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US-WahlenDas sind die kuriosesten Kandidaten – und so haben sie abgeschnitten

Lesezeit 6 Minuten
Kari Lake, republikanische Gouverneurskandidatin von Arizona, bei der republikanischen Watch Party in Scottsdale

Kari Lake, republikanische Gouverneurskandidatin von Arizona

Die US-Zwischenwahlen in den USA sind bedeutsam. Donald Trump hatte dabei ein Wort mitzureden – und so konnten einige umstrittene Persönlichkeiten ihre Kandidatur einreichen.

Die Wahllokale sind bereits geschlossen, die letzten Stimmen werden noch ausgezählt. Doch schon jetzt steht fest, dass die diesjährigen Zwischenwahlen in den USA historisch sind und das politische Klima in dem Land mindestens für die kommenden zwei Jahre verändern werden. Noch nie haben die Parteien mehr Geld für den Wahlkampf ausgegeben. Und wohl selten zuvor schwebte eine Person, die gar nicht selbst kandidierte, derart bestimmend über dem Geschehen: Ex-Präsident Donald Trump.

Ohne Trump hätten viele republikanische Kandidaten gar nicht erst für die Rennen um Sitze in Senat und Repräsentantenhaus oder gar für die Wahl um Gouverneursposten antreten können. Laut der Plattform Ballotpedia hat Trump bei Vorwahlen insgesamt 199 Bewerber in ihrer Kandidatur für verschiedene Ämter unterstützt – und 189 von ihnen konnten die Vorwahlen tatsächlich für sich entscheiden.

Unter ihnen sind viele Wahlleugner, die das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen von 2020 anzweifeln oder es gar für manipuliert halten. Ebenfalls finden sich Unterstützer des „Sturms auf das US-Kapitol“ vom 6. Januar 2021. Aber nicht nur die Republikaner schickten kuriose Kandidaten in die Midterm-Wahlen, auch bei den Demokraten gab es einige Anwärterinnen und Anwärter, die herausstachen. Das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) gibt einen Überblick über skurrile Kandidaten und ihr Abschneiden bei den Zwischenwahlen.

Kari Lake: Mit Trump auf dem Wahlplakat ins Gouverneursamt?

Arizona stand bereits im Vorfeld der Wahlen im Zentrum der landesweiten Aufmerksamkeit. Hier tritt Kari Lake für die Republikaner an, allerdings um den Posten als Gouverneurin des Bundesstaats. Die ehemalige TV-Moderatorin macht keinen Hehl um die Unterstützung ihrer Kandidatur durch Donald Trump – sie warb sogar damit auf ihren Wahlplakaten.

Die 53-Jährige ist glühende Anhängerin Trumps. Fake News und Cancel Culture sind ihre Lieblingsthemen – und eben Wahlbetrug. Den längst widerlegten Vorwurf Trumps, die Präsidentschaftswahlen 2020 seien manipuliert worden, unterstützt auch sie. Sollte sie die Wahl um den Gouverneursposten verlieren, könnte sie Ähnliches über die Midterm-Abstimmungen behaupten. Zumindest hielt sie sich diese Option im Wahlkampf stets offen.

In Umfragen lag Lake zuletzt mit 3 Prozentpunkten vor ihrer demokratischen Konkurrentin Katie Hobbs, derzeit Vizegouverneurin des Bundesstaats. Nach den ersten Auszählungen gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Kandidatinnen. Die Aufmerksamkeit der USA bleibt Arizona also gewiss.

Blake Masters: die rechte Hand eines extrem rechten Investors

Ebenfalls im Bundesstaat Arizona hat sich für die Republikaner ein absoluter Politneuling um den Senatssitz beworben, der jedoch auf die felsenfeste Unterstützung des Rechtsaußenlagers seiner Partei zählen kann. Blake Masters ist erst 36, hatte noch kein politisches Amt inne und kann sich trotzdem gute Chancen ausmalen. Das liegt insbesondere an einer 10-Millionen-Dollar-Spende seines Mentors Peter Thiel. Der Milliardär und Paypal-Gründer gilt in den USA als graue Eminenz der neuen Rechten. Masters ist Präsident der Thiel Foundation und kann als rechte Hand des deutsch-US-amerikanischen Investors bezeichnet werden.

In Wahlwerbespots tritt Masters gern als heimatverbundener Familienvater auf, nur um kurz darauf zur Medienschelte anzusetzen und großen Techfirmen vorzuwerfen, die Meinungsfreiheit einzuschränken. Genauso tritt er für das Recht ein, dass ein jeder US-Bürger eine Waffe tragen darf, obwohl diese nicht immer unbedingt zur „Entenjagd“ eingesetzt würde, wie er selbst sagt.

Das Rennen um den Sitz im Senat für Arizona ist noch nicht entschieden, am Mittwochnachmittag deutscher Zeit waren erst etwas mehr als 60 Prozent der Stimmen ausgezählt. Doch Masters’ demokratischer Konkurrent Mark Kelly konnte sich bereits einen kleinen Vorsprung sichern. Masters lag mit 45,9 Prozent etwas abgeschlagen auf Rang zwei.

Josh Shapiro gegen Doug Mastriano

Ein besonders denkwürdiges Rennen spielte sich bei der Wahl des neuen Gouverneurs im Bundesstaat Pennsylvania ab. Hier traten Josh Shapiro (49, Demokraten) und Doug Mastriano (58, Republikaner) gegeneinander an. Mastriano ist nicht nur ein Anhänger vieler Verschwörungserzählungen, sondern war auch an der Erstürmung des US-Kapitols durch Trump-Anhänger beteiligt. Besonders pikant: Der demokratische Kandidat Shapiro selbst unterstützte Mastriano finanziell in den Vorwahlen – wohl in der Hoffnung auf einen leichteren Wahlsieg gegen einen Kandidaten der extremen Rechten.

Der Plan der Demokraten scheint aufgegangen zu sein. Josh Shapiro hat die Gouverneurswahlen in Pennsylvania mit großem Vorsprung für sich entscheiden können. 55,5 Prozent der Wählerinnen und Wähler stimmten für den demokratischen Kandidaten, nur 42,7 Prozent der Wahlberechtigten in dem eigentlich republikanisch geprägten Bundesstaat sprachen sich für Mastriano aus. Der Rest der Stimmen entfiel auf Kandidaten anderer Parteien.

John Fetterman wird Senator für Pennsylvania

Ein weiterer Demokrat, der im Vorfeld der Wahlen für Aufsehen sorgte, ist John Fetterman. Der über zwei Meter große Hüne setzte sein eigenes Markenzeichen, indem er stets im Kapuzenpullover bei Veranstaltungen auftrat. Mehr noch als das aber berührte sein Schicksal viele Menschen: Der 53-Jährige erlitt im vergangenen Mai einen Schlaganfall.

Davon hat er sich noch nicht vollständig erholt, wie sein langsames Sprechtempo bei öffentlichen Auftritten zeigt. Seiner Kandidatur tat der medizinische Notfall jedoch keinen Abbruch. Fetterman entschied das Rennen um den Senatssitz klar für sich. Nach über 90 Prozent ausgezählter Stimmen konnte der Demokrat 50,2 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Sein Gegenspieler Mehmet Oz – Herzchirurg und Donald Trumps ehemaliger Leibarzt – lag lediglich bei 47,4 Prozent.

Herschel Walker: ehemaliger Footballprofi mit Eskapaden

Ebenfalls auf die Unterstützung Donald Trumps zählen konnte der republikanische Kandidat um einen der Senatssitze im Bundesstaats Georgia: Herschel Walker. Vielen US-Bürgerinnen und -Bürgern ist der 60-Jährige vor allem als ehemaliger Footballprofi bekannt. Doch im Laufe des Wahlkampfs wurden einige Eskapaden des erzkonservativen Trump-Kandidaten publik.

Herschel machte besonders als Gegner von Abtreibungen auf sich aufmerksam. Doch gerade er soll zwei ehemalige Ex-Freundinnen zu Schwangerschaftsabbrüchen gedrängt haben, so zumindest beschreiben es die Frauen. Der ehemalige Footballspieler nannte die Vorwürfe „Lügen“ und „Unsinn“. Er wollte sich damit nicht weiter befassen.

Ob ihn das den Sitz für Georgia im Senat kostet, um den er sich beworben hat? Diese Frage wird noch einige Zeit unbeantwortet bleiben. Am Mittwochabend stand fest, dass keiner der Kandidaten die erforderliche 50-Prozent-Hürde überschritten hatte. Im Wahlrecht des Bundesstaates bedeutet dies, dass eine Stichwahl die Entscheidung herbeiführen muss. Diese ist für den 6. Dezember vorgesehen.

Harriet Hageman verdrängte Liz Cheney

Für einen Sitz im Repräsentantenhaus für den bevölkerungsärmsten US-Bundesstaat Wyoming kandidiert die Republikanerin Harriet Hageman. Auch sie ist eine Anhängerin Donald Trumps, sie bezeichnete die Präsidentschaftswahlen von 2020 als „manipuliert“.

Bemerkenswert ist ihr Weg zur Kandidatur, denn dieser galt eigentlich als versperrt, da bei den Vorwahlen auch Liz Cheney antrat. Cheney ist zwar Republikanerin, kritisierte den Ex-Präsidenten jedoch erbittert. Zuletzt ist Cheney als Vizevorsitzende jenes Kongressausschusses in Erscheinung getreten, der die gewaltsame Erstürmung des US-Kapitols durch Trump-Anhänger aufarbeitet. Diese Position hat sie offenbar die erneute Kandidatur gekostet.

Bei den Midterms hatte Hagemans Konkurrentin der Demokraten, Lynnette Grey Bull, kaum eine Chance. Mit nur 24,9 Prozent der Stimmen liegt sie abgeschlagen auf dem zweiten Platz. Hageman hingegen vereinte 69,8 Prozent der Stimmen auf sich. Damit zieht die Trump-Unterstützerin im Januar in das Repräsentantenhaus ein. (RND, Simon Cleven)