In Finnland sind Amateuraufnahmen von Wladimir Putin aus den 90er Jahren aufgetaucht. Sie passen nicht zum Image des Kremlchefs.
Tischtennis in BallonseideBisher unbekannte Privataufnahmen von Wladimir Putin aufgetaucht
Von David Schmitz
Lesezeit 3 Minuten
Der jetzige russische Präsident Wladimir Putin auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1990. In Finnland sind bisher unveröffentlichte Videoaufnahmen Putins aus dieser Zeit aufgetaucht.
Copyright: imago images / ZUMA Press
In Finnland sind Videoaufnahmen des derzeitigen russischen Präsidenten Wladimir Putin aufgetaucht. Sie zeigen den Kremlchef Anfang der 1990er Jahre bei einem Urlaub in Finnland zusammen mit dem damaligen Bürgermeister von St. Petersburg, Anatoli Sobtschak. Putin, damals etwa 40 Jahre alt und noch KGB-Offizier, war damals als Berater des russischen Politikers tätig.
In dem Video trägt Putin einen Jogginganzug aus Ballonseide und spielt zusammen mit Bürgermeister Sobtschak eine Partie Tischtennis gegen zwei Personenschützer. Der finnische TV-Sender YLE hat die bisher unveröffentlichten Amateuraufnahmen laut eigener Angabe von einer anonymen Quelle erhalten.
Amateuraufnahmen aus Finnland: Wladimir Putin beim Angeln
Nach den Szenen rund um die Tischtennisplatte, bei denen Putin sich gut gelaunt zeigte und mehrmals lächelte, folgen Aufnahmen, die Sobtschak und Putin beim Angeln auf einem See zeigen. Dort sitzt der jetzige Kremlchef allerdings mit dem Rücken zur Kamera. Enthalten sind auch Szenen von Sobtaschak beim Dartspielen, Putin steht mit gesenktem Blick daneben.
Putin war 1990 nach Leningrad – das heutige St. Petersburg – zurückgekehrt. Zuvor war er für fünf Jahre als KGB-Geheimdienstoffizier in Dresden stationiert. Nach seiner Rückkehr wurde er in der Stadtverwaltung St. Petersburg unter Bürgermeister Sobtschak Leiter des Aussschusses für Außenbeziehungen und war dabei zuständig für Handelsabkommen und Auslandsinvestitionen, berichtet der britische „Guardian“.
Wladimir Putin war als KGB-Offizier in Finnland zu Gast
Laut den Angaben des finnischen Senders hat die anonyme Quelle bestätigt, dass Putin als die Aufnahmen entstanden, noch für den KGB tätig gewesen ist. Die Person, deren Identität von YLE aus Angst vor einer Reaktion Putins geheim gehalten wird, habe Ljudmila Putina, die damalige Frau des jetzigen Kremlchefs, zudem als „sehr angenehm“ beschrieben. Putin selbst soll sich unnahbar gegeben haben.
„Man konnte ihm nicht so nahekommen, dass man zusammen etwas Alkohol trank und über Frauen und das Leben redete – nichts dergleichen“, zitierte YLE die Quelle. Putin habe keinen Alkohol getrunken und auch auf Zigaretten verzichtet. Insgesamt habe der damalige KGB-Offizier nur wenig gesprochen, erinnerte sich die Quelle im Gespräch mit YLE.
Wortkarger Wladimir Putin: „Man konnte ihm nicht so nahekommen“
Eine einzige Frage habe Putin demnach jedoch gestellt: „Was würde passieren, wenn eineinhalb Millionen Russen die Grenze nach Finnland überqueren würden?“ In Russland herrschte damals großer Mangel an Nahrungsmitteln.
Putin war in den frühen 1990er Jahren oftmals Gast in Finnland. Die nun veröffentlichten Aufnahmen entstanden laut YLE auf dem Gelände einer Villa der finnischen Firma Thomesto auf der Insel Torsö, an der Südküste Finnlands. Die finnische Firma erhoffte sich demnach verbesserte Handelsbeziehungen zu Russland von dem Treffen mit Sobtschak und Putin.
Die Videoaufnahmen zeigten ein anderes Bild des jetzigen Kremlchefs als das „machohafte, diktatorische Image, das Putin sich seitdem geschaffen hat“, hieß es in dem Bericht des finnischen Senders.
„Die russische Propagandamaschine hat Putins öffentliches Image sehr systematisch aufgebaut“, schrieb der Sender zudem im Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter). „Dieses seltene Videomaterial konnte Putin nicht planen“, deshalb habe man sich entschieden, die Aufnahmen zu veröffentlichen. (das)