
Dass die russischen Behörden sich bei ihren Propaganda-Behauptungen nicht immer die größte Mühe geben, ist derweil kein neues Phänomen. Am Dienstag verkündete der Besatzungsgouverneur des Gebiets nahe des zerstörten Kachowka-Staudamms in einem Video, die Bewohner der Stadt Nova Kachowka würden „in Ruhe durch die Straßen spazieren“, während im Hintergrund bereits Wassermassen die Straßen der Stadt füllten.
Auch Übertreibungen, was militärische Erfolge angeht, sind im Kreml an der Tagesordnung: Die russische Armee hat nach Angaben ihres Sprechers Igor Konaschenkow inzwischen angeblich deutlich mehr ukrainische Flugzeuge abgeschossen als das Land jemals besessen hat.