Das (Enkel-)Kind lernt schwimmen: So manchem erwachsenen Nichtschwimmer gibt das Anlass, sich auch bei einem Kurs anzumelden. Worauf es ankommt, damit es mit Kraulen und Co. auch klappt.
Schutz vor dem ErtrinkenKann ich als Erwachsener noch schwimmen lernen?

Auch Erwachsene können schwimmen lernen.
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80 Jahre: So alt war die älteste Schülerin, der Alexander Gallitz das Schwimmen beigebracht hat. Mit Erfolg, wie der Präsident des Deutschen Schwimmlehrerverbandes erzählt.
Wer nie schwimmen gelernt hat, kann das also in jedem Alter noch nachholen. Auch wenn es am Anfang womöglich etwas Überwindung kostet, dieses Projekt anzugehen. Drei Fragen und Antworten dazu:
Schwimmen lernen im Erwachsenenalter: Was sind typische Beweggründe?
Dass erwachsene Menschen, darunter auch Seniorinnen und Senioren, ihr Nichtschwimmer-Dasein hinter sich lassen wollen, erlebt Alexander Gallitz immer wieder. „Die Motivation ist oft, dass das Kind oder Enkelkind schwimmen lernt“, sagt der Schwimmlehrer. Für den Fall, dass der planschende Nachwuchs am See in eine brenzlige Situation kommt, wollen (Groß-)Eltern eben gewappnet sein.
Denn Schwimmen zu können, rettet im Notfall Leben - natürlich auch das eigene. Gallitz zufolge passiert es immer wieder, dass Menschen, die nicht sicher schwimmen können, ohne Rettungsweste auf SUPs unterwegs sind und ins Wasser stürzen. Oder dass Nichtschwimmer in Baggerseen baden - und dann an der Kante in die lebensgefährliche Tiefe stolpern.
Was man können sollte, um sich in diesen und anderen Notfallsituationen zu retten? „Ein sicherer Schwimmer ist der, der mindestens 15 Minuten lang schwimmen, zwei Meter tief tauchen kann und die Baderegeln kennt“, sagt Gallitz.
Das ist auch das Ziel von Schwimmkursen, die sich an Erwachsene richten. So ein Kurs ist übrigens nicht nur für Nichtschwimmer sinnvoll, sondern auch für alle, die im Becken nur unsicher unterwegs sind, etwa weil sie große Angst haben, Wasser über den Kopf zu bekommen.
Was ist anders als bei Kindern, wenn Erwachsene schwimmen lernen?
Der allererste Schritt auf dem Weg zum Schwimmenlernen ist bei Erwachsenen ein anderer als bei Kindern. „Wir müssen erst einmal damit anfangen, Blockaden im Gehirn abzubauen“, sagt Alexander Gallitz.
Denn die großen Schwimmschüler und -schülerinnen haben in Bezug auf Wasser oft Ängste, Unsicherheiten, schlechte Erfahrungen im Gepäck, die sich mitunter über Jahrzehnte im Gehirn gefestigt haben. Alexander Gallitz unterrichtet auch immer wieder Geflüchtete, die traumatische Erlebnisse von der Überfahrt über das Mittelmeer mitbringen.
Es geht also darum, Vertrauen aufzubauen. „Wasser ist mein Freund, nicht mein Feind“, wie Gallitz es auf den Punkt bringt. Der Schwimmlehrer arbeitet dabei mit Traumreisen: Die Schülerinnen und Schüler stellen sich - an Land liegend - vor, dass das Wasser sie trägt.
Dann geht es auch tatsächlich ins Wasser. Ein wichtiges Element der Gewöhnung ans Nass ist - bei Kindern wie auch bei Erwachsenen - der sogenannte Seestern, früher auch „Toter Mann“ genannt. Dafür legen sich die Schwimmschüler auf dem Rücken ins Wasser, spannen Bauch und Po an und schweben dann, ohne viel dafür tun zu müssen.
Eine Übung, die oft den Schalter umlegt, wie Alexander Gallitz sagt. „Wenn meine Schwimmschüler dabei das erste Mal spüren: „Das Wasser trägt mich!“ - dann haben wir gewonnen.“ Damit ist die Grundlage für alles weitere - Schwimmtechniken, das richtige Bewegen der Arme und Beine - gelegt.
Wie lange dauert es, bis Erwachsene schwimmen können?
Erwachsene brauchen in aller Regel länger als Kinder. „Bei einem normalen Schwimmkurs mit sechs Personen brauchen die meisten zwei Kurse, also insgesamt 20 Stunden, bis sie sicher sind. Bei Privatstunden ungefähr zehnmal eine halbe Stunde“, berichtet Schwimmlehrer Gallitz aus seiner Erfahrung.
Übrigens: Dem Schwimmlehrer zufolge ist es durchaus denkbar, sich das Schwimmen auch auf eigene Faust anzueignen. „Wer früher einfach nicht schwimmen gelernt hat, weil es kein Schwimmbad gab, der kann es sich durchaus auch selbst beibringen über Videos und Bücher.“ Funken jedoch Ängste oder negative Erfahrungen dazwischen, sei man in einem Kurs oder im Einzeltraining besser aufgehoben. (dpa)