Andere Länder, andere SittenVorsicht vor diesen Fettnäpfchen im Ausland
Andere Länder, andere Sitten - wer viel reist, ist sicher schon einmal in das ein oder andere Fettnäpfchen getreten. Doch manchmal offenbaren sich kulturelle Unterschiede, wenn wir gar nicht damit rechnen: Vorsicht vor diesen acht Fettnäpfchen-Fallen:
1. In den Niederlanden der Familie des Geburtstagskindes gratulieren
Geburtstag hat jeder mal - eine besondere Leistung ist das nicht gerade. Deshalb könnte man es theoretisch auch als merkwürdig ansehen, dass sich die Menschen zu diesem Fest überhaupt gratulieren. Trotzdem ist die Sitte nicht mehr wegzudenken.
In den Niederlanden geht sie sogar so weit, dass der Gratulant nicht nur dem Geburtstagskind „Alles Gute“ wünscht, sondern auch seiner Familie. Lädt ein Jubilar zum Beispiel zu sich zum Kaffee ein, begrüßen ihn die Besucher mit einem „Herzlichen Glückwunsch“. Darüber hinaus geben sie aber auch etwa der Ehefrau des Gastgebers die Hand und sagen: „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag deines Mannes.“
2. Polnischen Frauen immer (!) die Tür aufhalten
Egal, ob sie eine selbstbewusste Top-Managerin ist, eine emanzipierte Frauenrechtlerin oder eine mächtige Politikerin: Polnische Frauen sind es gewohnt, dass Männer ihnen die Tür aufhalten. Das sollten auch Touristen im Nachbarland beachten.
„In Polen ist es üblich, dass man einer Frau den Vortritt lässt“, sagt eine Sprecherin des Polnischen Fremdenverkehrsamtes. Das gilt nicht nur beim Betreten eines Hauses oder Raumes. Auch Wagentüren sollten Männern den Frauen immer aufhalten.
Diese höflichen Gesten seien nicht nur bei Männern der Alten Schule angesagt. Und sie gelten auch für andere Umgangsformen: „Selbst für junge Männer in Polen ist es ganz selbstverständlich, einer Dame in den Mantel zu helfen.“
Also aufgepasst beim nächsten Trip nach Warschau!
Auch in Spanien können Besucher schnell in ein Fettnäpfchen treten. Lesen sie auf der nächsten Seite, warum man spanischen Single-Frauen nicht vor den Füßen fegen sollte.
3. In Spanien keiner Single-Frau vor den Füßen fegen
Kippt in Deutschland das Tortenstück auf dem Teller einer Frau um, bekommt sie angeblich eine böse Schwiegermutter. Und im siebten Jahr einer Ehe ist bei vielen Paaren Schluss - so heißt es zumindest. Um die zukünftige Liebe ranken sich viele Gerüchte.
In Spanien behauptet der Volksmund, dass eine alleinstehende Frau oder eine Witwe ihr Leben lang allein bleibt, wenn vor ihren Füßen gefegt wird. Darauf weist das Spanische Fremdenverkehrsamt hin.
Deshalb gilt es als Unsitte, einer Single-Frau etwas vor die Füße zu fegen - denn dann heiratet sie angeblich niemals.
Dieses Schicksal will wohl niemand verantworten müssen.
Aberglaube wie dieser ist weltweit verbreitet. Besonders ausgeprägt finden Urlauber ihn auf den Philippinen vor. Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum man dort auf keinen Fall ein süßes, schlafendes Baby fotografieren sollte.
4. Auf den Philippinen keine Babys fotografieren
Das süße schlafende Baby dürfen Urlauber auf den Philippinen entzückt bestaunen - aber bloß nicht fotografieren! Die Philippiner glauben, dass die Kamera dem Kind die Seele klauen könnte. Das mehrheitlich katholische Land ist in allen Lebenslagen um sein Seelenheil besorgt. Abends hungrig ins Bett zu gehen, gilt als gefährlich - dann könnte sich die Seele auf Nahrungssuche machen, sich verirren und nie mehr zurückkehren. Bei einer Totenwache ist das Fegen verpönt. So lange der Verwandte aufgebahrt ist, darf der Staub sich um den Sarg ansammeln, denn der Besen könnte auch die Seele hinauskehren.
Taschengeld für Tote
Beim Trauerzug zum Friedhof fliegen oft Münzen auf den Sarg. Dann kommt der seit Jahrhunderten überlieferte Geisterglaube zum Tragen. Zwar sind 80 Prozent der 94 Millionen Einwohner fromme Katholiken, doch gehören für viele von ihnen neben der Kirchenlehre auch Geister zum Leben. Damit der Geist des Verstorbenen sich auch wirklich aufmacht in die nächste Welt und nicht unter den Lebenden spukt, werfen die Menschen ihm Taschengeld für die Reise auf den Sarg.
Die Geister müssen stets bei Laune gehalten werden, um Pech von der Familie fernzuhalten. Das kann die ganze Familienplanung durcheinanderbringen. Zum Beispiel müssen Hochzeiten abgeblasen werden, wenn vor dem Termin ein Verwandter stirbt. Hochzeit im Todesjahr eines Verwandten zu feiern, gilt als schlechtes Omen.
In Schweden droht kein Fettnäpfchen, aber ein Frühstück der besonderen Art. Mehr dazu auf der nächsten Seite.
5. In Schweden Rentier in den Kaffee tunken
Die Geschmäcker sind verschieden. Die einen essen zum Frühstück Toast, die anderen Croissant - und manch einer verspeist morgens schon Rentierfleisch. Und zwar nicht einfach gebratenes, sondern in Kaffee eingeweichtes.
Bei den Samen in Schweden sei das eine ganz besondere Spezialität, erklärt eine Sprecherin von Visit Sweden. Lappkaffe heißt der Muntermacher. Dabei werden kleine getrocknete Stücke Rentierfleisch im Kaffee aufgeweicht.
Ein Vorteil: Viel schmutziges Geschirr fällt nicht an. Fleisch und Kaffee werden direkt aus der Tasse getrunken.
Warum man in Taiwan besser keine Briefe mit roter Tinte schreiben sollte, wenn man mit dem Adressaten weiter in Kontakt bleiben möchte, erklären wir auf der folgenden Seite.
6. In Taiwan bloß nicht mit roter Tinte schreiben
In Deutschland fürchten sich vor allem Schüler vor roter Tinte. In Taiwan meidet man sie besser komplett, wenn man Irritationen vermeiden will: „Dort sagt man, dass das Schreiben mit roter Tinte Unglück bringt“, erklärt ein Sprecher des Taipei Tourism Office in Frankfurt. Mit roter Tinte mache man deutlich, dass man mit dem Adressaten nichts mehr zu tun haben möchte.
Die Erklärung für diese Sitte hat wohl einen eher grausamen Hintergrund. „Man sagt, dass früher die Namen der Todestraktinsassen immer mit roter Tinte geschrieben wurden“, so der Sprecher. Warum das so war, liegt im Dunkeln. Aber das Wissen darum ist noch verbreitet. „Es handelt sich um eine Erzählung, die überall im Land kursiert.“
Selbst beim Gang zum stillen Örtchen lauern in manchen Ländern Fettnäpfchen. Vor Toiletten in Japan zum Beispiel stehen spezielle WC-Schuhe bereit. Und auch die Positionierung auf der Schüssel bedarf etwas Gewöhnung. Mehr dazu auf der nächsten Seite.
7.In Japan nur mit Toilettenschuhen zum Klo
Wer das Klo benutzt, muss in Japan seine Straßen- oder Hausschuhe gegen eigens dafür vorhandene Toilettenschuhe tauschen. Darauf weist die Tourismusabteilung der Stadtverwaltung Tokio in einem Etikette-Führer für westliche Touristen hin. In Japan wird streng zwischen reinen und unreinen Orten unterschieden. Früher waren die Toiletten außerhalb des Hauses, die Schuhe wurden deshalb beim Gang zum stillen Örtchen angezogen. Auch wenn die WCs heute meist in der Wohnung angesiedelt sind, gelten sie immer noch als unrein.
Nach dem Toilettengang dürfen Touristen nicht vergessen, die WC-Slipper beim Verlassen des Raumes wieder auszuziehen. Einen schönen Nebeneffekt hat das Schuh-Prozedere: Stehen die Schuhe nicht vor der Toilette, ist diese mit hoher Wahrscheinlichkeit besetzt.
Auf japanischen Toiletten hockt man
In der Broschüre unterscheidet die Tourismusabteilung zwischen westlichen und japanischen Toiletten. Die japanische Version könnte Urlauber vor Probleme stellen: Sie sieht aus wie eine flache, in den Boden eingelassene Wanne zum Beispiel aus Keramik. An einem der schmalen Enden hat die Wanne eine Art Kuppel oder Haube ebenfalls aus Keramik. Wer die Toilette benutzen will, bleibt weder über der Wanne stehen, noch setzt er sich direkt auf die Keramik. Sondern er hockt sich so herum über die Wanne, dass er auf die Kuppel schaut.
Urlauber haben beim Gang zur Toilette am besten immer Taschentücher dabei, rät die Tourismusabteilung. Denn auf vielen öffentlichen Toiletten gebe es kein Papier.
Für Voyeure ist Norwegen ein Paradies. Dort hängen Gardinen nur aus dekorativen Zwecken am Fenster. Kaum jemand käme auf den Gedanken, im Dunkeln zuzuziehen und somit den Blick zu versperren. Warum das so ist, erklären wir auf der nächsten Seite.
8. In Norwegen sind Gardinen nur Deko
Wer im Dunkeln durch ein Wohnviertel in Norwegen spaziert, wundert sich. Ein bisschen fühlt man sich wie im Freilufttheater – mit der Straße als Zuschauerraum und den Häusern als Bühne. Die Häuser sind hell erleuchtet, die Gardinen weit geöffnet. Durch die Fenster lässt sich gut das Leben der Bewohner beobachten.
„Ach ihr Deutschen“
„Norweger haben zwar Gardinen – aber nur zur Dekoration“, erklärt Rigmor Myhre von Northern Norway. Bei Dunkelheit die Vorhänge zuzuziehen, sei unüblich. Stattdessen stellten viele Norweger eher noch ein kleines Licht in die Fenster. „So heißen wir Nachbarn, Freunde und Passanten auf der Straße willkommen.“
Der Nachbar soll mir nicht bis in den Küchenschrank schauen, rechtfertigen Deutsche ihren Hang zu zugezogenen Gardinen gern. Chaos, Schmutz und Geschmack: Es gibt viele Dinge, für die man sich schämt. Und soll der Nachbar einen wirklich im Schlafanzug sehen? „Ach ihr Deutschen“, seufzt Myre. Und vielleicht hat sie recht: Gibt es wirklich so viel zu verstecken? (dpa)