AboAbonnieren

Sarah SteegarDas sind die dunklen Seiten im Leben einer Stewardess

Lesezeit 3 Minuten

Ständig zwischen vielen Menschen auf engstem Raum – die engsten Menschen sind dagegen weit weg.

Sarah Steegar ist Stewardess – und sie ist es gerne. Aber da ist auch diese andere, dunkle Seite ihres Berufs, über die sie in ihrer Kolumne bei der Plattform „Flyer Talk“ für (beruflich) Reisende und Fliegende schreibt. „Ich liebe Fliegen noch immer, aber es wird verherrlicht und es hat echte Schattenseiten“, stellt sie klar.

Als Stewardess werde man oft als Abenteurerin gesehen, die um die Welt reist und die vor allem fast nie allein ist. Von Außenstehenden werde sie meistens als Teil einer Crew wahrgenommen, ständig umringt von Kollegen in Flugzeugen oder Flughäfen, womöglich auf dem Weg in ein verlängertes Wochenende? Auf den Fidschis? Was für ein Luxus!

Zu viele Menschen auf engstem Raum

Aber zum Fliegen gehöre auch, dass man sich danach sehne, nicht ständig nach irgendetwas gefragt (Tomatensaft, Kissen, Kotztüte) oder wegen irgendeiner Sache (Tomatensaft, Kissen, Kotztüte) ständig angestubst zu werden oder einfach nur nicht ständig, mit so vielen Menschen auf so engem Raum zu sein.

Einsam im Hotelzimmer

Irgendwann komme man zwar in ein leeres stilles Hotelzimmer, habe aber doch irgendwann das Bedürfnis, in Gesellschaft der Menschen zu sein, die man mag. „Aber die sind wahrscheinlich sehr weit weg, in einer anderen Zeitzone“, so Steegar. Natürlich seien da die Kollegen, mit denen man Zeit verbringe, aber: „Es ist nicht dasselbe.“ Einsamkeit ist ist für Steegar einer der großen Nachteile ihres Berufs. Das sei auch der Grund, warum so viele Flugbegleiter Alkoholprobleme hätten, so Steegar, der auf Twitter mehr als 1300 Menschen folgen.

„Natürlich – auf eine gewisse Art und Weise kann ich sagen: Ich habe alles“, so die US-Amerikanerin. „Ich lebe im Ausland, ich unterhalte Freundschaften in der ganzen Welt und ich kann meine Familie zu Hause in den USA sehr oft sehen.“ Und: „Ich habe ein geregeltes Einkommen, aber dennoch ein hohes Maß an Flexibilität, um andere Dinge zu unternehmen. Das ist großartig.“

Sind Flugbegleiter unzuverlässige Partner?

Doch jetzt kommt Steegars großes „Aber“: Flugbegleiter hätten, mit dem Ruf zu kämpfen, unzuverlässige Partner zu sein. Sie selbst habe aufgrund ihres Berufs schon einmal fast einen Freund verloren. „Ich habe die Daten vertauscht“, erklärt sie. „Er reiste von Belgien an, um in London vor meiner verschlossenen Wohnung zu stehen, in einem nicht so angenehmen Teil der Stadt, in dem alle Hotels ausgebucht waren, während ich einen Flug nach Belgien genommen hatte, um ihn zu besuchen“, so die Stewardess.

Man kann theoretisch überall sein – aber man schafft es nicht

„Ich habe das Gefühl, drei Leben zu managen: das Leben mit meinem Mann im UK, das Leben mit meiner Familie in der Heimat in den USA und das Leben bei der Arbeit – das mich von den jeweils anderen beiden wegholt.“ Zwischen all den Zeitzonen, Flügen und Orten verwechsle oder vergesse sie schon einmal wichtige Termine und Geburtstage.

Ganz abgesehen davon, dass sie bei vielen Familienfeiern oder Hochzeiten nicht dabei sein könne. „Es ist für andere schwer zu verstehen, dass, wenn man ja tatsächlich an jedem Ort der Welt sein kann, dass es sich anfühlt, als erwarte das Leben von dir wirklich überall zu sein – ein Anspruch, mit dem man nur scheitern kann.“

Unangenehme Nebenwirkungen des Fliegens

Hinzu kämen gesundheitliche Probleme, Fruchtbarkeits-Beeinträchtigungen, Verdauungsstörungen, eine erhöhte Strahlenbelastung und ungesundes unregelmäßiges Essen. Alle Punkte zusammengenommen könnten auch zu mentalen Probleme führen, so Steegar. Das bestätige auch eine aktuelle Studie der Universität Surrey. Der Titel: „Die dunklere Seite der Hypermobilität“. (rer)