Mit der großen Politik hat Tischlermeister Michael Förster nicht viel am Hut. Die K-Frage in SPD sorgt aktuell jedoch für ungeahnte Aufmerksamkeit für seinen Betrieb.
„Scholz & Pistorius“Wie die K-Frage der SPD eine Tischlerei ins Rampenlicht bringt
Es kann nur einen geben: In der SPD ist die große Diskussion entfacht, wer die Partei in den kommenden Bundestagswahlkampf führen soll: Kanzler Olaf Scholz oder der in der Bevölkerung beliebtere Verteidigungsminister Boris Pistorius. Wer die beiden Namen bei der Internet-Suchmaschine Google eingibt, stößt auf viele Schlagzeilen – und weit oben auch auf einen Firmeneintrag in Springe bei Hannover.
So ist wohl auch ein Fernsehteam des WDR auf die Tischlerei „Scholz & Pistorius“ in Springe aufmerksam geworden. Am Dienstag riefen sie bei Inhaber Michael Förster an, kamen wenige Stunden später zum Dreh und am frühen Abend lief ein Beitrag in der „Aktuellen Stunde“. Seitdem, sagt Förster, stehe das Telefon kaum noch still. Die Tagesthemen hätten kurz nach der Ausstrahlung angerufen, verwendeten das Material für einen Beitrag noch am selben Abend. Auch seine Frau Katja, die in der Firma an der Philipp-Reis-Straße das Büro managt, gab fürs Radio ein Telefoninterview.
Warum eigentlich „oder“, wenn auch „und“ geht?
Die Tischlerei bildet dabei immer den launigen Rahmen für den Bericht über die ernste Diskussion. Kernaussage: Es muss nicht Scholz ODER Pistorius heißen, es geht auch Scholz UND Pistorius.
1966 hatten die Tischlermeister Horst Scholz und Wilfried Pistorius die Bau- und Möbeltischlerei von Erich Niehaus an der Langen Straße, die es damals noch in der Kernstadt gab, übernommen. Der Betrieb brannte 1971 ab. „Scholz & Pistorius“ zog zunächst an die Friedrichstraße, dann an die damalige Schützenstraße. 1981 zogen sie schließlich an die Philipp-Reis-Straße, wo die Firma heute noch residiert.
Michael Förster begann dort 1983 seine Ausbildung zum Tischler. Anfang 2000 übernahm er den Betrieb schließlich. Die Rollenverteilung seiner Vorgänger, sagt er, sei ähnlich gewesen wie bei den gleichnamigen Politikern: „Horst Scholz war der ruhigere, der eher nachgab“, sagt Förster, „Wilfried Pistorius wollte mit dem Kopf durch die Wand – da flog auch schon mal der Hammer durch die Halle.“ Auf dem Fußballfeld sei es ähnlich gewesen: Beide spielten bei den Sportfreunden Springe (heute FC): Scholz als ruhender Pol im Tor, Pistorius als Stürmer.
So würde Förster in der K-Frage entscheiden
Die Namensgleichheit mit den Spitzenpolitikern sorge öfter für Lacher im Geschäft, sagt Förster. Wenn er etwa die E-Mail-Adresse diktiere: „Dann sage ich immer: Scholz wie der Bundeskanzler und Pistorius wie der Verteidigungsminister.“ Und wenn die Mitarbeiter morgens ihre Auftragszettel abholen, fragen sie öfter: „Für wen bin ich heute im Einsatz: Den Kanzler oder den Minister?“, sagt Katja Förster lachend.
Wenn Michael Förster in der K-Frage entscheiden dürfte – er wäre für Pistorius. Die Sozialdemokraten sind aber ohnehin nicht sein Favorit: „Als Selbstständiger wählt man ja eher nicht die SPD“, sagt er schmunzelnd. Die oft heftige Kritik an Spitzenpolitikerinnen und -politikern hält er aber für überzogen. Er sei in Vereinen engagiert, früher auch im Vorstand, und weiß: „Es ist immer leichter, aus der zweiten Reihe zu rufen, als in der ersten Reihe zu stehen.“ (rnd)
Dieser Artikel erschien zuerst bei der Neuen Deister-Zeitung.