Früher war alles romantisch, und jetzt nicht mehr so, und man mal nervt der Partner irgendwie. Das Gefühl kennen viele Paare. Warum unser Gehirn die Liebe sabotiert – und wie wir es austricksen können
Psychologen-Paar erklärtUnzufrieden mit der Beziehung? Vielleicht hilft dieser Tipp
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Wertschätzung zeigen: Dafür muss man wahrnehmen, was gut läuft - und vor allem darüber sprechen.
Copyright: Christin Klose/dpa-tmn
Am Anfang ist alles wunderbar, und wir hoffen und glauben sogar, dass unsere Beziehung sich genau so weiterentwickelt. Doch das ist wahrlich nicht immer der Fall. Die Liebe rückt irgendwie in den Hintergrund, und viele Paare reden mehr darüber, was anliegt und was von wem getan werden muss - und nicht über die Beziehung selbst. Und die läuft dann Gefahr, eine Art Management-Beziehung zu werden, so das US-Psychologen-Paar Julie und John Gottman.
Sie haben über Jahrzehnte Beziehungen in verschiedenen Aspekten erforscht. Tatsächlich sind die meisten Menschen zu Beginn mit ihrer Liebesbeziehung zufrieden, doch dann immer weniger. Das liegt aber oft nicht an der Beziehung selbst, sondern an daran, dass evolutionär bedingt „ungünstige menschliche Tendenzen“ am Werk sind, erklärt John Gottman in der „Washington Post“.
Vorsicht, Glücksfalle im Gehirn
Das ist zum einen die, dass Freude über etwas oft nicht lange andauert und wir uns an das, was gut ist in unserem Leben gewöhnen. Und zum anderen die „Negativitätsverzerrung“. Diese Tendenz, Negatives stärker zu beachten und sich daran zu erinnern kommt daher, dass unser Gehirn in der Evolution darauf programmiert wurde, Gefahren zu erkennen und ihnen Vorrang zu geben (schließlich war das Überleben oft wichtiger als das Glücklichsein).
In der Liebe ist sie aber gar nicht nützlich, sondern sorgt nun dafür, dass wir - wenn die erste Verliebtheit weg ist und der Alltag da, vor allem darauf achten, was unsere Partner falsch machen, so Julie Gottman - und nicht darauf, was sie richtig machen und wofür wir dankbar sein könnten. Und sogar sollten!
Aha - und was bedeutet das? Wie können wir es besser machen? Das geht so:
Bewusst hinschauen - und wahrnehmen, was gut ist
In ihren Studien haben die Gottmans, die in Seattle na der US-Westküste ein Beratungsinstitut leiten, eines herausgefunden. Paare, die bewusst dankbar sind und es einander auch praktisch zeigen, haben es einfacher miteinander und waren auch jeweils als Person entspannter und offener.
Dafür muss man dann natürlich wahrnehmen, was gut läuft. Und vielleicht auch warum. Vor allem aber: darüber sprechen. Denn oft denken wir etwas Nettes, sagen es aber nicht. Dabei wissen die meisten Menschen ja von sich selbst, wie gut Wertschätzung tun kann und wünschen sie sich.
Wertschätzung zeigen und Danke sagen - regelmäßig
Also warum nicht den netten Gedanken direkt auch formulieren? Julie und John Gottman raten Paaren, sich dafür außerdem auch extra Zeit zu nehmen, etwa, indem sie sich einmal pro Woche zu einer „Lagebesprechung“ mit einem bestimmten Ablauf treffen:
Zuerst teilt man dem oder der anderen mit, was man alles wertgeschätzt hat in den letzten Tagen. Dann sollten beide Dinge ansprechen, was vielleicht nicht so gut war oder Probleme, die man lösen möchte. Und zum Schluss gegenseitig die Frage stellen, so Julie Gottman: „Was könnte ich für eine Sache tun, die dir dabei helfen würde, dich kommende Woche geliebt zu fühlen?“ (dpa)