Als sich der Wahlsieg von Donald Trump am Morgen abzeichnet, melden sich die ersten deutschen Politiker zu Wort.
Deutsche Reaktionen zur US-Wahl„Im Kreml wird vermutlich der Champagner knapp“
Noch liegt kein Endergebnis bei der Präsidentschaftswahl in den USA vor – am Mittwochmorgen erklärte Donald Trump sich jedoch angesichts seines großen Vorsprungs bereits zum Wahlsieger. Auch ohne amtliches Endergebnis gibt es bereits erste Reaktionen auf die US-Wahl aus Deutschland. Kritik an der Bundesregierung wird laut.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) gratulierten Donald Trump am Mittwochmorgen zum Wahlsieg. Scholz bot Trump eine weitere transatlantische Zusammenarbeit an, um „Wohlstand und Freiheit auf beiden Seiten des Atlantiks zu fördern“, wie der Kanzler auf X schrieb.
Auch Baerbock sprach ihre Glückwünsche aus. Es gelte aber auch, so Baerbock, „wie in jeder guten Partnerschaft: Dort, wo es ohne Frage politische Differenzen gibt, ist ein ehrlicher und vor allen Dingen intensiver Austausch wichtiger denn je“.
„Bundesregierung hat sich auf Wiederwahl Trumps nicht vorbereitet“
Von der Opposition kamen kritische Töne: „Die Bundesregierung hat sich auf eine Wiederwahl Trumps nicht vorbereitet. Es hieß immer: Wir warten das mal ab“, schrieb der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen auf der Plattform X. „Umso schwerer wird jetzt die Anpassung fallen in Zeiten, in denen Krieg in Europa herrscht.“
Trump sei „unberechenbar“, führte Röttgen aus. „Wenn es zu weiterer Ukraine-Unterstützung unter ihm käme, wäre das ein Überraschung“, so der CDU-Politiker, der eine „wirkliche Belastung in den transatlantischen Beziehungen“ auf Deutschland zukommen sieht. „Wir sind jetzt gefordert, unseren Teil viel schneller und umfassender zur transatlantischen Partnerschaft beizutragen.“
Ähnlich äußerte sich auch Parteikollege Dennis Radtke. „Im Kreml wird vermutlich der Champagner knapp und in Deutschland und Europa sind wir im Grunde nicht wirklich vorbereitet“, schrieb der Europa-Abgeordnete der CDU bei X. Das sei „fahrlässig“, führte Radtke aus. „Diese Wahl macht Zeitenwende und Sondervermögen endgültig zur Farce.“
„Macht Zeitenwende und Sondervermögen endgültig zur Farce“
Schlimmer noch als der Sieg von Donald Trump sei der Sieg des „Trumpismus“, führte der CDU-Politiker aus. „Die Erkenntnis, man kann mit Lügen, Hetze und dem Leugnen von Wissenschaft eine Wahl gewinnen“. In Europa könne man bereits beobachten, „dass diese Idee mehr und mehr verfängt.“
Auch von der Linken gab es bereits am Mittwochmorgen eine Reaktion. „Trotz aller Kumpelei mit Putin und Friedensversprechen, wird die Welt mit Donald Trump nicht friedlicher, sondern unberechenbarer“, schrieb Parteichefin Ines Schwerdtner bei X. Trump werde den „Flächenbrand im Nahen Osten weiter anzünden“, warnte die Linken-Politikerin. „Umso dringender muss Europa unabhängiger werden von den USA“, fügte Schwerdtner an.
„Trump wird uns eine zerstörte Ukraine vor die Füße kehren“
Beim Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) kommentierte Fabio De Masi den fast feststehenden Wahlsieg von Trump. „Die unrealistischen Erwartungen von großen Teilen des liberalen Establishments in Politik und Medien nach der Nominierung von Kamala Harris zeigen, dass die Gründe für den Aufstieg Trumps und die Stimmung in der Bevölkerung nie wirklich verstanden wurden“, schrieb De Masi bei X. „In Europa rächt sich nun, dass wir keine eigenständige Politik entwickelt haben und am Rockzipfel der US-Politik hingen. Trump wird uns eine zerstörte Ukraine vor die Füße kehren.“
Bei den Grünen meldete sich unterdessen Renate Künast zu Wort – und riet dazu, sich „warm anzuziehen“. Trump sei „ein Straftäter“ mit „Russland-Verbundenheit“. Auch der „Missbrauch von Social Media“ habe ihm viele Stimmen gebracht, erklärte die Grünen-Politikerin am Mittwochmorgen.
Bei der AfD herrschte unterdessen Freude angesichts der Entwicklungen in den USA. „Nicht das woke Hollywood hat diese Wahl entschieden, sondern die arbeitende amerikanische Bevölkerung“, schrieb Parteichefin Alice Weidel bei X. „Dem neuen Präsidenten Donald Trump wünsche ich Glück und Gottes Segen“, fügte die AfD-Chefin an.
Freude bei AfD: Weidel und Höcke gratulieren Donald Trump
Zuvor hatte Björn Höcke als einer der ersten deutschen Politiker Trump seine Glückwünsche ausgesprochen. „Sie werden der bedeutendste Präsident der Vereinigten Staaten in der modernen Geschichte sein“, schrieb Höcke bei X. „Die Hoffnung aller freiheits- und friedliebenden Patrioten in Amerika und Europa ruht nun auf Ihren Schultern. Bitte enttäuschen Sie uns nicht“, hieß es weiter bei Höcke.
„Jammern hilft nicht“, schrieb derweil SPD-Politiker Michael Roth. „Europa inklusive Deutschland müssen jetzt deutlich mehr tun für Frieden, Sicherheit und Freiheit auf unserem Kontinent“, fügte er an. Das werde teuer und anstrengend, so Roth. „Wir müssen endlich erwachsen werden.“