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Kommentar

Weidel gegen Wagenknecht
Der Populismus des Wahlkampfs ist weiblich

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Lesezeit 2 Minuten
23.09.2024, Berlin: Alice Weidel, Bundesvorsitzende der AfD, äußert sich bei einer Pressekonferenz in der AfD-Bundesgeschäftsstelle zum Ausgang der Landtagswahl in Brandenburg. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Alice Weidel soll die AfD in die Bundestagswahl 2025 führen.

Alice Weidel ist die logische Wahl der AfD als Kanzlerkandidatin. Das rhetorisch schärfste Duell des Bundestagswahlkampfs lautet nun: Weidel gegen Wagenknecht.

Es gibt wenige in der AfD, die Alice Weidel wirklich mögen. Es gibt weit mehr, die sie kritisieren. Und es gibt einige, die sie fürchten. Und es gibt Tino Chrupalla, der mit ihr über vier Jahre eine belastbare Arbeitsgrundlage geschaffen hat. Böse Zungen sagen: Er arbeitet, sie erhitzt bei Anhängern und Gegnern gleichermaßen die Gemüter. AfD-Chefin und AfD-Chef könnten unterschiedlicher nicht sein, aber sie tragen Konflikte intern aus.

Wer in den vergangenen Jahren darauf setzte, dass sich die AfD intern selbst zerlegen würde, wurde eines besseren belehrt. Ex-Parteichef Jörg Meuthen war der letzte, der den Weg der Radikalisierung aufhalten wollte, den er lange mitgetragen hatte. Nach seinem Austritt wurden die heftigen Flügelkämpfe in der Partei größtenteils durch ein Netzwerk friedlicher Koexistenz abgelöst. Intern hält Chrupalla dieses Netz zusammen, nach außen wirkt Weidel mit all ihrer Schärfe. Sie löst extreme Reaktionen aus: Bewunderung bei den Sympathisanten der in Teilen rechtsextremen Partei, Verachtung bei allen anderen.

Der Populismus des Jahres 2025 wird ein weibliches Gesicht haben

Chrupalla kann im Gegensatz zu Markus Söder wirklich „fein damit“ sein, bei der K-Frage der AfD zurückgezogen zu haben. Sein Ziel ist ein anderes: Bis 2029 will er an führender Stelle in Berlin weiterwirken, um dann als Spitzenkandidat in Sachsen anzutreten. Die reale Chance, Michael Kretschmer als Ministerpräsident abzulösen, ist weit handfester als ein Kandidaten-Titel, der nur bedeutet, in Talkshows gegen Friedrich Merz, Olaf Scholz, Robert Habeck und Sahra Wagenknecht antreten zu müssen. Denn irgendeine Chance aufs Kanzleramt hat selbst eine erstarkte AfD 2025 nicht.

Nun werden neben der Männerriege mit Wagenknecht und Weidel zwei sehr ähnliche Frauen auf den Talkshowsesseln Platz nehmen. Zwei promovierte Ökonominnen, deren Erfolgsmodell Distanz und Schärfe sind. Der Populismus des Jahres 2025 wird ein weibliches Gesicht haben. Es wird ein unnahbares Gesicht sein.