Apple PayWie das bequeme Bezahlen für Apple-User funktioniert
- Da endlich auch die Sparkassen und Volksbanken bei Apple Pay mitmachen, soll sich das kontaktlose Bezahlsystem in Deutschland auf breiter Front etablieren.
- Für viele Bankkunden bleibt Apple Pay vorerst allerdings verwehrt. Denn das Bezahlsystem hat einen entscheidenden Nachteil.
„Apple Pay kommt noch in 2019“Das Token-Konzept funktioniert so: Apple Pay speichert keine Kartennummer auf dem iPhone oder der Apple Watch, sondern nur eine daraus abgeleitete, einzigartige Geräte-Account-Nummer. Bei jeder Zahlung generiert es eine einzigartige Transaktionsnummer, die auch nur für diesen einen Vorgang gültig ist. Diese Transaktionsnummer sieht für das Karten-Terminal wie eine übliche Kreditkartennummer aus, ein Rückschluss auf die damit verknüpfte Kreditkarte ist allerdings nicht möglich.
Allein der Kreditkartenanbieter kann die virtuelle Nummer einem existierenden Konto zuordnen. An der Umsetzung dieses ausgeklügelten Token-Konzeptes, das ein Maximum an Sicherheit und Datenschutz gewährleistet, arbeiten die Techniker der Sparkassen und Volksbanken noch. Apple will sich auch nicht grundsätzlich gegen die Girocard sperren: "Wir befürworten eine Integration der Girocard, dazu muss aber noch Arbeit erledigt werden, auch beim Konsortium der Girocard", betonte die zuständige Apple-Managerin Jennifer Bailey. Experten gehen davon aus, dass die Girocard erst im kommenden Jahr mit Apple Pay kompatibel sein wird. Bis dahin werden die Sparkassen und Volksbanken auch die schwierigen wirtschaftlichen Fragen zu klären haben, die mit dem Einsatz der Girocard bei Apple Pay verbunden sind.
Das Girocard-System wurde vor allem deshalb so populär, weil die Gebühren für die Händler deutlich niedriger lagen als bei den Kreditkarten. Früher lagen zwischen den Gebühren der beiden Systeme – EC-Karte und Kreditkarte – Riesenabstände. Ende 2015 verfügte allerdings die Europäische Union, das sogenannte "Interbankentgelt" bei Kartenzahlungen zu deckeln und damit deutlich zu kürzen. Bei Kreditkarten ist die Gebühr auf 0,3 Prozent der gesamten Zahlung beschränkt; zuvor waren es zum Teil mehrere Prozent. Bei der Girocard liegt das Entgelt sogar bei nur 0,2 Prozent des Umsatzes. Damit ist das Stück Kuchen, das die Banken und Apple beim Girocard-Einsatz teilen können, kleiner als bei der Kreditkarte.
Die Tatsache, dass Sparkassen und Volksbanken nun einknicken und Apple Pay vorläufig auch ohne Girocard akzeptieren, zeigt deutlich, wie sehr die Geldinstitute in Deutschland in den vergangenen Monaten unter Druck geraten sind. Für etliche Bankkunden war ein fehlendes Apple-Pay-Angebot ihrer Hausbank der Grund, die Bank zu wechseln und ein Konto bei N26 oder einem anderen Apple-Pay-fähigen Institut zu eröffnen. Nicht nur Start-ups wie N26 profitierten vom Hype um Apple Pay, sondern auch traditionelle Geldhäuser wie die Deutsche Bank. Die größte Bank Deutschlands nennt zwar selbst keine genauen Zahlen, Branchenexperten berichten aber von einem spürbaren Anstieg bei der Ausgabe der virtuellen Mastercard, die die Kunden der Deutschen Bank für Apple Pay verwenden.
Experte: "Apple Pay sehr sicher"
Zur positiven Bilanz trug auch die Tatsache bei, dass der Start von Apple Pay komplett reibungslos über die Bühne ging. "Apple konnte auch in Deutschland beweisen, dass das Bezahlverfahren sehr sicher ist", sagt Christopher Schmitz, Experte für Finanztransaktionen vom Wirtschaftsberatungsunternehmen Ernst & Young (EY). Die Authentifizierung am iPhone oder der Apple Watch sei bislang nicht wirksam ausgehebelt worden. Außerdem sei die Verbindung via Near Field Communication (NFC) zwischen dem iPhone respektive der Apple Watch und dem Kassenterminal sicher. "Es können auch keine Missbrauchsfälle stattfinden, wie sie bei dem Einsatz einer herkömmlichen Kreditkarte möglich sind, nämlich, dass sich ein betrügerischer Kellner im Restaurant oder ein krimineller Händler die Kreditkartennummer inklusive Ablaufdatum und der dreistelligen Sicherheitsnummer notiert und dann später missbraucht."
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Bei den Verbrauchern in Deutschland hat sich diese gute Nachricht allerdings noch nicht richtig rumgesprochen. Bei einer aktuellen repräsentativen Umfrage der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) für den "Mobile Payment Report 2019" sagten 74 Prozent der Befragten, dass beim mobilen Bezahlen zu viele private Informationen übertragen würden und ein Identitätsdiebstahl möglich sei. 77 Prozent der Verbraucher in Deutschland befürchten, dass ihr Smartphone gestohlen werden und für betrügerische mobile Bezahlungen missbraucht werden könnte. Und immerhin noch 44 Prozent der Befragten in Deutschland sind der Meinung, dass beim mobilen Bezahlen der Datenschutz nicht gewährleistet ist.
Dabei sieht die Realität ganz anders aus. Die virtuelle Geldbörse mit Apple Pay auf einem iPhone oder der Apple Watch ist besser gegen Diebstahl geschützt als das analoge Portemonnaie mit Geldscheinen und Münzen. Beim iPhone muss der Dieb TouchID respektive FaceID aushebeln oder die PIN erspäht haben. Die Inhalte eines Portemonnaies sind dagegen nicht geschützt und können spurlos verwendet werden.
Auch in Sachen Datenschutz kann sich Apple Pay sehen lassen. Gegenüber dem Bargeld hinterlässt das digitale Bezahlverfahren nur auf dem eigenen Konto Spuren, die dem Verbraucher der eigenen Kontrolle dienen. Und im Vergleich zu Zahlungen mit herkömmlichen Kreditkarten schneidet Apple Pay klar besser ab, weil beispielsweise die Händler gar nicht erkennen können, von wem sie gerade Geld erhalten haben. Das Kassensystem empfängt nur das Signal, ob die Transaktion freigegeben wurde oder nicht.
Apple Card: Die Kreditkarte von Apple
Apple wird zusammen mit der Bankenbranche noch hart daran arbeiten müssen, diese Vorurteile aus dem Weg zu räumen, um die Umsätze mit Apple Pay signifikant zu steigern. Dabei kommt der neuen Apple Card eine Schlüsselrolle zu. Das ist eine gemeinsam mit Mastercard und Goldman Sachs entwickelte Kreditkarte, die bislang nur in den USA verfügbar ist. Banken-Experten nennen die Apple Card auch schon "Apple Pay 2.0", denn die Kreditkarte steckt vor allem virtuell im iPhone oder in der Apple Watch. Sie kann aber auch als Statussymbol geordert werden – sie kommt dann aus wertigem Titan statt aus Plastik per Post.
Auf der Apple-Card sucht man vergebens nach einer Kartennummer, dem Gültigkeitszeitraum oder dem dreistelligen Sicherheitscode (CVV), die üblicherweise auf anderen Kreditkarten stehen. Sie trägt stattdessen nur das Apple-Logo und den Namen des Besitzers. Wenn der die Nummern tatsächlich mal benötigt, schaut er einfach auf seinem iPhone in der Wallet-App nach.
Sonst ähnelt die Apple Card einer Kreditkarte, wie man sie beispielsweise vom Online-Riesen Amazon bekommen kann: Wer mit der Karte sein Apple-Konto überzieht, muss zwischen 13,2 und 24,2 Prozent Dispozinsen zahlen. Dieser Zinssatz ist in den USA für Überziehungskredite durchaus üblich. Der Kunde hat dann die Wahl, diesen Betrag sofort zu begleichen, den Kredit später in Raten oder auf einen Rutsch zurückzuzahlen. In Deutschland sind zweistellige Zinssätze für einen Dispokredit auch keine Seltenheit.
Wie die Amazon-Karte verfügt die Apple Card über eine Payback-Funktion. Für Einkäufe bei Apple bekommt der Kunde 3 Prozent Rabatt sofort erstattet, bei Apple-Pay-Zahlungen sind es 2 Prozent des Umsatzes. Wird die Titankarte eingesetzt, spart man 1 Prozent. In den USA kann Apple diese Rabatte aus den vergleichsweise hohen Interbankgebühren finanzieren.
Bislang gibt es keine belastbaren Aussagen von Apple, wann die Kreditkarte außerhalb der USA angeboten wird. In Europa steht der Apple-Partner Goldman Sachs aber ohnehin vor dem Start ins Retail-Banking. Die Online-Plattform Marcus von Goldman Sachs soll 2020 auf den deutschen Markt kommen. In den USA vergibt Marcus bereits seit 2016 Verbraucherkredite und bietet vergleichsweise gut verzinste Sparkonten. Wenn Marcus in Deutschland startet, könnte darüber auch eine Apple Card angeboten werden.
Apple könnte sich aber auch einen anderen Partner suchen, der über eine Banklizenz verfügt. Es gibt jedenfalls keine größeren technischen Hürden zu überwinden. Allerdings dürfte es deutlich schwerer fallen, auch in Europa mit der Apple Card so hohe Kickback-Prämien auszuschütten wie in den USA, da die Gebühren insgesamt gedeckelt sind. Unmöglich ist das aber nicht: Es gibt auch in Deutschland Loyalitäts-Systeme mit Kreditkarten, die ähnlich hohe Kickback-Prämien bieten. So erstattet die Amazon-Prime-Kreditkarte bis zu drei Prozent des Umsatzes zurück, solange man fleißig bei Amazon einkauft. Mit diesem Niveau wird sich Apple messen lassen müssen.– das steht seit Wochen auf den Kontoauszügen der Sparkassen und Volksbanken. Jetzt (oder in diesen Tagen) ist es tatsächlich so weit: Die Kunden können ihre Konten mit dem Bezahlsystem von Apple verknüpfen.
Weitere Infos auf heise.de: So wählen Sie die richtige Bezahlmethode im Netz
Damit ist der Großteil der Bankenszene in Deutschland mit an Bord. Apple Pay startete im August 2018 mit der Deutschen Bank, der Hypo-Vereinsbank, der Onlinebank Comdirect sowie der Hanseatic Bank und den Digitalbanken N26, Bunq und Fidor. Weiterhin können auch Kunden über die Wirecard-App "Boon" und von Consors, O2-Banking, Klarna, Revolut, Netbank sowie Monese den Dienst nutzen.
Zuletzt stieg der Versicherungsriese Allianz mit "Pay&Protect" in Apple Pay ein. Bei diesem Angebot, das mit einer virtuellen Visa-Card funktioniert, werden alle abgewickelten Transaktionen gegen Liefer- und Zahlungsausfälle gesichert, etwa bei eBay-Auktionen. Auch die Mastercard der Lufthansa lässt sich inzwischen bei Apple Pay hinterlegen. Bis Ende 2019 kommen neben den Sparkassen und Volksbanken noch die Direktbanken ING und die Openbank dazu, die zur spanischen Santander-Gruppe gehört.
Kürzer ist die Liste der Banken, die sich bei Apple Pay noch zurückhalten. Das sind vor allem die Commerzbank und die Postbank. Aus beiden Häusern liegen noch keine Signale vor, ob und wann der Apple-Dienst dort starten soll. Dazu kommen noch einige kleine Privatbanken.
Apple will Girocard integrieren
Die Sparkassen und Genossenschaftsbanken wollten eigentlich nicht bei Apple Pay mitmachen, solange das System allein auf der Basis von Kreditkarten läuft. Grund: Nur eine Minderheit ihrer Kunden besitzt eine Kreditkarte. Im Portemonnaie des typischen Sparkassen-Kontoinhabers steckt stattdessen eine Girocard (ehemals EC-Karte). Mit der Girocard kann man nicht nur Geld am Automaten abheben, sondern auch direkt in Geschäften und Restaurants bezahlen.
Aus Sicht von Apple hat die Girocard allerdings zwei gravierende Nachteile. Zum einen ist sie im Gegensatz zu Kreditkarten nicht direkt für einen internationalen Einsatz geeignet. Zum anderen unterstützt sie das von Apple Pay verwendete Sicherheits- und Datenschutzkonzept auf Basis von Tokens bislang nicht.