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US-WahlDonald Trump prahlte mit sexueller Gewalt gegen Frauen

Lesezeit 4 Minuten
PIC Trump

Donald Trump steht zum wiederholten Mal in der Kritik.

Washington – Der Mann, damals schon fast 60 Jahre alt, klingt wie ein pubertierender Junge, bei dem die Hormone verrückt spielen. „Wenn Du ein Star bist, lassen sie dich ran. Du kannst alles machen. Weißt du, ich stehe einfach auf schöne Frauen, ich küsse sie einfach. Wie bei einem Magneten. Ich küsse sie. Ich warte nicht ab.” Das ist Originalton Donald Trump im Gespräch mit einem Bekannten im Jahr 2005. Damals brüstete sich der heutige US-Präsidentschaftskandidat mit obszönen Worten, wie leicht er es habe, Frauen zu bekommen, denen er, weil er eben ein Star sei, auch einfach ans Geschlechtsteil fassen könne. Denn: „Du kannst alles machen.”

Nun haben US-Medien eine Video-Aufnahme des Gesprächs veröffentlicht, das kurz Zeit nach Trumps Hochzeit mit seiner heutigen Frau Melania stattfand: Darin sagt Trump zum Beispiel, er habe versucht, eine Frau ins Bett zu bekommen: „Sie war verheiratet. Ich bin los auf sie wie verrückt. Aber es klappte nicht. Und sie war verheiratet. Dann habe ich sie wieder gesehen. Sie hatte diese großen, künstlichen Titten.”

Folgen für den Wahlkampf noch unklar

Der Skandal in den USA ist gewaltig. Die Aufregung um den Clip verdrängte sogar Hurrikan „Matthew” aus den Nachrichten. Nicht nur Gegnern, sondern auch immer mehr Unterstützern Trumps dreht sich der Magen um. Hat sich der Plan des Populisten, Präsident zu werden, jetzt zerschlagen? Das ist noch unklar.

So heftige Reaktionen musste der 70 Jahre alte Immobilienmilliardär aus New York noch nie über sich ergehen lassen, seit er vor mehr als anderthalb Jahren erklärt hat, Nachfolger von US-Präsident Barack Obama werden zu wollen. Zwar hat Trump in den vergangenen Monaten immer wieder Frauen beleidigt, nannte sie „Schweine”, „Hunde”, „Schlampen”. Doch immer wieder versuchten die Republikaner, solche Ausfälle als Einzelfälle zu bezeichnen. Sie schienen Trump zu glauben, wenn er sagte: „Es gibt niemanden, der mehr Respekt vor Frauen hat als ich.”

Ryan lud Trump von einer Festveranstaltung der Konservativen aus

Das scheint dieses Mal anders zu sein. Reihenweise distanzierten sich die US-Konservativen von ihrem Kandidaten. Paul Ryan, als Sprecher des US-Repräsentantenhauses dritter Mann im Staat, lud Trump von einer Festveranstaltung der Konservativen aus, die für Samstagabend geplant war. Andere hochrangige Republikaner erklärten, sie würden am 8. November nicht mehr für Trump stimmen, weil sie dann ihren Töchtern oder Enkeltöchtern nicht mehr in die Augen schauen könnten. Parteichef Reince Priebus sagte: “So sollte niemals über Frauen geredet werden. Niemals.” Jon Huntsman, Ex-Präsidentsbewerber der Republikaner, forderte Trumps Rückzug, Die Partei solle stattdessen Mike Pence, Trumps Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten, ins Rennen gegen die Demokratin Hillary Clinton schicken.

Doch Trump schien zunächst nicht bereit, sich aus dem Wahlkampf zu verabschieden. Im Gegenteil. Nur kurze Zeit nach der Veröffentlichung des Videobandes ließ er eine schriftliche Erklärung verbreiten, aus der nicht herauszulesen war, dass Trump von Schuldgefühlen geplagt wird. Demnach sei das Männer-Gespräch mit seinem Bekannten Billy Bush so etwas wie „Geschwätz in der Umkleidekabine” gewesen, eine „private Konversation”. Er entschuldige sich, so Trump in dem Statement, „falls sich jemand beleidigt fühlt”. Die Betonung liegt auf: aber nur falls. Im übrigen habe ihm Hillary Clintons Ehemann Bill auf dem Golfplatz schon „viel schlimmere Sachen” gesagt, „viel schlimmere”. Als eine ernst gemeinte Bitte um Entschuldigung ging das in der US-Öffentlichkeit zunächst nicht durch.

Trump spricht von Ablenkung vom Wesentlichen

Ein 90-sekündiges Video, das Trump einige Stunden später nachschob, machte die Sache nicht wirklich besser. Zwar bittet Trump darin um Entschuldigung. Jeder, der ihn kenne, wisse, dass diese Sätze nicht zu ihm passten, sagt er. Dann aber räsoniert Trump davon, dass das Video von 2005, nur eine „Ablenkung” von den wirklich wichtigen Themen des Wahlkampfs sei. Und er droht damit, in den kommenden Tagen auch die Affären des ehemaligen Präsidenten Bill Clinton zu thematisieren.

„Wir sehen uns bei der Debatte”, ruft Trump am Ende des Bandes in die Kameras. Am Sonntagabend treffen Hillary Clinton und Donald Trump zum zweiten TV-Duells des Wahlkampfs aufeinander. Das Video mit den vulgären Äußerungen Trumps dürfte Clinton als unverhofftes Geschenk ansehen. Die demokratische Bewerberin, die ähnlich wie Trump im Wahlvolk nicht beliebt ist. kommentierte die Ausfälle ihres Konkurrenten knapp, aber deutlich: „Das ist fürchterlich. Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Mann Präsident wird.”